21. Oktober 2006
Ramesch
(gepostet im Bereich Berg)
| Der Ramesch (von lat. Eremus = der allein Stehende) zwischen Brunn- und Frauenkar ist wirklich ein lässiger, an einen Dolomitenturm erinnernder Berg. Bei jeder Warscheneck SO-Grat Wanderung habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Gipfel über den Ostgrat eigentlich recht einfach erklimmbar sein müsste.
Der Ostgrat ist mit II und der Westgrat gerade mal mit I bewertet, wobei mir der Weg über den Westgrat nicht ganz klar war, als ich die Fotos näher studiert habe. Die Beschreibung im AV-Führer ist aber eigentlich ganz fundiert und die 130 Meter Abstieg zur Frauenscharte werden auf jeden Fall durchführbar sein.
Ein rein weißer Hochnebel-Himmel zeigt sich noch um 0930 als ich bei der Bergstation starte. Eigentlich schade, da der goldene Herbst gerade am Höhepunkt ist und ein, zwei gute Bilder schon nett wären. Am Plateau zum Frauenkar ist der Mix zwischen Zirben und Lärchen mit der Warscheneckgruppe im Hintergrund wirklich postkartenmäßig. Aber erst als mich kraxelnd am Ostgrat befinde, blinzelt zum ersten Mal die Sonne durch die Wolken. Der Anstieg über den Grat erfolgt eigentlich recht unkompliziert und sehr aussichtsreich. Zu Recht ist er als sehr schöner Anstieg bewertet. Nur zwei Felsbänder (II) sind zu durchkraxeln wobei man wohl etwas südseitiger auch I Stellen finden kann. Am schmalen Grat gelangt man über den Ostgipfel dann zum Hauptgipfel mit Gipfelbuch. Der Ramesch wird tatsächlich sehr selten besucht, da ich mich erst als sechster Besucher heuer verewige.
Aussichtsmäßig bietet sich hier, umgeben von den Felsmauern vom Südostgrat bis zum Toten Mann, eine völlig andere Perspektive. Wie auf einem vorgelagerten Horchposten, kann man sogar die Gespräche so genannter Dampfplauderer am Normalweg verfolgen. Inzwischen haben sich die letzten Nebel und Dunstreste aufgelöst. Leider ist an ein Nickerchen nicht zu denken. Baumaschinen fahren auf und ab, Waldarbeiten und Sprengungen (neue Piste) vermiesen das Naturerlebnis. Naturschutzgebiete sind in Österreich vermutlich nur ein Lippenbekenntnis, wenn der Ausbau von Wintersportgebieten betroffen ist.
Nach ein bisschen Schmökern im sehr nett gestalteten Gipfelbuch mit Fotos, wird es Zeit sich Gedanken über den Abstieg zu machen. Die Route ist schnell ausgekundschaftet und führt zuerst südseitig auf das letzte Rasenband vor einer eh nicht packbaren Felsstufe. Das lange Gras im steilen Gelände ist wohl nicht jedermanns Sache. Nun westwärts wobei sich das Band verbreitert und schließlich in einem schottrigen Hang ausläuft. Hier immer auf gleicher Höhe in Richtung Westgrat wobei bald ein Steinmanderl ersichtlich ist. Hier führt eine schöne kaminartige Rinne nach unten (I) und ruckzuck gelangt man in die Frauenscharte. Das Manderl ist auch von hier aus gut ersichtlich.
Die Ausblicke von der Scharte steil nach oben beziehungsweise in die Kare hinunter sind auch beeindruckend. Eine Kalkwüste wie am Plateau der Prielgruppe, nur in der Vertikalen. Eigentlich müsste man hier in etwa 100 Meter Kraxlerei wieder auf den Normalweg zum Toten Mann gelangen. Diese Route muss ich mir nächstes Jahr mal genauer anschauen um eventuell noch gschwind auf das Warscheneck zu spazieren.
Der Abstieg erfolgt heute jedoch über das Brunnsteinerkar, welches man am Ende oberhalb der letzten Latschen quert und auf den markierten Weg hinunter zum Brunnsteinersee führt. Unterwegs begegne ich einem Rudel von 20 Gämsen die jeden meiner Schritte argwöhnisch beobachten. Am See hat sich einiges getan: Die Wegerl wurden frisch befestigt und einige ganz nette Schautaferl aufgestellt. Der achteckige Aussichts-Pfahlbau ist naja *hüstel*: schiach.
Gottseidank sieht man vom Linzerhaus dieses Teil nicht mehr, sondern versteckt sich hinter goldgelben Lärchen. Kombiniert mit Sonnenschein und einem gut gezapften Kapsreiter ist das sehr fein.
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Kommentare
Herfried schrieb am 09.07.2008 um 05:57
Wo beginnte eigentlich der Einstieg am Ramisch, finde ich diesen?
mfg
alpenoetzi
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