15. Mai 2023
Kaltenbachwildnis
(gepostet im Bereich Berg)
| Ich flüchte aus dem regnerischen Linz und fahre ans Ostufer des Traunsees. Hier ist es sonnig und warm. Wie auch letzte Woche ist um 17:30 sehr wenig los. Nur 2 Angler sind am Ufer beim Hernler-Einstieg.
Ich folge dem Steig in den schattigen Wald und rasch steigt mir ein wohl bekannter Geruch in die Nase. Die Blüte der Maiglöckchen (Convallaria majalis) hat begonnen. Diese Art bildet hier einen außerordentlich großen Bestand. Auch der Stinkende Hainsalat (Aposeris foetida) blüht bereits. Der gelbe Korbblütler ist leicht an den löwenzahnähnlichen Blättern zu erkennen. Stinken tut er aber nicht. Ich finde die zerriebenen Blätter riechen wunderbar nach gekochten Kartoffeln. Auch zwei Heckenkirschen-Arten blühen schon. Die Blaue Heckenkirsche (Lonicera caerulea) mit cremeweißen Blüten und die Alpen-Heckenkirsche (Lonicera alpigena) mit roten Blüten. Bei der Weggabelung gibt es einige alte Eiben (Taxus baccata). Rechts geht's über den Hernler-Steig auf den Traunstein. Ich nehme den linken Weg 01 in die Kaltenbachwildnis. Der Weg quert bald eine Schotterriese, wo etwas oberhalb ein großer Strauch der Berberitze (Berberis vulgaris) blüht. Da die Berberitze ein Zwischenwirt des Getreideschwarzrost (Puccinia graminis) ist, wurde bereits von Kaiserin Maria Theresia die Ausrottung dieser Pflanze angeordnet. Wie man sieht, mit mäßigem Erfolg.
Der Weg führt nun in Serpentinen aufwärts. Der ganze Hang ist dicht mit Rohr-Pfeifengras (Molinia arundinacea) bewachsen, das gerade austreibt. Bevor man die kleine Hütte erreicht, kann man linkerhand zu einem markanten Sporn aus Hauptdolomit abzweigen. Schwindelfreie können hier einen schönen Ausblick über den Traunsee genießen. Besonders jetzt zu später Stunde mit tief stehender Sonne und herrlichen Wolkenformationen ist das Panorama einmalig. Bei der Hütte beginnt nun der Abstieg in die eigentliche Kaltenbachwildnis. Ich mag dieses wild zerklüftete Gebiet mit seinen tiefen Gräben und bizarren Felstürmen besonders gern. Die markanteste Felsgestalt in der Kaltenbachwildnis ist der etwa 700 Meter hohe Adlerhorst. Er besteht aus massigem, stabilen Wettersteinkalk und ist ein beliebtes Ziel der Kletterer. Über 100 Routen sollen dort existieren. Sonst dominiert in der Wildnis der leicht zu Grus verwitternde Hauptdolomit. Beim Wasserfall verweile ich länger und mache unzählige Fotos. Aufgrund der vergangenen Niederschläge fließt mehr Wasser als üblich. Aus der schüsselförmigen Gumpe im oberen Bereich spritzt das Wasser in hohem Bogen über die Felswand. Und die alten, verwitterten Baumstämme am Fuß sind auch toll. Der weitere Weg führt dann weiter hinunter über Betonstufen und Holzplanken zum Tunnel. In der Felswand vor dem Tunnel wachsen zwei Kältezeiger. Die Polster-Segge (Carex firma) und das Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) sind vor allem in der alpinen Höhenstufe häufig, steigen hier jedoch auf unter 600 Meter herab. Das Alpen-Fettkraut ist eine fleischfressende Pflanze und blüht gerade. Kurz vor dem Adlerhorst, wo der Zierlersteig zum Aussichtspunkt der Überraschung führt, blüht die Silberwurz (Dryas octopetala). Ebenfalls ein Kältespezialist der alpinen Region. Viel zu rasch endet der schöne Weg durch die Kaltenbachwildnis und mit Erreichen der Forststraße verlasse ich das Naturschutzgebiet Traunstein. Hier ist noch der Massenstand an blühendem Bärlauch (Allium ursinum) erwähnenswert.
Um 19:20 erreiche ich dann den Hois'n, wo ich es mir auf der einsamen Sonnenterrasse gemütlich mache. Ich bestelle mir ein kühles Zipfer und genieße die Abendstimmung. Über dem Höllengebirge haben sich bereits dunkle Regenwolken gebildet und über der Hohen Schrott regnet es bereits. In Gmunden scheint jedoch noch die Sonne. Einfach nur schön. Bis 20:00 sitze ich noch hier. Solch feine Afterwork-Spazierer werde ich wohl öfter machen. Aber langsam wird's Zeit für eine Traunstein-Besteigung…
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