| Eine Drachenwandtour scheint bei den Bergfreunden im gipfeltreffen.at Forum ja recht trendy zu sein. Also ergebe ich mich dem Gruppenzwang ;) Scherz beiseite. Ich nutze dieses prächtige Maiwetter noch ein letztes Mal vor den Umzugsaktivitäten um etwas Bergluft zu schnuppern und das Wachstum der Vegetation zu beobachten.
Heute dient der /Gasthof Drachenwand als Ausgangspunkt. Um 0830 wandere ich in luftiger Sommerkluft zuerst hinauf Richtung Almkogel. Im schattigen unteren Waldstück zur Theklakapelle blühen am Wegrand einige /Alpen-Heckenkirschen (Loncinera alpigena), die mit ihren leuchtend roten Doppelbeeren ab etwa August wesentlich besser auffallen. Gemütlich den Serpentinen folgend gelange ich ein lichtes, vermutlich geschlägertes, Waldstück. Hier hat sich im Vergleich zu 2007 massiv /Hainbuchengebüsch (Carpinus betulus) ausgebreitet. Im Vergleich zu den dealpinen Arten am Triftsteig befindet man hier sich in einem Fichten-(Tannen)-Buchen Wald in dem oft ein gelber Korbblütler wächst, der einem /Löwenzahn (Taraxacum officinale) zum Verwechseln ähnlich sieht. Es handelt sich hierbei um den /Stinklattich (Aposeris foetida), eine Charakterart der FiTaBu-Wälder in niederschlagsreichen Gebieten, wie etwa dem Salzkammergut. Nach Osten hin nimmt das Verbreitungsgebiet rasch ab. So fehlt diese Pflanze etwa im Pyhrn-Eisenwurzengebiet völlig.
Ein kleines Vorkommen an /Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) hätte ich beinahe übersehen, da die fleischfressenden Blattrosetten durch die Grashalme des Vorjahres bedeckt sind. Nur die typischen Blüten lugen hervor. Hinauf zum Almkogel ist der Weg links und rechts von gelb blühenden /Zweiblüten-Veilchen (Viola biflora) gesäumt.
Nach etwa 1h15min erreiche ich den kleinen und baumfreien Gipfelaufbau aus Hauptdolomit. Für so ein kleines Bergerl ist die Aussicht wirklich sehr nett. Unter mir der wunderschöne blaue Mondsee und hinter Meer das strahlenweiße Gletschergebiet des Dachstein. Strahlend weiß sind auch die Blüten der /Gewöhnlichen Felsenbirne (Amelanchier ovalis), die nicht zu unrecht auch als Edelweißstrauch bezeichnet wird. Zusammen mit der Felsenbirne blühen in diesem sonnigen Dolomitschutt auch dichte Polster der /Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) und der /Silberwurz (Dryas octopetala). Auch der /Berg-Baldrian (Valeriana montana) blüht hier bereits.
Der etwas frische Wind lädt zu keiner gröberen Pause ein und gemütlich schlendere gemütlich im Salzburger Land in etwa einer Stunde zum Marienköpfl, mit 1074 Meter zwar höchste, jedoch unbedeutendste Erhebung der heutigen Runde. Die Aussicht auf den Eibensee ist zwar ok, der Anblick des Wildmoos ist jedoch weniger prickelnd. Obwohl das Hochmoor unter Salzburger Naturschutz steht, haben Entwässerungsgräben und geometrische Baumreihen diesem Gebiet doch negativ zugesetzt. Wie letztes Jahr folge ich der Forststraße vorbei am Wildfütterungsplatz zum Wegerl, das hinüber zur Drachwand führt. Von dieser Seite kommend ist der "Einstieg" links und rechts mit Steinmännern an der Forststraße markiert. Unterwegs passiere ich noch das immer wieder spektakuläre Felsenloch und trudle um 1230 am einsamen Gipfel ein. Die Aussicht ist hier noch wesentlich besser. Irrsee, Mondsee, Attersee. Dazu Höllengebirge, Schafberg (ich glaube ich höre sogar die Schafbergbahn) und Dachstein. Ein wahrer Genuss bei diesem Prachtwetter. Noch immer zeigt sich kein Wölkchen am Himmel.
Hunger treibt mich nun flott retour zum Gasthof Drachenwand, den ich über den bezeichneten Weg erreiche. Ein kurzer Gegenanstieg fördert noch einmal ein paar Schweißperlen in der Mittagshitze zu Tage. Drei Leitern und einige steile Passagen verleihen diesem Weg doch einen alpinen Charme. Mit knurrendem Magen gelange ich um 1300 in schön schattigen Gastgarten, wo ein Hühnerbrüstl gefüllt mit Bärlauchtopfen Linderung verschafft.
Dieser kleine Vormittagsspazierer war gerade recht. Die nächsten Tage werden aufgrund von Umsiedlerei wohl berg- als auch internetfrei ausfallen.
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