| Vor 22 Jahren war ich das erste und bisher einzige Mal auf der Bleckwand. Also an der Zeit dort wieder mal vorbei zu schauen. Ok, den Einleitungssatz habe ich nun von /Wilfried geklaut, ist aber trotzdem gut ;) Am Vortag war ich noch total unentschlossen bezüglich der Wahl des Wandergebiets. Salzkammergut, Pyhrn oder wieder in Richtung Molln? Da kam der Anruf von Berni gerade Recht, wodurch er mir diese schwerwiegende Entscheidung abnahm.
Zusammen mit Martin starten wir um 0900 bei der Sommerrodelbahn in Strobl-Gschwendt am wunderschönen Wolfgangsee. Wieder einmal ist es wunderbar warm und kein einziges Wolkerl ziert den blauen Himmel. So packen wir die Fleecejacken gleich wieder in den Rucksack und können kurzärmlig losmarschieren. Schon die Aussicht am Startpunkt ist wunderschön. Blühende Streuobstwiesen mit Wolfgangsee umrahmt vom dominierenden Schafberg. Tja, da fühlt sich auch ein Mostschädl im Salzburger Land pudelwohl Der Weg verläuft eher unspektakulär auf einer Forststraße im Wald mit auffällig vielen /Tannen (Abies alba). Die Buchenblätter haben erst vor kurzem ihre Knospenschuppen gesprengt und sind noch durchscheinend grün. Schaut im Gegenlicht wirklich sehr hübsch aus. Der Aufstiegsweg verläuft in der NO-Flanke der Bleckwand, daher ist es ein bisschen schattig. So freuen wir sehr als wir bei der mitten im Wald gelegenen Vorderleitenhütte etwas Sonne tanken können. Das Gelände wir nun langsam steiler. Am Weg liegen noch viele Steine und ein paar umgestürzte Bäume, Überbleibsel des Winters. Auch die Bleckwandlalm auf rund 1000 Meter dürfte erst vor kurzem ausgeapert sein, was an den vielen /Schneerosen (Helleborus niger) und einigen /Alpen-Soldanellen (Soldanella alpina) ersichtlich ist. Auf einem schönen Rücken der nach Nordwesten abfällt wandern wir weiter und stoßen auf eine grauslige, noch im Bau befindliche Forststraße. Da wir die 3 Meter hohe steinige Böschung überwinden müssen und vor uns keine Markierungen ersichtlich sind, folgen wir der Straße eine Kehre lang bis wir wieder auf eine rot-weiß-rote Markierung stoßen. Die Straßenböschung ist zwar hier auch ein 2 Meter hohes Felswandl, da aber am Rand noch viel Schnee liegt, klappt die "Zustieg" zum eigentlich Weg problemlos. Auf rund 1250 beginnt nun die geschlossene Schneedecke, die aber recht gut trägt. Zumindest meine Körpermasse ;) Flott erreichen wir die eingeschneite Bleckwandhütte, wo wir eine kleine Pause einlegen. Die Aussicht von der Terrasse kann sich wirklich sehen lassen. Ärger als jedes Salzkammergut-Klischee. Der Mix aus saftigem Grün im Tiefland, dem Blau des Wolfgangsees zusammen mit den schneebedeckten Bergen ist so richtig kitschig.
Das letzte Stückchen zum Gipfel ist nur mehr reine Form- und vor allem Genußsache. Martin und Berni spuren hinauf zum Kamm. So tue ich mir sehr leicht. Praktisch, denn die Sonne brennt hier ganz schön runter. Der Spazierer am Kamm in Richtung Gipfelkreuz wird dann von vielen Ahhs und Ohhs begleitet. Die Aussicht ist phänomenal. So manch einer lässt sich auch zu einem: "Boa, is des geil!" hinreißen. Auch König Dachstein lässt sich blicken, wo heute Wilfried und Margit sich rumtreiben. Ich glaub die haben dort auch ganz grauslige Bedingungen Eine nette Attraktion ist auch das Ofenloch, ein schönes kleines Felsentor. Hier liegt auch ein Geocache den Berni dank des UPS ("unusual positioned stone") mit dem ersten Griff findet. Am nahen Gipfel sind wir dann alleine und stoßen mit einem kühlen Stiegel (auch ein Mostschädl muss sich an die örtlichen Gepflogenheiten halten) auf unser schönes Bergerlebnis an. Für Martin ist es sein erstes (selbstgetragenes) Gipfelbier. Er war quasi diesbezüglich noch Jungfrau .
Die Aussicht lässt wirklich keine Wünsche offen. Diese Aussichtskanzel zwischen Flachland und Hochgebirge ist schon einmalig. Etliche Seen, Kulturland, Wälder, schroffe, graue Gipfel und der Gletscher seiner Majestät und vieles mehr. Ich kann mich gar nicht satt sehen an der schönen Landschaft mit den vielen Details. Malerisch liegt unter uns der Bürgelstein und das Blinklingmoor, beides lohnende Ziele falls man sich für Ökologie interessiert. Ich denke diesbezüglich ist ein Besuch meinerseits schon fahrlässig überfällig. Aber auch für den geologisch Interessierten hat die Umgebung etliches zu bieten. Die Bleckwand besteht im Gipfelbereich aus /Jurakalken (Oberalmer Kalke und Barmsteinkalklagen). Der Sparber besteht bereits aus älteren Kalken der /Trias. Dem Einschnitt zwischen Sparber und Bleckwand folgt die Wolfgangseestörung mit dem im Wolfgangseefenster aufgeschürften Ultrahelvetikum und Flysch. Die eigentliche Attraktion ist jedoch ein 4-5 m mächtiger Eruptivgesteinskörper (/Ophiolithe) mit Kissenlavastruktur nördlich der Bleckwand. Für die nördlichen Kalkalpen etwas Besonderes, handelt es sich hierbei ja um einen vom Ozeanboden stammenden Schmelzfluß. Im Gegensatz dazu ist Kalkstein ja ein Sedimentgestein, das Großteils biogenen Ursprungs ist (Stichwort Fossilien). Ich denke dieses Platzerl will dann zusammen mit Bürgelstein und Blinklingmoor bei einem eigenen naturkundlichen Ausflug ausgeforscht werden. Genaue Beschreibungen finden sich in den /Erläuterungen zum geologischen Blatt 95.
Für den Abstieg, der dank Schnee rasant klappt, wählen wir wieder die Aufstiegsvariante. Im Wald hören wir, dass die Sommerrodelbahn in Betrieb ist. Kurz überlegen wir noch ob wir zur "Bergstation" queren sollen, aber zum Parkplatz sind es auch zu Fuß nur wenige Minuten. So trudeln wir kurz vor 1400 wieder im Tal ein. Leider will uns um diese Zeit kein Wirt der Umgebung mit warmen Mahlzeiten verköstigen, wodurch die Nachbesprechung beim /Reschenwirt am Grasberg stattfindet.
Fazit: Trotz des mäßigen Weges aufgrund des schönen Panoramas ein Traumtagerl zusammen mit Martin & Berni, mit denen ich schon viel zulange keine gemeinsame Tour mehr unternommen habe. Aber es wurden schon wieder brav Pläne für den Sommer geschmiedet. So gibt es am Schermberg einen neuen Klettersteig am NO-Grat. Das schreit ja förmlich nach einem Stammtisch auf der Welser Hütte.
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