20. August 2009
Großes Wiesbachhorn
(gepostet im Bereich Berg)
| Als wir um 0630 bei der Hütte starten, kündigt sich bereits ein Traumtagerl an. Weit und breit ist kein Wölkchen zu sehen und es ist selbst im Schatten schon recht warm. Aber eine Fleecejacke schadet um diese Uhrzeit sicherlich nicht. Die erste, mit einem Stahlseil versehene Steilstufe, bringt sogleich den Kreislauf in Schwung. Der weitere Aufstieg zum Oberen Fochezkopf gestaltet sich etwas mühsam. Der Rucksack ist dank aufgefüllter Wasservorräte erneut sehr schwer. Mit den ersten Sonnenstrahlen bessert sich jedoch meine Leistungsfähigkeit. Schön langsam glaube ich wirklich Bergfexing Harry ist solarbetrieben ;) Der Weg ist wesentlich besser als ich ihn in Erinnerung habe. Durch unzählige Bergsteiger wurde der verwitterte Kalkglimmerschiefer ordentlich "zaumtretn". Vom berühmten, schneebedeckten Kaindlgrat ist naturgemäß heute nicht mehr viel übrig. Inzwischen zeigt sich auch schon der Großvenediger, der herrlich von der Morgensonne beschienen wird. Generell ist die Fernsicht nach Südwesten ausgezeichnet, obwohl es so warm ist.
Für den nächsten Abschnitt montieren wir die Steigeisen und grapschen den Pickel. Viele Bergsteiger gehen ohne Ausrüstung über den letzten vereisten Gratabschnitt zu den Felsen. Da um diese Uhrzeit die Spur noch vereist ist, plagen sich die Leute ganz ordentlich. Ich kann bei solchen Aktionen nur den Kopf schütteln. Dad und ich folgen jedoch einer anderen Route, denn wir steigen über das Kaindlkees in Richtung Wielingerscharte auf. Auf dem Blankeis kommen wir sehr flott vorwärts und erreichen bald den Schuttrücken, der nach Südwesten herunterzieht und wo auch wieder Steigspuren sichtbar sind. Felsigen Boden unter den Füßen, können wir die Gletscherausrüstung wieder ablegen und errichten unter einem großen Block unser Rucksackdepot. Da wir den letzten Anstieg ohne schweres Gepäck zurücklegen, stärken wir uns hier noch etwas. Als ich Dad einen Müsliriegel anbieten will, meint dieser völlig verdutzt: "Du i glaub i hob meine hintan Zähnd in da Hittn vergessn". Oh Mann, ich glaub die Altersenilität setzt in dieser Höhe schon früher ein .
Die letzten Höhenmeter zum Gipfel legen wir dann am Grat zurück. Hier sind die Felsen schön griffig und wenig von Geröll bedeckt. Inzwischen bin ich schon wieder äußerst wunderlich und aufgeputscht. Die Fernsicht ist einfach unglaublich. Der Großglockner scheint zum Greifen nahe. Die Sonne brennt herunter und es weht nur ein schwacher Wind. Jeder Schritt ein Genuss. Die Rucksäcke zurückzulassen war definitiv die richtige Entscheidung. So macht mir heute die Höhe überhaupt nicht zu schaffen. Topfit und glücklich erreiche ich nach 2h20min den Gipfel des 3564 Meter hohen Wiesbachhorns. Dad scheint in ganz ähnlicher Verfassung zu sein, hat er mich auf den letzten Metern ordentlich abgehängt. Am Gipfelkreuz beglückwünschen wir uns lachend zu dieser herrlichen Bergtour. Zum Panorama nur zwei Worte: Absolut irre! Nur nach Norden zeigen sich die Kalkalpen dunstverhangen. Der Großglockner präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Schon ein besonderer Berg, der er aus recht verwitterungsfähigem Prasenit besteht, unterscheidet sich markant von den sanften Bratschengipfeln im Vordergrund. Stundenlang könnte ich hier die heimische Bergwelt bestaunen. Ob man sich überhaupt satt sehen kann? Doch wir müssen auch den Abstieg und die Heimfahrt nach Wels einkalkulieren. Der Abstieg ist noch einmal wunderbar aussichtsreich und klappt äußerst rasant. Am Rucksackdepot angekommen, legen wir wieder die Steigeisen an. Dad flucht: "Des haut ned hi!". Ich werfe einen kurzen Blick auf seine "Operation" und muss laut lachen. "Host das jo verkehrt o!". Sapperlot, die Alterssenilität kommt jetzt aber mit Riesenschritten
Die Gletscherüberquerung klappt problemlos. Ein Paar mit Kindern scheint dies auch ohne Steigeisen zu versuchen. Ich glaube solch eine Aktion muss nicht näher kommentiert werden. Der restliche Abstieg ist dann schön sonnig und warm. Auf der Terrasse des Heinrich Schwaiger Hauses gönnen wir uns noch ein Bier und Dad erhält auch die vermissten Zähne zurück. Die letzten Höhenmeter zum Stausee Mooserboden sind dann recht gemütlich. Ich fühle mich wenig erschöpft. So kann ich noch die hiesige Pflanzenwelt bewundern und entdecke auch gleich einen kleinen Polster des /Zweiblüten-Steinbrech (Saxifraga biflora). Könnte aber auch ein Hybrid mit dem /Rudolph-Steinbrech (Saxifraga rudolphiana) sein, der hier ebenfalls wächst aber bereits fruchtet. Der Ausklang findet dann im Gastgarten des Alpenhauses Kesselfall statt, wo es wohl 35°C warm ist.
Fazit: Sodala, zuerst mal Luftholen und ein paar Superlative zurechtlegen: Ultimativ grandioste, Perfekt-Wetter-Bergtour ever! Ich glaube noch besser kann man's überhaupt nicht erwischen. Eine unvergesslich Hochtour zusammen mit meinem bevorzugten Bergpartner: Bergfexing Dad.
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Kommentare
lama schrieb am 22.08.2009 um 20:02
gratuliere euch herzlich!!! Do hobt's ja des Horn perfekt dawischt - a Hammer!
lG
Martin
sabina schrieb am 24.08.2009 um 14:36
Grandios sag ich da auch nur!
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