| Schon wieder habe ich unzählige Abende damit verbracht den Artikel zum /Toten Gebirge in der Wikipedia komplett neu zu schreiben. Jahrmillionen von biologischen Ablagerungen schufen den hiesigen Dachsteinkalk, die Eiszeiten gestalteten die Landschaft und der Alpenslawen-Stamm der Stoderaner hinterließ unzählige Flurnamen. Ein faszinierendes Gebiet. Dieses Wissen muss jetzt irgendwie "raus" bzw. "hinauf" und so nutze ich die Hössbahnen um sehr bequem über die Waldgrenze zu gelangen. Im Gepäck meine alte Spiegelreflexkamera und eine leere Speicherkarte. Es ist Doku-Time ;)
Das Wetter ist heute optimal. Kein Wölkchen trübt den fettblauen Himmel und der Wind ist schwach. Noch ist wenig los als ich um 0900 von der Bergstation runter zum Höss-Express wandere. Rinder als auch Pferde grasen auf den Skipisten. Die Almen der Hutterer Böden und der Hutterer Höß besitzen die größte Weideflächen im oberösterreichischen Teil des Toten Gebirges. Superfaul geht's dann mit dem Sessellift hinauf zum Hößkogel, wo mich dann gleich ein bombastisches Panorama vom Salzsteigjoch bis zum Kleinen Priel erwartet. Es wird geknipst was das Zeug hält: Sämtliche Gipfel, Gebäude, Lifte, Schafkogelsee, Kühe, Steine, Pflanzen,... Die beiden Aussichtsplattformen Dachsteinblick und Schafkogel werden selbstverständlich auch besucht. Die Einblicke in die Prielgruppe werden immer besser. Die vielen Täler im Ostabfall wurden von Gletschern ausgeschürft. Sie haben tief eingesenkte Hochkare mit anschließenden steil abfallenden, durch /Rundhöcker gekennzeichnete Gletschergassen hinterlassen. Besonders schön ist dies am U-förmigen Trogtal der Dietlhöll zu sehen. Beim Fotografieren und Staunen vergeht die Zeit wie im Flug. Doch ich muss einem straffen Zeitplan folgen, denn der Weg ist noch weit. Rasch lasse ich die grünen Weiden der Hutter Höß und der Schafkögel hinter mir und der herrliche Schrocken-Nordgrat beginnt. Das gesamte Gebiet wird vom Hauptdolomit dominiert, der zu feinem, würfeligen Felsgrus verwittert. Am Grat finden sich oft auffällig gelb gefärbte Kalksteine und löchrige /Rauwacke. Die geologische Karte gibt hier nur Hauptdolomit an. Mal nachforschen ;) Die Gratwanderung ist wieder vom Feinsten. Herrliche Tieflblicke ins sanfte Rottal bilden eine schönen Kontrast zum wild zerklüfteten Weißenbachtal. In der Ferne grüßt König Dachstein. Den Gipfel des Schrocken erreiche ich um 1030. Die unbehinderte Aussicht ist herrlich. Trotzdem verweile ich nur kurz, denn ich möchte heute noch das Pyhrner Kampl überschreiten. Und die Aussicht begleitet mich sowieso. Am Grat blühen gerade Rauer Kranzenzian (Gentianella aspera), Alpen-Nelke (Dianthus alpinus) und Blaugrüner Steinbrech (Saxifraga caesia) im Polsterseggenrasen. Die Elmscharte ist rasch erreicht. Hier endet der markierte Weg und Steinmänner weisen mir den Weg in die Nordflanke. Der Hauptdolomit endet hier und im schön gebankter Dachsteinkalk lässt sich der direkte Grat leicht umgehen. Um 1115 bin ich dann am einsamen Westgipfel. Von hier ergibt sich eine neue Perspektive auf den Höchmölbing und die Mölbingschütt. Sieht fast ein bisschen aus wie in den Sextener Dolomiten. Wieder verweile ich nur kurz und wandere über unerwartet saftige Urwiesen hinüber zum nahen Ostgipfel, der schöne Tiefblicke ins Loigistal sowie Einblicke in die kahle Kalkwüste des Warschenecks bietet. Nun ist es Zeit für eine 30minütige Jausenpause. Die Ruhe und die Einsamkeit hier oben ist einfach genial.
Der Abstieg erfolgt weglos in der Südostflanke. Hier gibt es einen schönen Bestand der Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum). Wenige Minuten später stoße ich auch schon wieder auf den markierten Weg, der mich durch eine wunderschöne Karstlandschaft hinauf zur Elmscharte führt. Viele tiefereichende Dolinen sind immer noch mit Schnee gefüllt. Am Rand dieser findet sich oft die Gämskresse (Hornungia alpina) sowie einige Nachzügler des Frühlingsenzians (Gentiana verna). Erst in der Elmscharte treffe ich wieder auf Wanderer und am Gipfel des Schrockens ist sehr viel los. Am Weg retour zur Höß treffe ich noch meinen Arbeitskollegen Timur. Während ich in Fleece und Haube marschiere, ist er kurzärmlig unterwegs. Kein Wunder, in seiner Heimatstadt /Omsk ist er andere Temperaturen gewohnt. Am Schafkogelsee angelangt, muss ich mich erst an die Menschenmassen gewöhnen. Auch viele Gleitschirmflieger sind bei diesem Kaiserwetter unterwegs. Also gibt's auf der Hössalm für mich nur ein gaches Abschiedsseiterl bevor ich mich auf den Heimweg mache.
Fazit: Das Tote Gebirge ist herrlich. Die intensive Recherchearbeit schärft den Blick für unbekannte Details und es gibt plötzlich viel mehr zu entdecken. Diese einsame Karstlandschaft hat mich intensiv in ihren Bann gezogen. Heimat... |