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5. Juni 2021

Über den Reitsteig auf die Schobersteine

(gepostet im Bereich Berg)

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Die Wege auf und um die Schobersteine am Attersee waren wegen des Felssturzes im Feber lange gesperrt. Nun sind sie wieder sicher begehbar und ich flitze schon früh am Morgen ins schöne Weißenbachtal. Mit dem Reitsteig steht ein für mich neuer, unmarkierter Weg am Programm.

Bei meiner Ankunft um 0645 ist der offizielle Wandererparkplatz schon sehr voll. Beim Einstieg zum Reitsteig, etwas nach dem Steinbruch bei einer kurzen Forststraße, bin ich jedoch alleine. Der Wetterbericht meldet bereits zu Mittag schwere Unwetter. Es ist zwar stark bewölkt und warm, aber nicht schwül. "Wird sich schon ausgehen.", denke ich mir. Trotzdem hab ich nur Minimalausrüstung im Gepäck um flott vorwärts zu kommen. Der Steig ist sehr schön angelegt und führt nur anfangs durch den schattigen Wald. Auffällig sind hier kugelförmige Wucherungen an Blättern des Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus). Es handelt sich hierbei um Gallen der Ahorngallwespe (Pediaspis aceris). Botanisch kann ich heute aus dem Vollen schöpfen, denn hier gedeiht ein wunderschön ausgeprägter Buchenwald auf Kalk. Auf wenig tiefgründigem Wettersteindolomit werden die Buchen durch einen lichten Rotföhrenbestand ersetzt. Auf der sonnigen Südseite gedeihen viele wärmebedürftige Pflanzen. Eine Besonderheit dieses Gebiets ist ein Vorkommen des Blut-Storchschnabels (Geranium sanguineum) mit seinen markant rot-​violett leuchtenden Kronblättern. Ein bemerkenswerter Massenbestand an Maiglöckchen (Convallaria majalis) begleitet mich viele Höhenmeter aufwärts. Dazwischen finden sich immer auch Gruppen mit Echtem Salomonssiegel (Polygonatum odoratum). Auch die Scheiden-Kronwicke (Coronilla vaginalis), die bei einem flüchtigen Blick rasch mit dem Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) verwechselt werden kann, blüht hier. Auf extrem flachgründigen Böden fällt der Wald komplett aus und das Rohr-Pfeifengras (Molinia arundinacea) dominiert. Diese Grasart sorgt auch für die Strohauflage am Wanderweg. Die eigentliche Attraktion heute ist aber die Vollblüte des Langblättrigen Waldvögleins (Cephalanthera longifolia). Diese weiß blühende Orchidee ist hier sehr häufig. Mit der Zweiblättrigen Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) kann ich eine zweite Orchidee häufig antreffen. Diese Art wird auf den sonnigen Hängen aber erst in einer Woche voll aufblühen.

Viel zu rasch verlasse ich den schönen Föhrenwald und ich erreiche einen dunklen Fichtenwald, kurz bevor der Reitsteig in den markierten Weg mündet. Nach wenigen Kehren bin ich auch schon am Sattel zwischen Kleinen und Großen Schoberstein. Obligat kraxle ich über die Südflanke (II) direkt zum Gipfel. Eine kurze Verschneidung erhöht den Spaßfaktor. In wenigen Minuten erreiche ich das einsame Gipfelkreuz. Der Kleine Schoberstein ist wohl die beste Aussichtskanzel um den Attersee vom Südende bis nach Norden komplett zu überblicken. Am Gipfel blühen dann alpine Schönheiten wie Silberwurz (Dryas octopetala), Alpen-Lein (Linum alpinum) und Clusius-Enzian (Gentiana clusii). Leider beginnt es tröpfeln und ich lege den Regenschutz an. Rasch steige ich über den Normalweg zurück in die Scharte ab. Kaum angelangt, hört es auch schon wieder auf zu tröpfeln und ich beschließe über den Grat noch zum Großen Schoberstein aufzusteigen. Eine gute Entscheidung, denn das Wetter wird immer besser und Kraxlerei am Grat macht Spaß. Am Gipfel verweile ich nur kurz und ich steige wieder zur Scharte ab. Die Regenwolken haben sich nun komplett aufgelöst und steige ich nochmal auf den Kleinen Schoberstein auf, um noch ein paar Fotos zu knipsen.

Um 1000 steige ich wieder über den Reitsteig ab und erreiche um 1040 den Ausgangspunkt. Entgegen der Prognosen hat sich ein schöner Sommertag entwickelt und ich besuche noch den sehr natürlichen Äußeren Weißenbach mit seinen markanten Schotterbänken. Der Unterlauf dieses Gewässers ist im Europaschutzgebiet Mond-​ und Attersee integriert, da Perlfische (Rutilus meidingeri) und Seelaube (Alburnus chalcoides) im Mai bis Juni dort zu ihren Laichplätzen wandern. Der Ausklang dieser feinen Vormittagstour findet am öffentlichen Badeplatz in Weyregg statt.

Fazit: Der Reitsteig ist ein sehr zu empfehlender Anstieg zu den Schobersteinen. Die Vegetation im Föhrenwald ist einmalig. Erst Zuhause habe ich auf openstreetmap einen Weg vom Ausgangspunkt zum Nixenfall entdeckt. Nach einer Bachquerung ist dieser in wenigen Minuten erreichbar. Beim nächsten Mal dann ;)

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