21. Juni 2008
Schafberg
(gepostet im Bereich Berg)
| Zurück in heimischen Gefilden lockt eine neue und unbekannte Tour. Die Situation ist ja schon fast etwas peinlich. Ich war noch nie am Schafberg. Und Bergfexing Dad auch nicht. Eigentlich unglaublich, wird dieser Berg vermutlich in jedem Österreichreiseführer erwähnt und ist ein Aussichtsplatzerl par excellence.
Ein stabiles Hochdruckgebiet sorgt für prächtiges Sommerwetter, was uns jedoch auch zu einem recht frühen Aufbruch veranlasst. Bei unserem Start um 0700 in Burgbachau, meint mein Vater, dass wir während meiner Kindheit oft Familienausflüge zur Eisenau-Alm unternommen haben. Ich selbst habe keine bewusste Erinnerung daran. So ist der gemütliche Aufstieg durch die wildromantische Burggrabenklamm für mich völlig neu und interessant. Eigentlich wollen wir heute ein recht sportliches Tempo anschlagen um nicht in die brütende Nachmittagshitze zu gelangen. Trotzdem kann ich mir etliche Fotos und die ein oder andere Pflanzenbestimmung nicht verkneifen. Nun Mitte Juni zeigt sich in tieferen Lagen bereits der /Türkenbund (Lilium martagon) und auf trockenen Kalkfelsen blüht der /Felsen-Baldrian (Valeriana saxatilis).
Nach 1h25min erreichen wir die malerische Eisenau-Alm, wo bereits das Vieh weidet. Entlang der Forstraße zur Buchberghütte zeigt die /Apfel-Rose (Rosa villosa) ihre großen rosa Blüten. Laut Adler/Mrkvicka ist diese Rosenart für sonnige, steinige Hänge im gesamten Schafberggebiet sehr charakteristisch. Angenehm verläuft der weitere Anstieg bis zum Suissensee im schattigen Wald. Bei der kleinen Hütte legen wir unsere erste Pause ein. Wunderschön liegt unter uns der kleine Suissensee mit ein paar Schneeresten und wird von den steilen Wänden aus Jurakalk umrahmt. Hier tummelt sich im Sommer der streng geschützte /Apollofalter (Parnassius apollo), der im Tiefland bereits ausgerottet wurde. Rund um die Hütte wachsen viele /Brennesseln (Urtica dioica). Diese extrem stickstoffliebende Art weißt auf einen Lägerflur hin, wovon auch die Reste einer Almhütte zeugen.
Als würde die Natur hier meinen: "Hee Hari, nicht nur von den Kanaren schwärmen. Hast leicht schon vergessen, dass das Salzkammergut wohl das schönste Platzerl in ganz Österreich ist?", werden Vegetation und Aussicht immer besser. Gleich oberhalb der Hütte eine fantastische Wiese mit unglaublich vielen /Trollblumen (Trollius europaeus). Der weitere Weg verläuft nun mit Blick auf den Mondsee entlang der hoch aufragenden Felswand vorbei am Felssturz des Jahres 2003 zur Himmelspforte. Entlang des Weges sehe ich einen Rostseggenrasen. Neben der /Rost-Segge (Carex ferruginea) wächst hier auch das /Blätter-Läusekraut (Pedicularis foliosa) von dem ich noch gar kein gutes Bild im Archiv habe. Verflixt ich hab nur die Ixus mit. *grrr* Direkt am Wegrand auch immer wieder /Kalk-Gämskresse (Pritzelago alpina ssp. alpina) als auch die /Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina). Die /Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium) blüht auch bereits. Bei dieser Pflanze übernehmen die zahlreichen Staubblätter die Schaufunktion der Blüte. Eine Ausnahme in der heimischen Flora! Ein /Narzissenblütiges Windröschen (Anemone narcissiflora) hat sich dermaßen perfekt positioniert, dass ich gleich etliche Fotos knippsen muss. Weiße Blüte und türkisfarbener Mondsee im Hintergrund. Fesch. Am liebsten würde ich gleich hier bleiben um das Gebiet anständig zu durchforsten ;) Doch der nahe Gipfelbereich lockt schon. Schön steil aber bestens gesichert legen wir die letzten Höhenmeter zurück und gelangen durch die nette Himmelspforte zum Kreuz. 3h10min sind wir nun unterwegs. Recht anständig würde ich sagen.
Bei einem Bankler genießen wir unsere mitgebrachte Jause & Bier. Die Aussicht hier oben ist wirklich vom Feinsten. Wolfgangsee, Osterhorngruppe, Dachstein,… Im Tennengebirge liegt noch massig Schnee. Und kurz nach 10 Uhr tummeln sich auch noch keine Touristenmassen. Sehr fein.
Die nach Süden abfallende Wiese ist ja auch eine Attraktion für sich. Ein toller Alpengarten in dem sich bereits das violett des /Wald-Storchschnabels (Geranium sylvaticum) zeigt. Der in Oberösterreich sonst sehr seltene /Allermannsharnisch (Allium victoralis), eine zart gelb blühende Lauchart, wächst hier recht häufig, wird vermutlich aber erst in wenigen Tagen in voller Blüte stehen. Schade von dieser Pflanze existiert auch kein Foto im Bergfexing-Archiv. Während ich die heimische Pflanzenwelt bewundere, stellt sich plötzlich ein Gefühl ein als würde ich am Bahnsteig stehen. Aus dem Lautsprecher der Bergstation trägt der Wind die Worte einer wohl vertrauten Stimme herüber. Als Österreicher ist man vermutlich regelrecht auf diese Kombination konditioniert. /Chris Lohner und Bahnhof gehören irgendwie zusammen Diese /nostalgische Zahnradbahn, die bereits 1893 erreichtet wurde, ist echt lässig. Eine Fahrt mit der Bahn und Abstieg über die Vormaueralm wäre eh eine lohnende Runde.
Die Aussicht von der nördlichen Abbruchkante zeigt sich heute etwas diesig. Schemenhaft erkenne ich noch den Großen Priel, kann aber nicht beurteilen wie viel Schnee dort noch liegt. Dafür blühen in diesem Polsterseggenrasen direkt am Geländer Massen an /Silberwurz (Dryas octopetala). Hinzu kommt noch /Alpen-Süßklee (Hedisarium hedysaroides) sowie /Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum).
Ohne die Lederhosenbedienung der örtlichen Gastronomie in Anspruch zu nehme, flitzen Paps und ich wieder am Aufstiegsweg retour zur Eisenau-Alm, wobei wir heute ein extrem flottes Tempo vorlegen. Wie vor etlichen Jahren laufen wir den Weg hinab, springen über Wurzeln und Stein und schlängeln uns gekonnt durch den Wald hinab. Hui, des gibt morgen einen anständigen Muskelkater. Vermutlich wird's mir keiner glauben, aber in diesem Tempo haben wir einst die Strecke Hochleckenhaus – Taferklaus in 25 Minuten geschafft, wobei wir aber durch Schneereste gut abkürzen konnten.
So erreichen wir nach 55 Minuten wieder die Eisenau-Alm, wo sich inzwischen die Mountaibiker tummeln. Ein kühles Stiegelbier will zwar wie immer nicht besonders schmecken, erfrischt mich aber trotzdem sehr gut. Nach einer weniger flotten Stunde erreichen wir dann auch wieder die Burgau-Klamm und nehmen gleich ein kühles Bad im Attersee. Eine tolle Tour, die durch Natur und Aussicht glänzt. Ach, bei uns in Österreich ist es schon verdammt schön! Und soviel Wasser. Ein krasser Gegensatz zu La Palma oder Korsika.
In meinem alten Tourenbuch konnte ich inzwischen nur einen Eintrag für dieses Gebiet finden. Eine Familienwanderung durch die Burgauklamm zum Schwarzensee 1986. Lang ist's her.
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Kommentare
Sabina schrieb am 23.06.2008 um 15:16
Servus!
Danke für den klassen Bericht, die nächste Firmenwanderung geht am Samstag über die Eisenauer Alm auf den Schafberg... durch deine Fotos freu ich mich jetzt schon drauf. Grüße
Sabina
Harry schrieb am 23.06.2008 um 16:38
Servus,
Wirklich eine schöne Runde und nächste Woche sollte auch schon der Allermannsharnisch blühen. Bis denne ;)
Gruaß
Da Hari
mk schrieb am 25.06.2008 um 20:37
Grüß Dich Harry,
toller Bericht! Hast Du schon Nigritellen gefunden? Bin eventuell am ersten Juli-Wochenende am Schafberg und hoffe, welche zu sehen.
Gruß von Marco
Harry schrieb am 25.06.2008 um 23:15
Servus Marco,
Leider habe ich heuer noch keine Nigritella spec. gesichtet. Es liegt aber auch ein bisschen mehr Schnee (wenn auch nicht mehr viel) als letztes Jahr, wodurch ggf. die Blütezeit eine Woche nach hinten verschoben wird. Wenn du am Schafberg bist, kannst wäre eine Runde über den Mittersee auch recht interessant. Dort gibt es das einzige Vorkommen des Langblatt-Laichkrautes (Potamogeton praelongus) in OÖ und Salzburg.
Gruß nach Würzburg
Da Harry
Floh E. schrieb am 01.08.2011 um 21:33
Weiß jemand wie tief der Suissensee ist ?
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