21. August 2021
Greimuth, Atterkogel und Bräuningzinken
(gepostet im Bereich Berg)
| Sarah und ich verbringen ein Wochenende im wunderschönen Ausseerland. Zur Einstimmung empfiehlt sich ein Besuch des Loserplateaus. Doch diesmal lassen wir den Loser links liegen und die Besteigung von Greimuth und Bräuningzinken steht am Programm. Heute hat sich Kaiserwetter eingestellt. Bei Sonnenschein und angenehmen Wandertemperaturen starten wir um 1130 am Ende der Loserstraße.
Direkt im feuchten Straßengraben wächst die Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia). Aber auch ein Neubürger hat sich hier eingeschlichen. Die auffallende Gelbe Gauklerblume (Mimulus guttatus) stammt eigentlich aus Nordamerika, ist aber inzwischen in Europa eingebürgert. Wir folgen der Karawane hinauf zum Augstsee. Hier hat sich seit unserem letzten Besuch 2013 viel getan. Der Auslauf wurde betoniert und Rohre gelegt. Den Haarblättrige Wasserhahnenfuß (Ranunculus trichophyllus) kann ich nicht mehr entdecken. Hoffentlich ist er nicht völlig aus dem See verschwunden. Der Anstieg zum Greimuth ist dann ein botanisches Highlight. Hier befindet sich ein Blaugras-Horstseggenrasen mit Parlatore-Staudenhafer (Helictotrichon parlatorei). Diese Pflanzengesellschaft ist typisch für sonnige, steile Hänge der nördlichen Kalkalpen und gehört zu den artenreichsten Rasengesellschaften im Gebiet. Die Hauptblütezeit ist normalerweise Mitte Juli, aber heute können wir wohl aufgrund des etwas längeren Winters noch viele Pflanzen während der Blüte beobachten. Gelb-Betonie (Betonica alopecuros), Glanz-Skabiose (Scabiosa lucida) und Alpen-Distel (Carduus defloratus) sind häufig. Dazwischen sind die Schwarzrandige Margerite ( Leucanthemum atratum) und der Grannen-Klappertopf (Rhinanthus glacialis) leicht zu entdecken. Der blühende Raue Kranzenzian (Gentianella aspera) kündigt bereits das Ende des Bergsommers an. Wir verlassen nun den Pilgerpfad zum Loser und zweigen rechts ab zum Sattel zwischen Greimuth und Atterkogel. Nun wird der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) immer häufiger. Der Weg wird nun etwas steiler und alpiner. Flott erreichen wir die aussichtsreiche Rasenkuppe des Greimuth. Die Einblicke in die Loserwände und die Aussicht auf das Plateau des Toten Gebirges sind weltberühmt. In der Ferne thront König Dachstein mit seinen Gletschern.Die Mittagspause ist somit Genuss pur.
Retour im Sattel beschließe ich noch den Atterkogel zu besteigen. Die Wegfindung ist klar, auch wenn im hohen Gras anfangs nicht gut ersichtlich. Es gilt eine markante Lücke in den Latschen anzuvisieren. Danach folge ich der gut ausgeschnittenen Latschengasse zum Gipfel mit Plüsch-Eule und Gipfelbuch. Der Atterkogel bietet einen schöne Aussicht auf das Kuhntal mit der Bräuningalm und dem Bräuningzinken. Wieder retour wandern Sarah und ich zum Gschwandtsattel. Wie auf einer Aussichtsterrasse queren wir die Ostflanke des Greimuth. Im Sattel beschließt Sarah direkt zur Alm abzusteigen. Ohne Rucksack steige ich mit hohem Tempo zum Gipfel des Bräuningzinkens auf. Oben gibt es nur ein gaches ein Gipfelfoto. Der gesamte Gipfelbereich ist mit Schafkot bedeckt und stinkt erbärmlich. Also flitze ich im Laufschritt retour zur Alm, wo wir noch eine kurze Pause einlegen. Die Bräuningalm liegt wirklich sehr idyllisch am Rande der Riesendoline des Kuhntals und ist wunderbar umrahmt von den Felswänden des Greihmuts und dem Kamm vom Bräuningzinken bis zur Bräuningnase.
Seit vielen Jahren beschäftigen mich die Ammoniten, die es am Grund des Kuhntals geben soll. So unternehme ich noch einen kurzen Abstecher, während Sarah direkt zur Loseralm zurückkehrt. Laut Natur-Wanderführer und geologischer Karte bestehen die Ränder der Doline aus einer mächtigen Wechselfolge von Oberalmer Schichten mit Barmsteinkalk-Zwischenlage. Feinkörniger Adneter Kalk befindet sich vor allem an der Basis in der Riesendoline. In den großen rötlichen Felsplatten des Adneter Kalks sollen sich Querschnitte versteinerter Ammoniten mit bis zu 30 cm Durchmesser befinden. Ich hoffe ich entdecke welche. Aber schon der Abstieg ist interessant. Häufig blüht hier der Ostalpen-Enzian (Gentiana pannonica). Auf den ausgedehnten Schneeböden wachsen Braun-Klee (Trifolium badium), Gebirgs-Quendel-Ehrenpreis (Veronica serpyllifolia), Gauchheil-Weidenröschen (Epilobium anagallidifolium), Alpen-Rispengras (Poa alpina), Gold-Pippau (Crepis aurea) und das Alpen-Mastkraut (Sagina saginoides). In den Vertiefungen der Felsplatten wächst häufig der Schnittlauch (Allium schoenoprasum). Bei den rötlichen Felsplatten angekommen, erleichtern Steinmanderl die Suche nach den Fossilien und ich kann einige schöne Ammoniten-Querschnitte entdecken. Zufrieden eile ich zurück zum Ausgangspunkt. Die obligate Gösser-Steirerkasbrot-Kombi gibt's dann bei der Loserhütte.Und weil Hochzeitstag ist, gönnen wir uns eine Nacht in der wunderschönen Seevilla in Altaussee.
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