| Der ursprüngliche Plan mit Alex am Leadership-Klettersteig bei Bad Goisern rumzuturnen, wurde aufgrund des phänomenalen Wetterberichts verworfen. Kühle Temperaturen und exzellente Fernsicht wollen mit einer anständigen Tagestour genutzt werden. Außerdem hat sich Sarah schon beschwert, dass sämtliche bisherigen Wanderungen viel zu leicht waren. Mindestens 1000 Höhenmeter mit Heimkehr am Abend sollen es sein. Gut da hab ich ja meinen Lieblingsberg + Lieblingsanstieg im Repertoire: Warscheneck über den Südostgrat. Der als KS2-B eingestufte Klettersteig (oft auch mit B angegeben, wobei mir die B Stelle wer zeigen muss, wenn ich etwa an den Aufstieg in die Hunarscharte denke) ist mit Abstand der schönste Anstieg hinauf zum "scharfen Eck". Ich hoffe nur die Kraxlerei gefällt Sarah. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit hat sie ja am Hirzer schon eindrucksvoll bewiesen.
Mit von Partie sind heute auch Reini (nach einer 14 Stunden Watzmanntour. Respekt!), Berni, Alex und Anja (einmal im Jahr Warscheneck muss schon sein). Mit der ersten Seilbahnfahrt um 0830 starten wir hinauf zur Wurzeralm.
Leider wird hier ein großer Speichersee für Schneekanonen gebaut. Wie dies im Naturschutzgebiet möglich ist, bleibt mir schleierhaft. Wenn man genug Geld hat und Schröcksnadel heißt, dazu noch ein Bürgermeister, der nur an die nächste Wahl denkt, ist dies aber in Oberösterreich ganz offensichtlich kein Problem. Schi fahren auf 1400 Meter ist in 15 Jahren wohl kein Thema mehr. Und ursprüngliche Natur wieder herstellen ist meines Wissens zur Zeit nicht möglich. Vielleicht sollte man schon etwas in die Zukunft planen und auf Sommertourismus umsatteln. Naja aber dummen Touristen kann mit geschicktem Marketing alles verkauft werden. Siehe Schafkogel Speichersee auf der Höss.
Der Weg hinauf zum Südostgrat führt anfangs über die Frauenkarschipiste. Dieser Wegabschnitt macht keinem Spaß und wir freuen uns, als das Wegerl in den urigen Lärchen-Zirbenwald abzweigt. Zügig wandern wir dem Wiederlechnerstein entgegen, wobei wir die Sonne genießen. Der frische Wind ist zwar ein bissl kühl, aber wozu gibt's denn Fleecejacken ;) Auch der Ramesch lässt sich nun blicken und ich erkläre Reini meine Route bei der /letztjährigen Besteigung. Ich glaub im Herbst mache ich noch mal einen Abstecher zu diesem imposanten Gipfel. Auch das Eiserne Bergl müsste, schon allein des Namens wegen, bestiegen werden. Der Aufstieg von Westen sollte kein Problem sein.
Aus botanischer Sicht ist der Bergsommer ja schon sehr fortgeschritten. So blühen nun /Weißer Germer (Veratrum album), /Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), /Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides) und /Eberrauten-Greiskraut (Senecio abrotanifolius). Da und dort auch schon der /Raue Kranzenzian (Gentianella aspera). Den /Triglav-Pippau (Crepis terglouensis) konnte ich aber noch nicht entdecken.
Die Fernsicht ist leider nicht ganz so gut, wie angekündigt. Nur schemenhaft lässt sich der Grimming blicken. Durch die vergangen Regentage sind die Felsstufen hinauf zum Widerlechnerstein stark mit Erde verschmutzt und ganz schön rutschig. Die Situation verbessert sich jedoch, wie man die erdigen Passagen hinter sich lässt und kompakten Fels erreicht. Reini und Berni setzen sich rasch ab, sind die Burschen doch seit der Großvenediger-Überschreitung mit roten Blutkörperchen regelrecht vollgepumpt . Aber auch die Verfolgergruppe meistert sämtliche Kraxeleinlagen bravourös und erreicht nach 3h15min den Gipfel. Am Gipfeplateau tummeln sich weniger Menschen als erwartet. So ist es schön ruhig und wir genießen die Aussicht hinüber zur Prielgruppe. Immer wieder eindrucksvoll sag ich nur. Nach der halbstündigen Pause brechen wir um 1235 auf. Als Zielwasser spendiere ich der Runde noch einen Schluck "Berger's Spezial Zirbengeist" Jahrgang 2006, den Paps letztes Jahr gekeltert hat. Ich glaube es ist noch der Cuvee aus den Korn und Obstler-Varianten. Ach egal. Es schmeckt jedenfalls sehr gut dieses rote Tröpferl.
Während des Abstiegs über den Toten Mann bessert sich allmählich die Sicht und die Xeis-Berge Reichenstein, Hochtor und Buchstein lassen sich blicken. Kurz vor dem Toten Mann fragt mich Sarah: "So und wo ist nun dieser Südostgrat?" Völlig baff starre ich Sarah an: "Du Schatzi, da sind wir raufgekraxelt". "Ah so. I hab ma des spektakulärer vorgestellt". Wenn das so ist brauchen wir ja für die nächste Tour schon etwas viel bissigeres. Traunstein oder so *g*
Nach einer 1,5h erreichen wir die Abzweigung zum Brunsteiner See, wo sich nun Reini und Berni verabschieden. Damit den beiden auch nix passiert, gibt es noch eine extra Runde Zirbenschnaps. Anja, Alex, Sarah und ich beschließen noch die Dümlerhütte zu besuchen, um uns der Terrasse die Sonne auf den Bauch bruzeln zu lassen sowie die exzellente Küche zu genießen. Als Variante wählen wir das Jägersteigl (Danke Margit), welches nach den Latschen links vom Normalweg abzweigt. So umgeht man die rutschigen Platten und spart sich nebenbei auch einige Gehminuten. Als wir um 1450 bei der Hütte eintreffen ist der größte Andrang bereits vorüber. Gemütlich gammeln wir in der Sonne und stärken uns mit Speckknödel für die Buam, sowie Kasnocken für die Madln.
Um 1650 verabschieden wir uns von den Hüttenwirten Wolfgang und Berta und wandern über den Halssattel retour zur Bergstation und über die Schipiste hinunter zur Talstation. Für den Abstieg benötigen wir noch einmal 2h. Hatte ich in dieser Bergsaison noch keine Beschwerden, schmerzt heute seltsamerweise das linke Knie sehr stark. Vielleicht sollte ich nach diesem sehr schönen und ausgiebigen Juli mal 14 Tage pausieren. Erschöpft erreichen wir um 1900 das Auto. Es war wieder einmal eine super Warscheneckrunde mit einer starken Truppe. Und Sarah wird vom Status "Berg-Azubi" in den Rang eines Warscheneck-Veterans (mit Tendenz zum Kraxler) befördert ;)
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