| Da Professor Peer & Hartl heute zu einer Tagung der Ostalpin-Dinarischen Gesellschaft in Pörtschach flitzen, betreut heute Professor Türk die heutige Exkursion allein. Das Thema: Flechten. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass nur ich einen "ordentlichen Pascher" habe und Flechten ganz interessant finde. Doch ich werde eines Besseren belehrt. Einige Studienkollgen .. hmm.. eigentlich eh alle sind auch Flechten-Fans.
Wir starten um 0830 beim Erlacher Haus und haben sogleich unser erstes Exkursionziel erreicht: Die Terrasse. Puh anstregend ;) Eigentlich sind Holzbalken ein offensichtlich gutes Substrat für Flechten, trotzdem hab ich mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht, dass diese Doppelwesen eigentlich allgegenwärtig sind. Hier gedeiht etwa Lecanora varia, wobei die Bestimmung dem Spezialisten überlassen ist. Eine entsprechende optische Bewaffnung vorausgesetzt. Etwas weiter, am Parkplatz, befindet sich ein alter Fichtenpfosten, der schon recht fesch von Flechten überwuchert ist. Auf diesem kleinen Lebensraum werden 15, mit dem freien Auge zu bestimmende, Flechtenarten vorgestellt. Die Artenzahl ist noch wesentlich höher, doch dieses Beispiel gibt schon mal einen Vorgeschmack. Bei einer Fichte am Straßenrand befinden sich dann schöne Bartflechten, vor allem Evernia divaricata.
Wir folgen (schon wieder) dem Weg 162 hinauf zur Bockhütte. Unterwegs werden die Flechten am Wegrand bestimmt. Bei einer großen Blockhalde verweilen wir länger und beschäftigen uns mit den vorkommenden Makroflechten. Dieser Standort ist beeindruckend artenreich. Wir beschäftigen uns vorwiegend mit den Makroflechten, die hier in allen Strukturen auftreten. Allein die Gattung Cladonia ist mit mindestens 11 Arten vertreten. Leider bilden sich auf Kalkblockhalden nicht solche lässige Gemeinschaften, was vor allem auf die trockeneren Verhältnisse zurückzuführen ist. Vielleicht sollte ich doch mal ins Mühlviertel schaun.
Leider entfällt die geplante Tour auf den Mallnock, da sich bereits am Vormittag ein Gewitter entlädt. Die Frage ist nun: Welches Lied wird der offizielle Exkursionssong? "Why does it always rain on me (Travis) oder doch "Only happy when it rains" (Garbage)? Bei der Bockhütte warten wir den Gewitterschauer ab und beschließen in der Senke hinauf zum Oswalder-Bock Sattel zu wandern. Unterwegs sind die Gneisblöcke "places of interest", insbesonders die Vogelstandplätze beherbergen wieder spezielle Flechten, wie etwa Ramalina capitata. Auch einige Nabelflechten, die nur an einer Stelle mit dem Untergrund verwachsen sind, werden näher inspiziert. Zu den Felsblöcken meint Professor Türk nur: "Euch ist eh klar, dass wir hier einen Deckungsgrad von 100% haben." Jede noch so kleine Stückchen Fels ist besiedelt. Unglaublicherweise öffnet sich die Wolkendecke und einige sonnige Stunden stehen uns bevor. Wir genießen unsere gemütliche Jausenpause in vollen Zügen. Eigentlich wollte ich den mitgebrachten Zirbenschnaps (made by Old-Bergfexing) für den letzten Gipfel aufheben, aber dies wird wohl die beste Gelegenheit sein, um den Kollegen mal ein gutes Schluckerl zu spendieren. Die Kritiken fallen auch sehr positiv aus.
Wir wandern nach Westen wieder etwas bergauf und treffen auf Gneisblöcke mit riesigen Lagern von Aspilidea myrinii. Auch hier gibt es wieder etwas besonderes: Flechten die auf Flechten parasitieren. Etwas unterhalb der Pfannseen finden wir noch die Alpen-Rentierflechte (Cladonia stellaris), die auch aus Skandinavien importiert wird und als Modellbäumchen Verwendung findet. Vorbei an den Seen und der Erlacher Bockhütte komplettieren wir die Runde retour zum Erlacher Haus. Auf der Terrasse brennt dann die Sonne so richtig runter. Latürnich. Erst am letzten Tag stellt sich anständiges Juliwetter ein ;)
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