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30. Juni 2009

Großer Rosennock

(gepostet im Bereich Botanik)

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Oh Wunder! Zur Abwechslung regnet es am Vormittag nicht. Der Himmel zeigt sich zwar stark bewölkt, aber aufgrund des fehlenden Niederschlags kann man ja schon von bestem Tourenwetter sprechen. So führt uns die heutige Exkursion entlang des markierten Wanderwegs 13 hinauf zum Naßboden See und weiter zum Großen Rosennock, mit 2440 Metern müA eine der höchsten Erhebungen der Nockberge.

Der inzwischen bekannte Aufstieg in Richtung Zunderwand verläuft, dank einiger Intermezzos zum Thema Beweidung und Boden, recht kurzweilig. Wo sich die Wege teilen, wandern wir westlich und gelangen in einen bunten Mix aus Quell-​ und Hochmoor mit Bulten die wieder mit Gämsheide bewachsen sind. Das charakteristische Rot des Torfmooses /Sphagnum magellanicum sorgt für nette Farbakzente. Professor Türk meint nur: "Des is ka richtige Pflanzengesellschaft. Do woxt ois kreuz und quer. Ois wos Gott verboten hat". Tja die Natur lässt sich nicht immer in menschliche Kategorien pressen. Auf einem Felsen findet sich eine sehr interessante Flechte. Bei Omphalina hudsoniana rekrutiert sich der Pilzpartner aus der Gruppe der /Ständerpilze (Agaricomycotina), was bei Flechten recht selten ist. Die kleinen Fruchtkörper sind dementsprechend in Stiel und Hut gegliedert. Wieder was dazugelernt ;)

Rasch erreichen wir den Naßboden See, wo ein unförmiges Ding aus dem Wasser ragt. Was ich zuerst für einen abgestorbenen Baum halte, ist doch tatsächlich eine Nessie-​artige Metallskulptur. Im Zuge der touristischen Erschließung der Alpen, ist vermutlich inzwischen jedes Mittel recht um zahlende Gäste anzulocken. Ich stehe solchen Sachen eher ablehnenden gegenüber. Bei zunehmender Bewölkung legen wir die letzten 400, relativ unspektakulären, Höhenmeter zurück. Dank Beweidung sind die Rasen in dieser Höhe recht artenarm. Nur an der felsigen, nach Osten abfallenden Kante, gesellen sich einige neue Arten hinzu. Hier blühen aktuell /Zwerg-​Primel (Primula minima), /Klebrige Primel (Primula glutinosa) und /Alpen-​Wucherblume (Leucanthemopsis alpina). Diese Pflanzen bieten dem rauen Alpenklima gut Paroli. Aber auch wir müssen in wärmeres Gewand schlüpfen. Es ist windig in kalt. Ein Blick Richtung Falkert zeigt: Dort drüben regnet es bereits. Die Höhe und Witterung macht offensichtlich den Kollegen unterschiedlich zu schaffen. Die sonst im Gänsemarsch wandernde Gruppe, zieht sich merklich in die Länge. Auch ich merke ab 2200 Leistungseinbußen, war ich heuer ja überhaupt noch nicht über 2000 Meter. Puh, da ist unbedingt mehr Training erforderlich, sonst wird das nix mit der Glocknergruppe im August. Kurz nach 1200 trifft dann auch der letzte Teilnehmer am windumtosten Gipfel ein. Leider ist die Fernsicht sehr eingeschränkt. Nur schemenhaft können wir die Hohen Tauern erahnen. Kurz lässt sich ein Gletscherfleckchen der Hochalmspitze blicken. Am Gipfel befindet sich ein leicht ausgeprägtes /Schneetälchen, das von den Professoren näher erläutert wird.

Nach einer Jausenpause erfolgt der Abstieg am Aufstiegsweg. Bei einer Windecke (winderblasenen Kante) erläuterten Professor Hartl und Türk, die spezielle Gemeinschaft von /Gämsheide (Loiseleuria procumbens) und Windbartflechte (Alectoria ochroleuca). Diese Windecken sind auch im Winter meist aper und oft von einer durchsichtigen Eisschicht überzogen (Glasschicht), durch die weiterhin Photosynthese möglich ist. Die Gämsheide ist sowieso extrem widerstandsfähig gegen Winddürre und Frost. Sie erträgt Windstärken von 40 m/s und Temperaturen von –30 °C bis +50 °C ohne Schaden davonzutragen.

Bei der Abzweigung Rosennock/Zunderwand beraten wir uns kurz über die weitere Route. Da sich südlich bereits eine große Gewitterzelle gebildet hat, beschließen wir (wieder einmal) die Exkursion hier zu beenden. Mit sportlichem Tempo legen Chris und ich den letzten Wegabschnitt zum Erlacherhaus zurück. Gerade recht. Kaum 20 Minuten in der gemütlichen Gaststube beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. So gesehen herrschte heute ja nicht bestes sondern prächtigstes Wanderwetter …

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