| Unser erster Strandtag steht am Programm. Und er beginnt gleich mit einer riesigen Entäuschung: Der Strandbereich in Cala Gonone ist künstlich und mit grobem Kalksplit angelegt. Wahrlich nicht unser Geschmack. Also steigen wir in unseren Miniflitzer und fahren über den Pass Bocca di Irghiriai in 20 Minuten zur Cala die Osalla. Wow! Was für ein fantastischer natürlicher Sandstrand mit Lagune. Vorbei an schwarzem Gestein, das einen schönen Kontrast zum Kalk bildet, gelangen wir zum 4km langen Traumstrand von Orosei. Am Fußpfad wuchert auch ein schönes Exemplar der Zwergpalme (Chamaerops humilis), die hier nur mehr an unzugänglichen felsigen Stellen gedeihen kann. Über einen kleinen Steg erreichen wir schließlich den Strand von Orosei. Geh leck. Hier schauts ja aus wie in der Karabik. Durch den Sandboden wirkt das Wasser türkisblau. Huihuihui hier lässt es sich sicherlich aushalten. Und auf 4km Länge tummeln sich gerade mal 50 Leute. Entlang des herrlichen Pinienwaldes (Pinus pinea) schlendern wir in Richtung Strandbar (300 Steps). Überall wuchert die Stranddistel (Eryngnium maritimum), dazwischen auch der Gelbe Hornmohn (Glaucium flavum). Direkt am Wasser schlagen wir dann unser Camp auf, wo ich dann aus alten Halmen des Spanischen Rohrs (Arundo donax) und einem Strandtuch einen Sonnenschutz für Sarah bastle. Verdammt gemütlich hier. Eine Luftmatratze haben wir auch und zum kühlen /Ichnusa ist's auch nicht weit.
Wie üblich mache ich dann einige Strandspaziergänge, wobei es allerhand zu entdecken gibt. Auffällig sind die vielen Strandflöhe (Talitrus saltator). Diese sind keine Flöhe sondern eigentlich an Land lebende Flohkrebse. Zu Dutzenden hüpfen sie weg, während ich allerlei Überreste des Neptungrases (Posidonia oceanica) sammle. Auf den langen grünen Blättern hat sich eine eigene Lebensgemeinschaft von Moostierchen (Bryozoa) und Hydrozoen ( Hydrozoa) gebildet, deren Schönheit sich erst und der Lupe offenbar. Besonders vom Moostierchen mit dem klingen Namen Electra posidoniae bin ich ganz fasziniert. Natürlich sammle ich auch jede Menge Muscheln, vor allem Herzmuscheln (Cardiidae) mit einem charakteristischen Loch in der Schale. Sarah ist ganz entzückt, können diese ja leicht zu einer Halskette verarbeitet werden. Erst als ich ihr erzähle, dass diese Muscheln von Nabelschnecken (Naticidae) angebohrt und ausgesaugt wurden, wird die Halskettenidee wieder ad acta gelegt.
Bis zum späten Nachmittag genießen wir den einsamen Traumstrand, bevor wir noch kurz die Cala die Cartoe besuchen. Die Anfahrt ist, besonders nach dem Ende der Asphaltstraße, etwas abenteuerlich und mit Vorsicht zu genießen. Irgendwer dürfte sich auch schon die Ölwanne aufgerissen habe, wovon eine frische Ölspur zeugt. Wir parken lieber gleich in einer Nische vor der Furt. Dem kleinen Fiat 500 traue ich eine Bachdurchquerung nicht zu ;) Die wenigen Meter zum Strand sind von blühenden Pflanzen geschmückt. Oleander (Nerium oleander), Saat-Wucherblume (Glebionis segetum) und Wilde Möhre (Daucus carota) wuchern am Wegrand. Auch das Stechende Sternauge (Pallenis spinosa) blüht noch. Ganz im Gegensatz zur Baumförmigen Wolfsmilch (Euphorbia dendroides), die im Sommer während der Trockenzeit die Blätter abwirft.
Die Cala di Cartoe ist auch so ein kleiner 200m langer Traumstrand, wobei es hier doch wesentlich mehr Felsen gibt. Und der Biologe weiß: An einer Felsküste gibt es organismisch einfach viel mehr zu entdecken. Der Fachmann schimpft sowas Hartbodenbenthos. Also wird gleich Taucherbrille + Schnorchel auspacket und die Felsen der Umgebung erkundet. Die Felsoberflächen sind dicht mit einem Vertreter der Schirmalgen (Acetabularia) besiedelt. Auch wenn es unglaublich erscheint. Diese Alge besteht nur aus einer einzelnen Zelle. An Fischen findet sich auch einiges. Unter den verschiedenen Arten kann ich jedoch nur Zweibinden-Brasse (Diplodus vulgaris) und Brandbrasse (Oblada melanura) identifizieren. Coolerweise schwimmt hier auch ein Schwarm von Goldstriemen (Sarpa salpa) rum, die sich auch gerne von den Blättern des Neptungrases ernähren. Die typischen Fraßspuren habe ich ja schon an den Blättern entdeckt. Leider gibt meine tapfere Olympus µ den Geist auf. Wohl doch zu lange geschnorchelt. Gegen 1900 müssen wir doch einmal aufbrechen. Leckeres sardisches Essen wartet auf uns.
Fazit: Schon fantastisch so ein /Tag am Meer
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