| Endlich finden Bergfexing Dad und ich Zeit für die Steinecküberschreitung, um auch dem noch unbesuchten Trapez unsere Aufwartung zu machen. Da wir das Steineck üblicherweise im Winter besuchen, haben wir diesen feinen Vorgipfel bisher ausgespart.
Bei unserem Start am großen Parkplatz beim Gehöft Hauer sehen wir schon die Beschilderung "letzte Parkmöglichkeit vor Narzissenwiese". Aha, eine mir unbekannte Narzissenwiese. Ordentlich neugierig flitzen wir los, denn in der zweiten Maihälfte ist ja Blütezeit. Schon bald sehen wir vereinzelt Stern-Narzissen (Narcissus radiiflorus) am Wegesrand. Aber als wir nach Norden bergan blicken, traut man ja fast seinen Augen nicht. Die Narzissen stehen hier so dicht, dass ja fast schon kein grün mehr dazwischen rausschaut. Obwohl es immer noch stark bewölkt ist, beschließen wir gleich der Wiese einen kurzen Besuch abzustatten. Nach den nächtlichen Niederschlägen ist es ordentlich nass. Die Wiese erstreckt sich ja deutlich nach Westen, wo es deutlich feuchter wird und heute auch viele Trollblumen (Trollius europaeus) blühen. Da ab und zu doch noch die Sonne rausblinzelt, mache ich lieber gleich ein paar Schnappschüsse. Wer weiß schon, wie das Wetter im Abstieg ist. Übrigens blüht entlang der Straße auch etliches an Ausdauerendem Silberblatt (Lunaria rediviva), die insbesondere am Abend extrem duften. Nach der kurzen Visite folgen wir weiter der Forststraße hinauf zum Durchgang. Eigentlich hätte ich mir den Hauergraben als finsteren Winkel vorgestellt, aber der Fichtenforst wird lichter und auch die Aussicht auf die Felswände vom Zwillingskogel ist recht nett. Geologisch gesehen befinden wir hier uns direkt an der Grenze der Nördlichen Kalkalpen. Während im Süden der Wettersteinkalk (unteres Karnium / Trias) des Zwillingskogels aufragt, zeigt sich nach Norden des Grabens das Ultrahelvetikum mit der Blassensteinformation (Tithonium /Jura). Dies entspricht Immerhin einem Altersunterschied von 70 Millionen Jahren. Weiter nördlich schließt dann bereits die Flyschzone an.
Der Wanderweg von der Forststraße zum Durchgang ist von den Wegbetreuern der Sektion Wels vorbildlich gewartet. Potentiell kapriziöse Stellen sind mit einem blauen Perlonseil entschärft. Als wir eine Stunde später den Durchgang ins Lainautal erreichen, hat sich die Wettersituation leider noch nicht gebessert. Den Zwillingskogel sieht man überhaupt nicht. Ab dem Durchgang folgen wir dem gut ausgetretenen und mit gelben Plastikbändern markierten Weg hinauf zum Trapez. Wer die Plastikbänder verfehlt: Einfach den Schwarz-Weißen Markierungen der Gemeindegrenze nach ;) Inzwischen ist es heroben etwas lichter geworden, aber unter uns sieht man nicht einmal die Forststraßen. So bleibt eben mehr Zeit die Natur am Grat zu bewundern. Hier gibt es noch viel stehendes Totholz, vor allem Fichten, die teilweise bizarre Formen annehmen und intensiv von der lokalen Spechtpopulation bearbeitet werden. Vor Jahren konnte ich hier ja einen Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) beobachten. Die Nadelstreu der Fichten führt auch dazu, dass der Boden oberflächlich sauer reagiert. Darum wachsen neben Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) hier auch Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea). Bald lassen wir auch die Alpen-Soldanellen (Soldanella alpina) und Schneerosen (Helleborus niger) zurück und es wird felsiger, trockener und vor allem wärmer. Eine Blindschleiche (Anguis fragilis) findet's hier anscheinend auch recht lässig. Der Gipfelhang zum Trapez ist dann baumfrei und auch recht sonnig. Hier beginnt gerade Buchsblättrige Kreuzblume (Polygala chamaebuxus) und Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordiifolia) zu blühen. Typisch für trockene Kalkstandorte. Als wir nach rund 2h Gehzeit das Trapez erreichen, scheint zwar die Sonne, aber die Aussicht sehr eingeschränkt. Selbst das nahe Steineck verschwindet immer wieder in den Wolken. Wir jedoch können gemütlich unsere mitgebrachte Jause genießen. Ab und zu zeigt sich sogar der Traunsee. Der Gipfel des Traunsteins schafft es jedoch nie aus den Wolken. Direkt am GIpfel blüht heute die Große Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina). Auch schon lange nicht mehr gesehen.
Plötzlich wird es deutlich heller und der Kamm zwischen Katzenstein und Steineck wird herrlich von der Sonne beschienen. Also packen wir flott zusammen um auf dem zweiten Gipfel noch ein kurzes Bierchen zu zwitschern. Der Übergang ist kurz und fein. Insbesondere auf die mit der Silberwurz (Dryas octopetala) und Zwerg-Alpenrose (Rhodothamnus chamaecistus) geschmückten Kuppen sind eine schöne Begleitung. In der Nordseite findet sich auch Jägerblut (Primula clusiana). Nach wenigen Minuten erreichen wir schon das Steineck. Waren Bergfexing Dad und ich am Trapez noch allein, tummeln sich hier viele Wanderer. Zusammen schauen wir ins Nichts. Mitten in der Wolke beträgt die Sicht kaum 20 Meter.
Für den Abstieg wählen wir den Weg über die Nordostseite. Etwas unterhalb des Gedenkkreuzes, steigen wir dann direkt zur Forstraße, die unterhalb der Wand nach Südosten führt. Ich glaub der obere Straßenabschnitt ist in der aktuellen AMap noch nicht eingezeichnet, der Verlauf aber logisch. Wir kürzen eine Serpentine ab, wandern vorbei an der Schottergrube zum Kamm, wo der markierte Weg von Mühldorf heraufzieht. Wir folgen jedoch nicht der Forststraße, sondern bleiben direkt am Kamm, wo ein Pfad entlangführt. Da direkt am Kamm keine Bäume gepflanzt wurden, kommen wir gut vorwärts. Bei einer leicht ausgeprägten Rippe, studiere ich noch einmal kurz die Geländekarten. Ja, ich denke wir sollten nun genau oberhalb der Narzissenwiese sein. Sehr steil steigen wir in der Fallline ab. Die Erde anfangs noch locker und dank Ferseneinsatz klappt der Abstieg recht gut. Doch als sich plötzlich intensiver Geruch nach Bärlauch (Allium ursinum) breitmacht, vernässt der Boden zusehends. Und plötzlich beginnen unterhalb der Bärlauchzone mitten im Wald die Narzissen zu wachsen. Sehr schräg, denn zwischen den Buchen und FIchten ist es zappenduster. Vielleicht handelt es sich hierbei um ein Wiesenrelikt, das wieder aufgeforstet wurde. Nach wenigen Minuten erreichen wir dann das obere Ende der herrlichen Narzissenwiese. Von diesem Anblick kann man eigentlich nicht genug bekommen. Und dieser unbeschreibliche Duft. Es folgt noch eine ausgiebige Fotosession, bevor wir wieder die Forststraße ereichen, die uns zum Parkplatz führt.
Fazit: Auch wenn die Steinecküberschreitung aufgrund der mangelnden Aussicht heute etwas mau war, kamen wir durch diese fantastische Narzissenwiese voll auf unsere Kosten. Diese Runde wird sicherlich noch einmal bei Schönwetter wiederholt. Vorzugweise Mitte Mai 2014.
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