| Auf die Idee die Ramesch und Warscheneck Kombi via Skilehrerweg wieder einmal in Angriff zu nehmen hat mich erst Edi, HTLer Kollege und erst kürzlich mit dem Bergvirus infiziert, gebracht. Die ganze Runde ist bis auf den Abstieg über den Südostgrat weglos und da biete ich mich natürlich gerne als Führer an, verspricht diese Tour nicht nur bergtechnisch einen Genuss, sondern Mitte Juli hat diese Runde auch botanisch einiges zu bieten.
Da heute beim Brunnsteiner See eine Bergmesse stattfindet ist die Standseilbahn "stark" verbilligt. Eine Berg & Talfahrt schlägt somit mit 11 € zu Buche. Also nehmen Edi und ich die erste Bergfahrt und starten unsere Tour bei Wolken und Sonne um 0845. Auf den nassen Böden der Wurzeralm blüht gerade der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und dazu fruchtet das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium). Eine Kombination aus lila und weiß, die man gesehen haben muss. Um rasch in den Kraxelgenuss am Ramesch-Ostgrat zu gelangen, steigen wir direkt und steil über die Skipiste auf. Bald verlassen wir die Forstraße und queren über Karrenfelder direkt hinüber zum untersten Ostgrat. Überall wo der verkarstete Dachsteinkalk die Möglichkeit für etwas pflanzliches Wachstum bietet, schmücken Bewimperte Alpenrosen (Rhododendron hirsutum) und Narzissenblütiges Windröschen (Anemone narcissiflora) das graue Gestein. Edi findet unterwegs sogar eine ausgeaperte Geldtasche. Wie wir dem Hartlauerkarterl entnehmen gehört die Tasche (bestückt mit 20 EUR) einem Michael Tragler. Mal schaun ob wir den Burschen ausfindig machen können. Gut eine Stunde später erreichen wir die Grasrampe zum Ostgrat. Bereits hier begegne ich den ersten Widders Kohlröschen (Nigritella rubra subsp. widderi) und es sollten noch viele folgen. Das Gelände am Ostgrat bereitet uns viel Freude. Nach jeder Felsstufe begrüßt uns schon ein neues Pflanzerl mit seiner Pracht. Mal sind es Alpen-Nelken (Dianthus alpinus), Sonnenröschen (Helianthemum) oder einfach 10 Kohlröschen. Soviel Kohlröschen auf einen Haufen hab ich sowieso noch nie gesehen. Flott erreichen wir "unsere" Schlüsselstelle (II-III) im Ostgrat. Es gibt zwar westlich leichtere Stellen, aber Edi und ich sind erstens kraxeltechnisch recht fit und zweitens wollen wir nicht viel vom direkten Grat abweichen. Die 3 Meter hohe Stufe überwinden wir gekonnt. Die Rasen auf den Felstreppen werden nun mit zunehmender Höhe immer karger und die Polster-Segge (Carex firma) übernimmt hier das Kommando. Die exponierten Gratfelsen sind heute mit Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata) geschmückt. Leider nimmt nun die Bewölkung stark zu und die Sonnenröschen schließen bereits ihre Blüten. Auch der Gipfel des Warschnecks ist in Wolken gehüllt. Auf der Südseite wandern wir unter der Sprengbahn durch auf den Vorgipfel, vorbei am coolen Klemmblock (Poserfoto nicht vergessen) zum Hauptgipfel, den wir nach insgesamt 2h15min erreichen. Am Gipfel sind wir heuer erst die 2. Gruppe. /Wolf war am 15. Juni hier.
Nach kurzer Pause (ich Depp hab mein Gipfelbier vergessen) beginnen wir um 1140 mit dem Abstieg über den Westgrat. Zielsicher finde ich wieder die mit Steinmännern flankierte Rinne (I) und nach 20 Minuten sind wir auch schon in der Frauenscharte. Da sich das Warschneck immer noch in Wolken hüllt, verspüre ich wenig Motivation noch auf den Gipfel zu marschieren. Aber Edi kann mich doch noch überreden über den kurzen Klettersteig "Skilehrerweg" weiter zu marschieren. Achja, in der Frauenscharte wächst die nicht allzu häufige Zwerg-Alpenscharte (Saussurea pygmaea). Über relativ gut stabilisiertes Blockwerk queren wir hinüber zu den Altschneefeldern und weiter an den Rand des Schotterfeldes, an dessen oberstem Ende sich der Einstieg zum Skilehrerweg befindet. Am bequemsten ist es hier bis an die Felswand zu marschieren, wo der bewegliche Schutt gut von der Vegetation zusammengehalten wird. Wer die Augen offen hält entdeckt hier das rosa blühende Rundblättrige Täschelkraut (Noccaea rotundifolia). Der kurze Klettersteig mit einigen Trittstiften und Stahlseil ist wesentlich lässiger als in meiner Erinnerung. Es macht Spaß hier rumzuturnen! Fast zu schnell endet die Kraxlerei und über einen Graben erreichen wir die markante Schneewächte und das Gipfelplateau. Die Wolken verziehen sich nur selten, doch als plötzlich die Sonne durchblinzelt, entdecke ich eine kleine Kostbarkeit. Hier wächst doch tatsächlich der Echte Speik (Valeriana celtica), der absolut kalkmeidend ist. In der Literatur werden eh Vorkommen erwähnt, doch gefunden habe ich hier noch kein Exemplar. Generell gibt's aufgrund der Verhältnisse hier interessante Pflanzen. Neben dem allgegenwärtigem Stängellosen Leimkraut (Silene acaulis) wachsen hier auch noch andere Vertreter der Polsterpflanzen-Fraktion. Erwähnenswert sind Mannsschild-Miere (Minuartia cherlerioides), Zwerg-Miere (Minuartia sedoides) (beide sehr unscheinbar) sowie die Frühlings-Miere (Minuartia gerardii). Als wir den Gipfel um 1315 erreichen, bricht gerade eine Gruppe junger Burschen auf, die Bier verschenken! Ich glaube heute ist mein Glückstag. Danke Andi! Und ein Gösser ist's ja auch noch (das Stiegl hab ich dankend abgelehnt). Obwohl wir von Wolken umgeben sind und die Fernsicht maximal zur Prielgruppe reicht, ist die Gipfelpause ein Genuss.
Als wir um 1400 wieder aufbrechen, befinden sich noch immer etliche Gruppen im Aufstieg über den Südostgrat. Aufgrund des Gegenverkehrs kommen wir nicht so schnell vorwärts wie geplant und erreichen erst nach 1600 die Bergstation, wo wir uns noch schnell ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk gönnen. Die Nachbesprechung dieser großartigen Tour findet dann bei einer Grillage in Allhaming statt.
Fazit: Den Ramesch mag ich sowieso, aber den Skilehrerweg hatte ich wenige lohnend in Erinnerung. Zu Unrecht: Diese Runde ist ja Weltklasse. Besonders zur Hauptblütezeit. Und Edi hat es auch gefallen. Der Bursche ist absolut geländetauglich. Ich glaub Edi ist somit für weitere Bergfexing-Touren zertifiziert
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