 
| Mythos Traunstein. Selbst in einem /Profil Outdoor Extra wurde dieser Berg in die Kategorie: "Zehn heimische Berge, die man bestiegen haben sollte" aufgenommen. Niemand mag sich diesem markant vorgeschobenen Felsklotz, dem Wächter des Salzkammerguts, entziehen. Natürlich auch Sarah nicht (und ich ja auch nicht) In ihrer jungen Karriere als Bergfex, stellt die Besteigung des Traunstein den nächsten Meilenstein dar.
Es hat mich zwar einiges an Überredungskunst gekostet, aber um noch einen halbwegs anständigen Parkplatz zu bekommen muss ein Traunsteinaspirant einfach früh aufstehen. Tagwache um 0600 ist eigentlich ganz ok. 0500 konnte ich eh nicht durchsetzen ;) Als wir dann um 0740 am Ostufer eintreffen, ergattern wir noch eine feine Parklücke kurz vor dem Einstieg Hernler / Kaltenbachwildnis. Gerade in Früh finde ich den Fußweg entlang des Ufers vorbei am Moaristidl wunderschön. Fast alle haben es furchtbar eilig und hetzen die Straße entlang. Sarah und ich bummeln allein und gemütlich direkt am Wasser entlang. Kurz nach 0800 befinden wir uns dann am Einstieg des Naturfreundesteigs. Nun schlägt die Stunde der Wahrheit. Gleich zu Beginn überwindet dieser Steig ja sehr steil mit Klampfen und Seile die ersten 100 Höhenmeter. "Boa, do woast glei um wos geht!", höre ich Sarah hinter mir schnaufen. Dank Trittsicher- und Schwindelfreiheit stellen diese Passagen für sie aber kein Problem dar. Ganz im Gegenteil. Die Serpentinen hinauf zur Sulzkogelscharte, wo uns wie üblich die ersten Sonnenstrahlen erreichen, sind zwar steil und anstrengend, für Sarah aber offensichtlich etwas "langweilig". Glücklicherweise sorgt kurz darauf das Stückerl mit Aluleiter sowie Trittblechen für etwas Abwechslung ;)
Am sonnigen Südwestgrat legen wir dann die erste Pause ein. Dieses aussichtsreiche Platzerl mit schirmförmigen /Rotföhren (Pinus sylvestris) hab ich ja besonders gern. Unter uns glitzert der Traunsee und über uns verkündet die wehende Naturfreundefahne ein bewirtschaftetes Traunsteinhaus. Dazu verbreiten die urigen Bäume am Grat eine ganz besondere Atmosphäre. Glücklicherweise steht das ganze Gebiet unter Naturschutz, obwohl im diesem steilen Gelände vermutlich eh keine Forstwirtschaft einträglich wäre. Unterwegs zeigen sich die weißen vierzähligen Blüten der Moos-Nabelmiere (Moehringia muscosa), deren Blütezeit an günstigen Plätzen ja bis November reicht.
Mit langsamem, jedoch stetigem Schritt wandern wir zielstrebig nach hinauf. Die Devise lautet: Nur nicht zu schnell starten. So was rächt sich bekanntermaßen dann fürchterlich. Beim Jausenplatzerl auf gut 1200 Meter legen wir dann unsere letzte Pause ein. Wie ich den Gesprächen entnehme sind heute sehr viele Traunsteinneulinge unterwegs. Kein Wunder. Dieser Berg ist ja ganz was Besonderes. Laut Reini soll der Hochstaufen in den Chiemgauer Alpen von der Charakteristik sehr ähnlich sein. Bei der nächsten Gelegenheit mal testen. Außerdem gibt's da den Piedinger Klettersteig (C/D).
Hinauf zum Felsentor macht sich nun die ungewohnte Anstrengung bemerkbar und wir legen ab und zu ein Verschnauferli ein. Praktischerweise sind ab hier keine Motivations-Sprücherl wie "15 Minuten noch" nötig, da die Naturfreundefahne schon zum Greifen nah ist. Ich riech schon förmlich das köstliche Weißbier  Kurz nach 1100 erreichen wir nach 3 Stunden Gehzeit das Traunsteinhaus. Eine Nudel/Backerbsensuppe liefert die Energie für die restlichen Höhenmeter zum Gipfelkreuz. Bergfexing Harry benötigt natürlich zusätzlich einen guten Schluck Zaubertrank. Sarah und ich genießen bei strahlendem Sonnenschein die wunderbare Aussicht zum Dachstein. Bei der Hütte treffen wir zufällig Wilfried, den wir schon von den gipfeltreffen.at Stammtischen kennen. Er ist über den Hernler aufgestiegen und bereits wieder am Rückweg hinunter zum Traunsee.
Nach einer langen Pause spazieren wir in gut 30 Minuten hinüber zum Pyramidenkogel. Die Gmunder Hütte wird zu ihrem 100. Geburtstag gerade generalsaniert, entsprechend viel tut sich auf der Baustelle. Beim Heimkehrerkreuz darf selbstverständlich das obligate Gipfelfoto nicht fehlen. Untrüglicher Beweis einer erfolgreichen Besteigung der Landeswarte. Lange liegen wir noch in der Wiese. Bei so einem Traumtag fällt der Weg hinunter doch recht schwer. Um 1330 können wir uns aber doch noch aufraffen und wählen als Abstiegsroute den Weg über "die Kette" hinunter zum Kaisertisch. Während des Abstiegs brennt die Sonne ganz schön kräftig herunter. Beim Brünndl, der einzigen Quelle am ganzen Traunstein, können wir uns noch kurz erfrischen. Der Abstieg über diesen Weg sollte nicht unterschätzt werden, auch wenn der Weg 412 als leichteste Route auf den Traunstein gilt. Im steilen Gelände, mit vielen losen Steinen muss jeder Tritt gut überlegt sein.
Um 1530 trudeln wir beim Kaisertisch ein. Da nun die Mairalm schon im Schatten liegt, beschließen wir gleich zum Ausgangspunkt retour zu spazieren. Sarah findet das letzte Stückchen Forststraße gar nicht so schlimm. Lockeres austraben ist angesagt. Retour kehren wir noch beim Hoisn ein, wo wir uns, zwar nicht ganz bergsteigergemäß aber trotzdem lecker, ein Wiener Schnitzel mit Pommes schmecken lassen. Es war wieder einmal eine gelungene Traunsteintour. Unglaublich eigentlich die bergtechnische Steigerung meines Schätzchens. Anfang Mai die überhaupt erste Tour am Loser. Nun bereits am Traunstein. Also neuer Rang: Bergfexing Sarah.
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