| Bei sommerlicher Hitze garantiert ein Abstecher zur Hochlecken-Großhöhle ordentliche Abkühlung. Und mit dem Hochleckenkogel bietet sich ein aussichtsreicher Gipfel als Ergänzung an.
Bergfexing Dad und ich starten um 0645 beim bereits gut besuchten vorderen Parkplatz bei der Taferlklause. Zunächst folgen wir noch dem markierten Weg über die Skipiste. Hier haben die heftigen Unwetter, die im Donauraum zu großflächigen Überschwemmungen führten, ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Fast einen Meter tief hat sich hier ein Sturzbach in den Boden gefressen und hierbei die Betonrohre der Abkehr freigelegt. Beim Bründl zweigen wir links ab und folgen dem unmarkierten, jedoch bestens ersichtlichen Weg ins hintere Aurachkar. Die anderen Bergfexen folgen dem markierten Weg durch die Lange Gasse zum Hochleckenhaus. Auch im Hochsommer hat die hiesige Flora etliches zu bieten. Blauer Eisenhut (Aconitum nappelus) und Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus) sorgen für farbige Akzente im /Hochstaudenflur. Interessant wir es auch bei den Schutthalden die vom Kar herabziehen. Hier wächst ein Spezialist für Grobschutt. Der Schild-Ampfer (Rumex scutacus) ist durch seine namensgebenden schildförmigen Blätter leicht zu identifizieren.
Nach etwa 1h erreichen wir das Schild "Franz Scheckenberger Steig", ab dem nun auch die Hände zum Einsatz kommen. Auf schön ausgewaschenen und griffigen Felsen macht die Kraxlerei Spaß. Garniert wird die ganze Sache mit etlichen interessanten Pflanzen. Zu erwähnen wäre hier drei Glockenblumenarten. Die Dunkle Glockenblume (Campanula pulla), ein Endemit der österreichischen Kalkalpen, hat dunkelviolette, schlanke Blüten. Die Stängelblätter sind elliptisch. Die Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia), bildet kleine Polster, die hellblauen Blüten sind meist zahlreich entwickelt. Die größte der drei Arten ist die Scheuchzer-Glockeblume (Campanula scheuchzeri), mit mittelblauen Blüten. Die Blüten sitzen meist zu mehreren an Stängeln mit quirligen, schmalen (lineal-lanzettlich) Stängelblättern. Immer noch schön im Schatten gelangen wir in die Latschenzone, wo eine gut ausgeschnitte Gasse uns zu unserem ersten Gipfel des Tages, die Bischofsmütze führt. Der Ausblick zum Attersee ist traumhaft. In Weyregg tummelt sich gerade Sarah die um 0930 schon keinen Parkplatz bekommen hat. Hier oben ist es jedoch fast menschenleer. Abgesehen von der Seilschaft, die den Brunnkogel NW-Grat erkraxelt und einem Ehepaar, das den Scheckenbergersteig zum neuen Brunnkogel-Gipfelkreuz folgt. Unser Ziel heute ist jedoch etwas ausgefallener: Die Hochlecken-Großhöhle. Hierzu wandern wir zuerst wieder etwas retour und queren leicht ansteigend hinüber zur Schlucht, die zwischen Brunnkogel und Hochleckenkogel herabzieht. Der Zustieg zum Höhlenportal ist mit einem Stahlseil versehen, das hier ausgezeichnete Dienste leistet. Beim Portal bin ich dann sofort von der unglaublichen kalten Luft beeindruckt. Hier hat's gleich 20°C weniger. Also krame ich Haube + Gortex raus. Taschenlampen an und ab geht's in die Welt unter Tag.
Die Raumausmaße sind enorm. Hier halten sich immer noch Schneereste und riesige Eisskulpturen. Fantastisch. Bei der /Hochlecken-Großhöhle handelt es sich um die größte, bis dato bekannte Höhle im Höllengebirge. Sie ist auf rund 5.5km vermessen und besitzt mit dem Stierwascherschacht einen der tiefsten Direktabstiege der Erde. Der Endsiphon liegt rund 800 Meter tiefer als das Eingangsportal. Vermutlich durchquert der Schacht sogar komplett den Wettersteinkalk und trifft dort auf das unterlagernde Gestein. Das Wasser hat hier den Kalkstein ordentlich aufgelöst und ein Fehlvolumen von rund 100.000m³ hinterlassen. Begünstigt wir die Höhlenbildung an der Nordseite durch die senkrechte Stellung der Kalkbänke, da das Wasser in den Fugen zwischen den Bänken gut angreifen kann. Nach einiger Zeit haben wir uns an die Lichtverhältnisse und Dunkelheit gewöhnt und wir folgen immer weiter dem "Alten Teil". Immer wieder entdecken wir hübsche Sinterablagerungen. Selbst tief im Berg ist die Raumhöhe immer noch enorm. Um uns mit der Zeit jedoch nicht ganz zu verzetteln brechen wir nach rund 20min die Erkundungstour ab, damit wir nicht in die brutale Mittagshitze gelangen. Eine gute Entscheidung, denn als wir die Höhle verlassen werden wir an eins erinnert: Heute wird das Thermometer wieder deutlich über 35° C anzeigen. Selbst auf 1500 MüA, wird die 30°C Marke geknackt. Als ich die Haube+Jacke wieder im Rucksack verstaue, entdecke ich eine Steinbrechart, die ich bis jetzt noch die gesichtet habe, den Mannschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea). Dieser Pflanzenart gefällt's natürlich beim Portal, da Schneetälchen und feuchter Kalkschutt als natürlicher Standort bevorzugt werden.
Dad und ich kraxeln durch die etwas bröselige Schlucht hinauf aufs Plateau des Höllengebirges, wo uns gleißender Sonnenschein erwartet. Da das neue Gipfelkreuz am Brunnkogel eh genauso wie das alte aussieht, beschließen wir heute nur den Hochleckenkogel zu besteigen, wo wir um 0945 eintreffen. Bei einer Jause + kühlen Zipfer genießen wir die Aussicht zum Hohen Dachstein. Trotz der Hitze ist die Aussicht heute wirklich gut und reicht weit bis ins Salzburger Land und Bayern. Um 1015 wird es Zeit für den Retourweg.
Der Abstieg erfolgt rasant über den Langen Graben, wo jetzt schon die Sonne reinbrennt. Die Aurachkarplatten sind jedoch noch im Schatten und hier tummeln sich etliche Kletterer. Unter ihnen mein Arbeitskollege Mike, wie sich später herausstellen sollte. Während des Abstiegs bleibt nur kurz für ein paar Drive-By-Bestimmungen aus dem Augenwinkel. Im feinen Schutt des Graben blüht etliches an Österreich-Miere (Minuartia austriaca) und auch die Zwerg-Glockenblume ist hier häufig anzutreffen. Mit dem Wald am Ende der Schuttpassage erreichen wir endlichen kühlenden Schatten. Um 1145 gelangen wir zum Ausgangspunkt und sind somit der größten Hitze des Tages rechzeitig entflohen.
Fazit: Herrliche Vormittags-Rundtour mit fantastischer Naturkulisse. Der Höhepunkt war heute sicherlich die Höhle und nicht der Gipfel. Und botanisch bin ich heute auch wieder voll auf meine Kosten gekommen. Höllengebirge: I mog di!
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