 
| Der Mayrwipfl, ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Bergkarte. Und dies nicht nur schneebedingt. Lange habe ich diese Tour immer wieder anderen Bergen geopfert. Zu Unrecht wie sich herausstellen sollte. Durch die feinen Berichte im gipfeltreffen.at Forum motiviert, brechen Bergfexing Dad und ich um 0905 am Parkplatz bei der kleinen Kapelle in Muttling auf. Dorthin zu gelangen, war gar nicht so einfach. Die Straße ist zwar geräumt, aber wenig Split sorgt für entsprechend wenig Grip. Spikes oder Schneeketten sind da gar nicht so falsch.
Die Neuschneemengen sind nicht unerheblich. Schon zu Beginn können wir unsere Schneeschuhe (aka Watschler) anschnallen. Je nach Verwehung haben sich 20 bis 40 Zentimeter lockerer Pulverschnee angesammelt. Eigentlich eine Untertreibung. Der Pulverschnee ist hyper-flockig. Teilweise sinken wir trotz Schneeschuhe bis zu den Knien ein. Da wir heute das Privileg der ersten Spur genießen, müssen wir uns doch oft abwechseln. 40 Zentimeter Schnee schaufeln kostet durchaus etwas Kraft ;)
Der Weg verläuft in angenehmer Steigung hinauf zum Haslersgatter im Nationalpark Kalkalpen. Bei Sonnenschein wäre das ja ein richtig feiner Spazierer. Uns begleitet jedoch eine weiße Landschaft, weißer Himmel, geschmückt von weißen Wolken. Dazu noch einige weiße Flocken, die herabrieseln. Von den Haller Mauern ist nur die Basis auszumachen. Das Wetterorakel vom Küniglberg hat sich ja wieder einmal phänomal verhaut. Gestern meldete es noch Wolken bis 1000 Meter, darüber Sonnenschein. Heute um 0700 bereits: Nur der Dachstein wird in Oberösterreich aus den Wolken ragen. Wurscht, sag ich mir. Bevor ich vor lauter Streberei noch ausflippe, brauch ich wieder einmal eine zünftige Bergtour. Außerdem ist allgemein bekannt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.
Bei der ersten Lichtung verlassen wir den markierten Leitersteig und folgen den kaum auszumachenden alten Spuren. Rasch stoßen wir jedoch auf einen alten (Ochsen?)Weg der gemütlich ansteigend zur verfallen Mayralm führt. Endlich nähern sich fünf Tourengeher, denen wir, höflich wie wir sind, den Vortritt lassen. Schließlich haben sie auch das Recht sich beim Spuren etwas intensiver körperlich zu betätigen. Nach rund 2h20min Anstieg gelangen wir zur überraschend großen Mayralm und legen bei der Jagdhütte erstmal eine kleine Pause ein. Mit viel Phantasie können wir einige blaue Flecken am Himmel ausmachen, aber Sonnenschein gibt es heute nur in homöopathischen Dosen.
Auch für den letzten Anstieg zum Gipfel des Mayrwipfls lassen wir den Tourengehern das Recht der ersten Spur, die sie, dass muss ich ehrlich zugeben, auch sehr schneeschuhtauglich anlegen. Etwa 150m unter dem Gipfel macht sich meine mangelnde Kondition erstmal bemerkbar. Bei fast jeder Kehre brauch ich ein Verschnauferli. Kein Wunder. Die letzten 1000 Höhenmeter an einem Tag sind schon wieder drei Monate her. Außerdem wandelt sich der Schnee von Powder zu Bruchharsch. Der Wind frischt auf und beißt unangenehm im Gesicht. Die letzten Meter zum Gipfel sind dann eine echte Qual. Nach 3h30min bin ich wahrlich froh als ich das Kreuz erblicke. Wir beschließen nur ein kurzes Gipfelfoto zu knippsen bzw. knippsen zu lassen und kehren stante pede wieder um.
Der Abstieg klappt dank vieler patentierter Schneeschuh-Rutsch-Einlagen wieder flott. Recht zur Verwunderung der Tourengeher die nach uns ankommen. Diese können jedoch bei den folgenden Gleitpassagen den Vorteil ihrer Ski gut ausnutzen und sind ein bisschen flotter als wir zwei Watschler unten. Nach rund 2h15min Abstieg trudeln wir auch wieder am Parkplatz ein.
Fazit: Sehr schöne Wintertour im Nationalpark, mit großteils optimaler Steigung für Schneeschuhlatscher. Wir hatten heute den Vorteil, dass wir die Serpentinen hinauf zum Gipfel schön breit austreten konnten. Bei vereisten Bedingungen sind die Traversen sicherlich nicht optimal. Vermutlich wäre ein Anstieg direkt an der Südflanke etwas besser. Auf jeden Fall eine Tour die bei Sonnenschein wiederholt wird.
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