14. Mai 2022
Über den Reitsteig auf die Schobersteine
(gepostet im Bereich Berg)
| Die Wanderung über den Reitsteig auf die Schobersteine hat mir letztes Jahr ausgeprochen gut gefallen. Also beschließe ich diese Tour heuer etwas früher, zur Maiglöckchenblüte, zu wiederholen. Und da Old-Bergfexings für neue, unmarkierte Wege immer zu begeistern sind, begleiten sie mich heute.
Wir starten um 0900 bei bestem Frühlingswetter im Weißenbachtal. Während sich am Normalweg die Massen tummeln, sind wir hier wie üblich alleine unterwegs. Blühende Maiglöckchen (Convallaria majalis) begleiten uns heute schon von Beginn an. Heute wird mir erstmals das viele stehende und liegende Totholz bewusst. Auf den toten Buchen wächst häufig der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum commune). Diese Pilzart, mit ihrer filzigen bis haarigen Oberseite ist unverwechselbar und wohl eine der am häufigsten vorkommenden Pilzarten weltweit. Rasch erreichen wir den lichten Rotföhrenwald (Pinus sylvestris). Die vielen Langblättrigen Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) fallen sofort auf. Ich bin ja ein großer Fan von diesem südexponierten Schneeheide-Rotföhrenwald. Heute sind zwei Arten von gelbblühenden Schmetterlingsblütlern häufig anzutreffen. Die etwas höher wachsende Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus) hat dünne, grasgrüne Blättchen, während die nicht verholzende Scheiden-Kronwicke (Coronilla vaginalis) fleischige, bläulich-grüne Blättchen hat. Im Dolomitschutt blüht auch die Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) und der Steinquendel (Acinos alpinus). Wir steigen höher und die Rotföhren werden immer schirmförmiger, mit schöner fuchsroter Borke im Kronenbereich. Dazwischen blühen Massen an Echtem Salomonssiegel (Polygonatum odoratum). Bergfexing-Mum entdeckt noch einen Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum). Viel zu rasch lassen wir den schönen Föhrenwald hinter uns und im finsteren Fichtenwald geht es noch einmal steil bergauf, bis wir auf den Normalweg stoßen. Meine Eltern wandern direkt zum Großen Schoberstein, während ich durch die Verschneidung in der Südflanke auf den Kleinen Schoberstein kraxle. Silberwurz (Dryas octopetala), Alpen-Lein (Linum alpinum) und Clusius-Enzian (Gentiana clusii) begleiten mich. Die Fernsicht ist hervorragend. Die Tiefblicke ebenso. Die Boote am Attersee durchpflügen dichte Teppiche aus Blütenstaub. Noch ist das Wasser tiefblau. In den Sommermonaten wird die Farbe zu milchig-türkis wechseln. Dies ist eine Folge biogener Entkalkung. Ich steige wieder in die Scharte ab und folge dem Grat zum gut besuchten Hauptgipfel. Eine Gratulation zur erfolgreichen Besteigung ist heute sehr wichtig. Mit 80 bzw. 70 Jahren sind meine Eltern die Dienstältesten am Gipfel. Beide sind immer noch mit Leidenschaft in der heimischen Bergwelt unterweg und topfit. Gfoit ma!
Damit der Abstieg etwas gelenkschonender wird, nehmen meinen Eltern den Normalweg ins Tal. Ich flitze über den Reitsteig wieder retour um sie später abzuholen. Den Ausklang dieser herrlichen Frühlingswanderung findet dann im Gasthaus Wachtberg statt. Bei traumhafter Aussicht genießen wir das ausgezeichnete Essen. Wir hom scho a schens Landl, goi!
|
Kommentar verfassen