| Die Schneevulkanhalle als Teil des Schwarzmooskogel-Höhlensystems (SMK) beschäftigt mich nun auch schon eine Weile. In der AV-Karte ist in der Nähe des Hochklapfsattels eine Eishöhle eingezeichnet. Ich bin mir nicht sicher ob dies die richtige ist, aber ich beschließe mir die Sache mal näher anzusehen. Ich starte um 0730 bei der Loseralm. Traumhaftes Herbstwetter hat sich eingestellt. Ein wolkenloser Himmel, angenehme Temperaturen und kein Lüftchen weht. Im Tal ist der Altausseer See noch vom Nebel bedeckt und in der Ferne glänzt der Hallstätter Gletscher.
Anfangs folge ich dem Wegweiser zum Karl-Stöger-Steig. Linkerhand gibt es gleich einige botanische Kostbarkeiten zu bewundern. Das stattliche Berg-Laserkraut (Laserpitium siler) hat schon schöne reife Früchte, die an Kümmel erinnern. Es wird daher auch Bergkümmel genannt. Die roten Früchte der Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus) sind ebenfalls nicht zu übersehen. Auch die rot-violetten Blätter der Heidelbeeren verkünden den beginnenden Herbst. Ich verlassen den markierten Weg und wandere hinunter in die Egglgrube. Zwischen den Almhütten blühen ein paar Exemplare des Gefransten Enzians (Gentianopsis ciliata). Nach einem kurzen Gegenanstieg erreiche ich wieder den Weg sowie ein aussichtsreiches Bankerl mit herrlicher Aussicht. Auf der einen Seite der Dachstein und auf der anderen Seite die Arena der Bräuningalm mit der markanten Bräuningscharte. Es ist Brunftzeit und das Röhren der Rothirsche (Cervus elaphus) ist kilometerweit zu hören. Der Weg fällt nun zur Südflanke des Schwarzmooskogel ab. Es ist warm hier und ich komme ordentlich ins Schwitzen. So freue ich mich auf das erste Höhlenportal des Tages, dem eiskalter Wind entströmt. Die dynamische Bewetterung von Höhlensystemen weist meist zwei ausgeprägte Phasen auf. Im Winter wird die kalte Luft am unteren Portal angesaugt, weil die warme Luft durch die oberen Öffnungen austritt. In der Sommerphase ist der Luftzug in der Höhle umgekehrt, weil die relativ kalte und damit schwerere Höhlenluft durch die tiefliegenden Höhlenöffnungen abfließt. In der Umgebung solcher Kaltluftaustritte kann ein eigenes Mikroklima auftreten, das zu unter anderem zu Krüppelwuchs führen kann. Und wie im Lehrbuch beschrieben, kann man dies auch hier beobachten. Während überall sonst die Pflanzen bereits fruchten, finden sich hier noch blühende Exemplare der Kugeligen Teufelskralle (Phyteuma orbicularis) und des Gelbe Sonnenröschens (Helianthemum nummularium). Abseits der Höhle finde ich einen schönen alten Blütenstand der Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa). Die trockenen Hüllblätter glänzen golden in der Sonne. Der weitere Wegverlauf ist wirklich toll. Er folgt den Felsbändern und ist teilweise etwas ausgesetzt. Bald eröffnet sich die Aussicht auf das Plateau mit dem Henarwald. Die Lärchenverfärbung am Mitte Oktober ist sicherlich sehenswert.
Kurz vor dem Hochklapfsattel zweigt ein Weg linkerhand in die Latschen. Ein Steinmann und eine alte Punktmarkierung (Höhle?) weisen mir den Weg. Zuversichtlich mache ich mich auf die Suche nach einem Höhlenportal. Ich bin hochmotiviert, da ich immer wieder Steinmänner und abgeschnittene Latschen finde. Doch immer wieder lande ich Latschendickicht und komme nicht mehr vorwärts. Fast 90 Minuten suche ich ergebnislos in der Wildnis nach einem Portal. Von Beschreibungen weiß ich, dass es in der Nähe eines Karrenfelds mit Sicht auf den Altausseer See sein muss. Aber ich bin viel zu weit nördlich und zu tief. Die Markierung auf der AV Karte ist sicherlich eine andere Höhle. Ich habe ganz vergessen zu Jausnen. Enttäuscht und erschöpft breche ich die Suche ab und wandere hinab zum schönen Rastplatz am Hochklapf. Hier existiert ein kleines, aufgewölbtes Moor mit Schnabel-Segge (Carex rostrata), Schlamm-Segge (Carex limosa) und Braun-Segge (Carex nigra). Der weitere Weg durch die geologische Einbruchsfurche, die die Schönberggruppe von der Prielgruppe trennt, ist sehr schön. Besonders die vielen Hütten der Augstwiesalm sind einmalig. Es ist sehr ruhig heute. Vieh und Mensch sind bereits im Tal. Am Weg zum Appelhaus mache ich noch einen kurzen Abstecher zum Ort des Hubschrauberabsturzes im Jahr 2008. Ein altes Rotorblatt und eine Gendenkkreuz erinnern daran. Bei meiner Ankunft beim Appelhaus um 1400 ist noch nicht viel los. Wie ich erfahre ist der Zustieg zur Schneevulkanhalle vom Hochklapf aus sehr schwer zu finden und wird daher immer vom Loserplateau herab begangen.
Nach einer Jause mache ich noch einen kurzen Abstecher zum Henarsee. Dieser liegt gut geschützt in einer kleinen Senke und die Zirben spiegeln sich im Wasser. Bei der letzten botanischen Aufnahme 2015 konnte noch keine Laichkräuter nachgewiesen werden. Inzwischen wächst hier das Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus), welches vermutlich durch Wasservögel verbreitet wurde. Beim Henarsee ist es immer noch sonnig und windstill. Ich lege eine kleines Nickerchen ein, bevor ich mich um 1830 wieder auf den Retourweg zur Hütte mache. Auf der Terrasse findet dann ein sehr gemütlicher und lustiger Hüttenabend statt. Der Hüttenwirt spendiert eine Runde Zirbenschnaps aus seinem überdimensionalen Flachmann. Der Sternenhimmel im Toten Gebirge ist sowieso spektakulär.
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