| Der Elferkogel der Almtaler Sonnenuhr steht schon lange auf meiner Wunschliste. Außerdem kann ich von dort auch noch den Zehner- und Neunerkogel mitnehmen. Da sich ein ausgesprochen schöner und niederschlagsfreier Sommertag angekündigt hat, steht dieser langen Überschreitung nichts mehr im Weg.
Bei meinem Aufbruch am Almsee um 06:30 Uhr ist es bereits sehr warm. Interessanterweise ist so früh am Morgen schon einiges los, und auch im Wald stehen Autos und Fahrräder. Der Weg durch die Röll ist dank der wunderbaren Aussicht kurzweilig. Trotzdem bin ich froh, als ich die Forststraße verlasse und mich der Weg ins Grieskar führt. Bemerkenswert sind heute die vielen Rotflügeligen Schnarrschrecken (Psophus stridulus), die mit ihrem charakteristischen Schnarrgeräusch davonfliegen. Der Grieskarsteig führt nun kompromisslos bergauf. Bei der ersten großen Gumpe mache ich eine Trinkpause, und ich begegne einer vierköpfigen Wandergruppe, die die komplette Almtaler Sonnenuhr in einem Tag überschreitet. Ich erfahre auch, dass heute eine Bergmesse am Zwölferkogel stattfindet. So reift der Gedanke, ebenfalls noch den Zwölfer zu besuchen. Da ich heute auf der Pühringerhütte übernachte, habe ich ja mehr als genug Zeit.
Kurz vor der Grieskarscharte steige ich rechts über die Platten auf und spare mir den Weg über den Rabenstein. Der Dachsteinkalk ist griffig, und in der Verschneidung komme ich gut vorwärts. Erst beim Rückblick ins Kar wird mir die Steilheit des Geländes bewusst. Rasch lasse ich die Kalkplatten hinter mir, und ein schöner Wiesenabschnitt mit viel Blauem Eisenhut (Aconitum napellus) folgt. Unschwer erreiche ich dann den Hauptgipfel des Zwölferkogels. Die Bergmesse ist kurz vor dem Ende. Ich komme gerade noch rechtzeitig, um mir den Segen abzuholen. Um der Menschenmenge zu entgehen, breche ich, nach kurzer Pause, wieder auf und raste erst im Schatten der Eiskapelle (Kat.Nr. 1627/19), die ich genau um 12:00 Uhr erreiche. Das Schneedepot im Inneren der Höhle sorgt für angenehme Kühle bei diesen hochsommerlichen Temperaturen auf 2000 Meter.
Die Wegfindung zum Elferkogel ist einfach. Ich folge den Steinmännern zu den Wiesenflecken hinauf zum Rücken, der vom Hochbrett nach Norden verläuft. Für den Weg zum Gipfel, mit kleinem Kreuz, benötige ich eine gemütliche Stunde. Oben bin ich von der großartigen Aussicht überrascht. Rabeder erwähnt, dass diese Aussichtskanzel zu Unrecht selten besucht wird. Beeindruckend ist der Anblick der gewaltigen Platten des Zwölferkogels.
Um den Zehnerkogel zu erreichen, muss man zuerst wieder zurück in Richtung Hochbrett gehen und über die schönen, stark verkarsteten Platten wandern. Ich entschließe mich jedoch für die direkte Linie, die mich in stark verblocktes Gelände führt. Obwohl dieser Weg deutlich kürzer ist, bin ich vermutlich sogar langsamer, und ich verbrauche viel mehr Kraft. Nach 45 Minuten stehe ich dann am Gipfelkreuz des Zehnerkogels.
Auch der weitere Weg zum Neunerkogel ist einfach zu finden und führt durch riesige Karrenfelder. Alle Kleinformen des Karsts sind hier wunderschön ausgeformt. Besonders die Trittkarren gefallen mir. Um 15:40 erreiche ich dann den Neunerkogel. Inzwischen ist es sehr heiß. Kaum ein Lüftchen weht, und die Felsen sind ebenfalls schon aufgeheizt. So wird der Marsch zum nahen Röllsattel zur Strapaze. Die spärlichen Steinmänner sind schwer zu finden. Immer wieder verliere ich kurz den Weg und muss zum letzten Steinmann zurückwandern. Von meinem Wasservorrat ist nur wenig übrig. Als ich dann endlich den markierten Weg sehe, sind meine 2,5 Liter aufgebraucht. Der Gaumen ist staubtrocken, und der Traubenzucker löst sich auch nicht mehr auf. Am markierten Weg schleppe ich mich dann 30 Minuten zur Pühringerhütte. Ein kühler Radler erfrischt dann besonders gut.
Bei tief stehender Sonne nehme ich noch ein Bad im Elmsee und genieße die Ruhe am Jausenstein. Der Abend klingt dann auf der Terrasse der Hütte aus. Ich treffe eine Gruppe Botaniker der Uni Graz, die die hiesige Moosflora kartiert. Das Gebiet wurde bis jetzt noch nicht bearbeitet. Die Fachsimpelei macht Spaß. Pünktlich um 22:00 beziehe ich das Lager. |