| Neuland. Nein, nicht dieses /neumodische Internetdings, sonder der Zwillingskogel ist hier gemeint ;) Dieses feine Bergl wurde von mir bis jetzt vernachlässigt. Zu Unrecht wie sich herausstellen sollte. Für einen Häusl/Gartenbauer ist ja Zeit knapp, also muss eine gache 800 Hm Vormittagsrunde genügen. Und die Anfahrt nach Grünau ist mit 30 min ab Allhaming ja sehr praktisch. So starte ich um 0800 beim Bahnhof Grünau und folge der Wegmarkierung zuerst entlang der Almtalbahn. Interessanterweise hat sich hier entlang des Bahndammes schon das Drüsige Springkraut (Impatiens grandulifera) breitgemacht. Es handelt sich bei dieser Spezies um einen invasiven Neophyt, der zusehends die heimische Flora verdrängt. Eigentlich wuchert die Pflanze vor allem entlang der Flussufer, da sich die Diasporen gut über das Wasser verbreiten. Offensichtlich klappt das aber auch via Zug ganz gut.
Nach einem kurzen Forststraßenabschnitt verläuft dann der Wanderweg im herrlichen kühlen Fichten-Buchenwald. Zu Beginn stechen sofort schöne Bestände des Türkenbunds (Lilium martagon) ins Auge. Wenn man noch etwas genauer beobachtet, findet sich auch eine unscheinbare, braune Orchidee. Es handelt sich hierbei um die chlorophylllose Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis). Nona, finden sich generell viele typische Vertreter des Kalkbuchenwalds. Einige Höhenmeter weiter oben, besonders an sonnigeren Plätzen, blüht heute auch die wunderschöne Dunkle Akelei (Aquilegia atrata). Die Artenliste im Kopf wir länger und länger. Doch heute wird mehr gesportelt, als botanisiert. Blöderweise ist auch der Akku meines Handys fast leer und ohne Uhr habe ich überhaupt kein Gefühl, ob es heute eher flott oder doch langsam aufwärts geht. Also gebe ich lieber etwas Gas. Der Weg wird von der Sektion Wels vorbildlich betreut und ist mit netten Sprüchlein markiert, die aufmuntern oder auch kurz zum Nachdenken anregen ("is small beautiful?"). Etwas kapriziöse Stellen sind mit einem Perlonseil entschärft. Auf den letzten 200 Höhenmeter wird nun der Wald endlich lichter und es ergeben sich schöne Fern- bzw. Tiefblicke ins Almtal und nach Scharnstein. Den sonnigen Gipfel erreiche ich dann exakt nach 2h, wobei dieses Tempo deutlich das aktuelle Kondilimit darstellt. Dafür zeigt sich hier auf 1400 Meter schon eine recht alpine Flora. Die Kalkfelsen sind dicht mit Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus), Weißem Speik (Achillea clavennae), Alpen-Ringdistel (Carduus defloratus) und der Moos-Nabelmiere (Moehringia muscosa) bedeckt.
Mit einer kleinen Jause + Bier werden auch die Zuckerreserven wieder aufgefüllt. Die Quellbewölkung verstärkt sich zusehends, schaut aber immer noch harmlos aus. Vom Traunstein leuchtet noch das weiße Traunsteinhaus herüber, das heuer neu gebaut wird. Die Pläne sehen ja schon mal fantastisch aus. Beim Plaudern über aktuellen Berg-News, stellt sich heraus, dass einige Wanderer ebenfalls aus Allhaming angereist sind. Schon lustig, denn unser kleiner Ort hat ja gerade mal 1000 Einwohner. Um 1045 beginne ich mit dem Abstieg. Frisch gestärkt klappt die ganze Sache recht rasant, nur kurz nach der Passage mit dem Perlonseil, denke ich mir: "Bist du narrisch, jetzt reißts ma glei de Fiaß aus!" Und was steht dann da direkt vor mir am Baum. "Dass di ned schmeisst!! *g*" Liab! Der Rest des Abstiegs klappt dann aber problemlos. Den Ausgangspunkt beim Bahnhof erreiche ich dann um 1215.
Fazit: Nette, schön schattige Vormittagsrunde. Aber wir haben schon Ende Juni. Jetzt wird's mal Zeit für einen anständigen 2000er.
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