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18. September 2008

Blabergalm

(gepostet im Bereich Berg)

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Hoppla, da hat der Winter aber heuer schon sehr früh seinen frostigen Atem gezeigt. Darum bleibe ich heute in relativ niedriger Höhe und komme endlich dazu den alten Bauxit-​Bergbau am Prefingkogel, tief im Nationalpark Kalkalpen, zu besuchen. Schon seit meinem Spazierer im Mai am Triftsteig lässt mir die Sache ja keine Ruhe mehr.

Etwas frostig ist's heute: 2° Grad Celsius zeigt das Thermometer um 0900 am Parkplatz bei der Zicker-​Reith. Aber die noch kräftige Sonne wärmt ganz anständig. Am Hang hinauf zur Tannschwärze liegt ja schon eine geschlossene Schneedecke. Da würde sich mit den Schi vermutlich schon ein paar Bogerl ausgehen ;) Auch die Fichten sind schon etwas angezuckert. Wie üblich folge ich der Forststraße zur Dörflmoaralm, wo mich auf rund 1200 Meter eine gut durchgefrorene Schneedecke erwartet. Als mich umdrehe um das grandiose Panorama der Haller Mauern zu bestaunen denke ich mir nur: "Bist du deppat, da schauts ja aus wie im Winter!". Kurz überlege ich noch den Wasserklotz mitzunehmen. Ein Aufstieg über die Nordseite ist heute aber ein frostiges Erlebnis und ich bin eh schon mit Haube und Handschuhen unterwegs. Aber rauf muss ich auf jeden Fall noch heuer. Der Gipfel mit dem berühmten Panoramablick ist ja noch gar nicht mit einem Geocache versehen. Apropos Geocache. Im Gepäck befinden sich natürlich auch drei Dosen um den alten Stollen und die Industrieruinen zu beglücken. Die Cacher stehen ja total auf solche "lost places".

Am Ahornsattel zweige ich somit links ab und spaziere durch wunderbare buchendominierte Mischwälder. Es ist ruhig und einsam. Nur der Schnee purzelt noch vom dichten Blätterdach. Wirklich ein sehr schöner Weg, der mit wenig Höhenunterschied den Osthang oberhalb des Ameis Baches traversiert. Wie es sich für einen Nationalpark gehört bleiben die Sturmschäden liegen, wobei der Weg gut ausgeschnitten wurde. Immer wieder trifft man auf dichte Fichtenbestände die offensichtlich forstwirtschaftlichen Ursprungs sind. Besonders als ich die Blabergalm erreiche, herrscht rundherum eine Fichtenmonokultur. Das Gebiet wurde ja lange bewirtschaftet und es fanden etliche Kahlschläge statt. Es wird wohl noch Jahrhunderte brauchen, bis die Buchen ihr angestammtes Revier zurückerobert haben. Spannend Sache eigentlich. Nach rund 2h erreiche die große Hütte auf der Blabergalm. Eine sehr schöne Hütte in toller Lage. Ich bin einfach viel zu wenig in dieser schönen Gegend unterwegs. An Wochenenden im August und September wird die Hütte auch bewirtschaftet und bietet Schlafmöglichkeiten für 10 Personen. Ich nehme erstmal auf der sonnigen Bank Platz und lasse mir meine Jause schmecken. Die Wurst dürfte auch die ansässige Katze geschnuppert haben und ganz herzallerliebst bettelt sie um ein paar Bissen. Da werde ja sogar ich schwach ;) Zur Belohnung darf ich ihr auch noch den Bauch kraulen. Grissenes Viech.

Sodala dann werfen wir mal eine Blick auf den GPS Empfänger. Aha nur mehr 700 Meter bis zum Bergwerk. Schlauerweise habe ich ja zuhause genau die Karte studiert und schon mal die groben Koordinaten ermittelt. Eine Kontrolle mit Google-​Earth führte dann erstaunliches zu Tage: Man sieht noch die Abraumhalde und sogar die alte Trasse die schnurstracks nach Norden führt. Glücklicherweise hat sich Google ja dazu herabgelassen die hervorragenden Bilder von Oberösterreich zu kaufen. Anfangs wollten sie die Daten ja geschenkt… Hierbei muss man nochmals die tolle Arbeit der Abteilung für Geoinformation und Liegenschaften der oberösterreichischen Landesregierung loben. Die Burschen haben mit /DORIS wirklich ein tolles Stückchen Software mit exzellenten Daten fabriziert.

Ich wandere also das Almgelände hinab bis ich auf die Forststraße stoße, der ich noch ein Stückchen bergauf folge. Bei etwa 150 Meter Entfernung steige ich über die Böschung hinab in den Wald und schwupps bin ich schon auf der alten Trasse, die unübersehbar mit roten Gesteinsbrocken übersäht ist. Teilweise ist ein weiterkommen etwas mühsam, da der Windwurf noch kreuz und quer liegt und auch der Wald recht dicht wächst. Flott erreiche ich die Abraumhalde. Also wo ist der Stollen. Lautes Plätschern verrät den Ort der Begierde. Na Hallo! Der ist ja sogar noch gut intakt und begehbar. Damit hätte ich gar nicht gerechnet. Normalerweise werde solche Anlagen ja verschlossen. Hastig deponiere ich den Rucksack, montiere die Stirnlampe und begebe mich neugierig in den Untergrund. Sehr cool. Lange rote Erzbänder verlaufen im Gestein. Feinste Glitzerwassertropfen die das Licht auf unglaubliche Weise brechen gibt's hier auch. Leider kenne ich nicht den Namen dieses Phänomens. Hätte ich in der Gassel-​Tropfsteinhöhle bloß besser aufgepasst.

Erzvorkommen sind in den Kalkalpen etwas Besonderes. Im Nationalpark dominiert über weite Teile der Hauptdolomit aus dem /Nor. Im Bereich des Prefingkogels treten jedoch Bauxittaschen aus dem /Turon, einem Zeitabschnitt der Kreide auf. Diese Erze sind also wesentlich jünger als der Hauptdolomit und entstanden einst in einem feuchtheißen topischen Klima. Die Bauxitvorkommen enthalten vorwiegend ein Gemenge aus /Böhmit und /Hämatit. Weiters wurde laut Taschenbuch der Mineralienfundstellen ein Uranylvanadat beschrieben, das zunächst als /Carnotit und später als Metatujamunit bestimmt wurde. Wo kommt blos dieses Uran her? Hoffentlich finde ich so ein gelbes Mineral. Die Frage ist nur: Brauch ich dann einen Bleibehälter für die Aufbewahrung? Der Stollen ist sehr lang. Nach rund 300 Meter wird es ein bisschen monoton und ich kehre zum Eingang zurück. Hier gibt es eine tolle Stelle mit verschiedenen Gesteinstypen. Alles wird genau untersucht und einige Stückchen landen in der Hosentasche. Oh Mann. Geologie ist spannender als Gedacht.

Der Bergbau hat in der Region eine sehr lange Tradition und dürfte schon im 12. Jahrhundert nördlich der Laussa betrieben worden sein. Der Name "Blaberg" bezieht sich wohl auf ein mittelalterliches "Blähhaus" zum Schmelzen des Eisenerzes. Ursprünglich wurde hier Eisenerz abgebaut und von 1949 bis 1964 Bauxit. Das Aluminiumerz war begehrt und 130 Menschen fanden Arbeit. Rund 20 Familien lebten ständig in Weißwasser. Am Sandl wurde hingegen /Gagat gefördert, der Betrieb aber 1949 wegen zu hohem Schlackengehalt eingestellt.

Dem /Aufnahmebericht zum geologischen Blatt 69 Großramming (frei verfügbar) konnte ich ja noch etliche Informationen entlocken. Ich befinde mich hier im ehemaligen Bergbaurevier Gräser. Weiter nördlich (etwa 250 m nordöstlich des Prefingkogels) gelangt man zum Revier Prefing. Das Revier Schwarza befindet sich 100 m westlich des Tales des Schwarzen Baches unterhalb der Kehre der Forstraße zur Blahbergalm in 700 m Seehöhe. Also geht die Erkundungstour weiter. Pflichtgemäß hinterlasse ich einen Geocache und folge der Trasse etwa 70 Meter nach Norden. Hoppla. Hier steht ja eine gigantische Industrieruine. Vermutlich die alte Materialseilbahn. Irgendwie kommt mir das Ungetüm bekannt vor. Ich erinnere mich an eine Universumsendung über den Nationalpark Kalkalpen, in der ein Baummarder hier mit einer Schlange kämpft. Interessant wie hier die Natur ihr Territorium zurückerobert. Das Holz wir schon brav von Pilzen und unzähligen Mikroorganismen zersetzt. Auch das Eisen zerfällt zusehends. Nur die Keramikisolatoren sehen brandneu aus. Kein Zeichen von Zerfall oder Bewuchs, als wurden sie erst gestern hergestellt. Böse Zungen behaupten ja, dass von der Menschheit wohl nichts anderes als Waschbecken und Kloschüsseln übrig bleiben wird. Ich stimme ihnen zu.

Die Zeit vergeht wieder einmal viel zu schnell. Um 1330 breche ich dann meine Erkundungstour ab. Ich muss ja noch 2h Retourweg und 1h Autofahrt einrechnen. Inzwischen ist es schon wesentlich wärmer. Haube und Handschuhe benötige ich nicht mehr. Gemütlich schlendere ich retour zum Ahornsattel, wo der Schnee gerade in Auflösung begriffen ist. Entlang des Langfirsts genieße ich die Sonne und die Aussicht ins Tote Gebirge und die Haller Mauern, bevor ich wieder am Parkplatz eintrudle.

Fazit: Super Erkundungstour die wirklich alles zu bieten hat: Natur, Geologie und Geschichte. Und den ganzen Tag über keinem Menschen begegnet.

Weitere Informationen zum Bergbau im Hintergebirge habe ich einer /Ausgabe der Oberösterreichischen Heimatblätter entdeckt

Kommentare

wilfried schrieb am 21.09.2008 um 20:29

... wo du überall herumkommst??? kaum zu glauben, was es in der näheren umgebung so alles gibt. muss ich mir auch mal anschaun, und den cache hol ich mir auch.
lgr. w.

Harry schrieb am 22.09.2008 um 10:49

Servus Wilfried,
Tja stand schon lange am Programm. Geologische Karten sind was Feines! Und Cachen macht auch Spaß ;) Wusste noch gar nichts von deiner feinen Blog-Seite. Ist schon bei den Bookmarks.
Gruß und bis bald
Harry

Sabina schrieb am 22.09.2008 um 16:30

wo du überall hin kommst... beindruckt mich auch immer wieder! :-)
lg
Sabina

wolfgang schrieb am 17.09.2012 um 19:12

servus,

kannst du mir eine genaue Route geben?Wäre sehr dankbar

gruß wolfgang

Tom schrieb am 26.01.2015 um 11:13

Sehr toller Bericht, hättest du eventuell auch Koordinaten von den ganzen Revieren? LG Tom

Tom schrieb am 26.01.2015 um 11:15

Sehr toller Bericht, hättest du eventuell auch Koordinaten von den ganzen Revieren? LG Tom

Harry schrieb am 26.01.2015 um 14:10

Servus Tom,

Von den anderen Revieren hab ich leider keine Koordinaten. Sofern sie nicht verfallen oder versiegelt wurden, sollten sie sich einfach finden lassen. Koords findest du beim Geocache
http://www.geocaching.com/geocache/GC1GCTY_bergbau-im-hintergebirge

lg
Harry

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