| Die Phyrgasüberschreitung. Eine Tour, die mich schon 12 Jahre beschäftigt. Mal mehr, mal weniger und schließlich hab ich diese Route komplett vergessen. Erst als Martin und Lampi sich am Freitag melden, dämmert's wieder. Hoppla, die Route steht ja schon ewig am Programm. Da Bergfexing Dad von Samstag auf Sonntag den großväterlichen Pflichten nachkommt, können wir leider die gipfeltreffen-Partie nicht begleiten und entscheiden uns für eine separate Begehung am Samstag. Dank Georg Schrutka habe ich auch eine gute Beschreibung parat.
Um 0700 starten wir am Parkplatz Singerkogel und wandern direkt hinauf zur Gowilalm. Der heurige Juli verwöhnt uns ja regelrecht mit herrlichen Sommertagen, aber heute ist es schon in der Früh richtig heiß. Glücklicherweise verläuft der Weg zur Alm vorwiegend im Wald. Nach rund 1h treffen wir bei der Gowilalm ein, wo ich meinen ersten Frühstücks-Müsliriegel verputze. Die Aussicht ist wie immer wunderbar. Zwischen Totem Gebirge und Sengsengebirge zeigt sich das Garstnertal von seiner schönsten Seite. Als wir hinauf zum Kleinen Pyhrgas wandern, entdecke ich in der Nähe der Zisterne etliche Exemplare des Brand-Knabenkrauts (Orchis ustulata). Generell ist der Weg hinauf zum Gipfel von unzähligen blühenden Pflanzen gesäumt, aber ich beschränke mich mal auf die Auffälligsten. Der Anstieg selbst ist noch im Schatten. Herrlich. So erreichen wir wenig anstrengend das Plateau. Hier wird es botanisch wieder äußerst lohnend. Im Rasen aus Kalk-Blaugras (Sesleria albicans) und Horst-Segge (Carex sempervirens) blühen etliche Rote Kohlröschen (Nigritella rubra), Alpen-Nelken (Dianthus alpinus) und der Alpen-Süßklee (Hedysarum hedysaroides). Auch bodenökologisch ist das Plateau interessant. Rotbrauner Kalkbraunlehm wechselt mit schwarzer Rendzina. Am Gipfel selbst tummeln sich schon etliche Wanderer. Das Wetter ist traumhaft und die Fernsicht gut. Die Tiefblicke ins Eiskar sind schon gewaltig. Am Gipfel beschließen Dad und ich demnächst dem Langstein & Kreuzmauer einen Besuch abzustatten. Bloß nicht wieder vergessen! Damit die Überschreitung aber nicht zu warm wird, rasten wir kaum 20 Minuten bevor wir in die Scharte am Grat absteigen. Laut Beschreibung eine Stelle II. Auf der Südseite gibt es hier zwar einen gut kletterbaren Felsen. Dieser hat sich jedoch schon stark vom Grat gelöst und wird wohl bald ins Eiskar stürzen. Im Spalt kann man jedoch gut abklettern. Erst als wir wieder aus der Scharte aufsteigen und zurückblicken, bemerken wir, dass man die ganze Stelle sehr leicht unterhalb der Platte in der Nordseite umgehen kann. Dann wird aus dem IIer Gehgelände. Was nun folgt ist eine außergewöhnlich schöne Gratwanderung. Der Steig ist gut ausgetreten, aber am Grat kann man ja sowieso nicht aus. Schön luftig spazieren wir durch einen Alpen-Garten und erreichen auch flott die Abzweigung zum Scheiblingstein, den ein ambitionierter Bergwanderer auch noch mitnehmen könnte, sofern 200 Höhenmeter extra verkraftbar sind. Nach dem "Verteilergrat" umgehen wir einige Passagen auf der Südseite bevor wir zu einem markanten Steilaufschwung mit rotem Fels gelangen. Hier wechseln wir, wie in der Beschreibung angeführt, auf die Nordseite und gehen waagrecht bis in einen Winkel, wo links eine Rampe hinauf führt. Oben treffen wir wiederum auf einen Steinmann. Also denken wir: "Des paast scho!" Doch das weitere Gelände ist deutlich über I+, was nicht mehr mit der Beschreibung übereinstimmt. Ordentlich luftig überwinde ich Schlüsselstelle bevor wir über Schrofen leicht den Grat gewinnen. Weiter oben merke ich dann: Hoppla, da gibt es ja noch eine zweite Rampe. Aber laut Beschreibung und Steinmann hätte es schon gepasst. Komisch. Der weitere Weg ist steil, jedoch nicht sonderlich schwer. Trügerisch ist jedoch das nahe Gipfelkreuz. Ich glaube nur wenige Minuten entfernt zu sein, doch das täuscht dann doch noch ordentlich. Pünktlich zur Mittagssirene erreichen wir schließlich den Gipfel des Großen Pyhrgas. Was für eine tolle Gratwanderung. Ein Einheimischer klärt uns jedoch auf, dass wir uns vergangen haben und eine Rampe zu früh ausgestiegen sind. Also die zweite Rampe nehmen (=Gehgelände).
Nun, da wir schon 5h unterwegs sind, stärken wir uns mit unserer köstlichen Jause. Immer mit dabei: Landjäger (aka Austrian Powerbar by Hochi). Inzwischen ist es so richtig heiß. Die kommende Hitzeschlacht ahnend, beginnen wir um 1230 mit dem Abstieg über den Bad Haller Steig, der auch recht zügig klappt. Doch ist heiß. Jede Schatten spendende Quellwolke ist herzlich willkommen. Dank der Schotterriese können wir rasch Höhenmeter vernichten. Doch im Holzerkar brennt die Sonne erbarmungslos runter. Sogar die Felsen sind so richtig heiß. Kurz überlegen wir noch direkt zur Holzeralm abzusteigen, doch der Weg verliert sich bald in einer Steilwand. (Um direkt abzusteigen muss man sich im Holzerkar links (südwestlich) halten und die großen Schottriesen zum Almboden nutzen) Also marschieren wir am markierten Weg retour zur Gowilalm. Inzwischen sind leider unsere Wasservorräte erschöpft. Bei jedem Schattenplatzerl wird gerastet. Ich glaube ich kann schon gar nicht schwitzen und Zunge klebt sowieso schon am Gaumen. Schweigend und erschöpft latschen wir weiter. Endlich erblicken wir unterhalb eine Badewanne-Viehtränke, wo wir uns wieder aufpäppeln können. Ohne diese Erfrischung wäre ich wohl kaum weitergewandert. Von hier ist es nur mehr ein Katzsprung zur bewirtschafteten Alm, wo wir unsere Runde vervollständigen und mit einem Most auf diese großartige Tour anstoßen. Der Weg retour zum Singerkogel ist zwar einfach, doch gemütlich ist er heute nicht. 1500 Höhenmeter und Hitze haben ihren Tribut gefordert. Aber unglaublich schön war es! Eine Tour die öfters gegangen werden will. Und was haben wir heute gelernt: Wer im Hochsommer lange unterwegs ist, sollte eher schon um 0500 aufbrechen.
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