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16. Juli 2008

Faulkogel und Mosermandl

(gepostet im Bereich Berg)

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ErsteSonnenstrahlenImZaunerkar.jpgzoomPicture

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NigritellaRhellicani.jpgzoomPicture

NeukarseeMitAlmrausch.jpgzoomPicture

GentianaClusiiMitSileneAcaulis.jpgzoomPicture

UntergetauchterRanunculusAlpestris.jpgzoomPicture

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HarryInDerNeukarscharte.jpgzoomPicture

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InDerKalkwueste.jpgzoomPicture

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Als Entschädigung für die sehr mäßigen Wetterverhältnisse präsentiert sich heute um 0600 ein wolkenloser Himmel über den Radstädter Tauern. Herrlich wenn in der Früh schon das Kleinelendkees des Ankogels rüberfunkelt. Nach einem guten Ham&Eggs Frühstück starten wir um 0715 bei der Hütte und wandern im schattigen Zaunerkar hinauf in die Windischscharte. Erst heute können wir die bizarren Felstürme des Faulkogels und Mosermandls bestaunen, die durch die Verwitterung des Wettersteindolomits entstehen. Aber auch hinter uns immer wieder ein fantastisches Panorama. Sanfte grüne Hügel im Vordergrund, dazu helle Kalkberge und die den vergletscherten Gipfel der Hohen Tauern. Sehr fein! Entlang des Baches plätschert auch noch munter ein Bächlein. Kitschig. Im Zaunerkar wächst häufig der weißblühende Alpen-​Hahnenfuß (Ranunculus alpestris), der ja Lagen mit langer Schneebedeckungen bevorzugt. Kurz vor der Scharte befindet sich eines dieser Schneereste, welches pickelhart gefroren ist. Berni, schon etwas voraus, deutet auf eine andere Wegführung, wodurch ich mir einige Strapazen erspare. Die Steirer hinter uns plagen sich ganz schön.

Endlich erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen. Eine Wohltat, bin ich ja immer noch mit der Haube unterwegs. Kurz darauf, in der Scharte, eröffnet sich der Blick nach Norden. Unverkennbar ragen die Gipfel der Dachsteinsüdwand und des Gosaukamm aus dem Dunst. Berni und ich verabschieden uns von der "Verfolgergruppe" und spazieren 300 Höhenmeter hinunter ins Neukar. Unterwegs ergeben sich vielfältige Postkartenmotive. Der Faulkogel spiegelt sich in kleinen Seelein. Dazu tiefblauer Himmel. Hoppla, was hamma den da? Ein kleines Rudel Gewöhnlicher Kohlröschen (Nigritella rhellicani) kreuzt meinen Weg. Gleich mal ein Beweisfoto knipsen. Generell ist diese Art im Gebiet recht häufig. Schließlich gelangen wir zum wunderschönen Neukarsee, der von steilen Dolomitschutthängen und grünen Wiesen umrahmt wird. Dazu blühende Sträucher der Bewimperten Alpenrose (Rhododendron hirsutum), Alpen-​Wundklee (Anthyllis vulneraria) und Kalk-​​Glocken-​Enzian (Gentiana clusii). Idylle pur und ein optimales Biwakplatzerl. Offensichtlich muss der Wasserpegel des Sees durch die Schneeschmelze etwas angestiegen sein. Im Uferbereich wächst etwa 20 cm untergetaucht der Alpen-​Hahnenfuß (Ranunculus alpestris) unaufhörlich weiter. Am schottrigen Wegesrand bei einer markanten Geländestufe, wo der Bach unter einem Schneefeld verschwindet, blüht die Eigentliche Gletscher-​Gamswurz (Doronicum glaciale subsp. glaciale). Vor uns liegt nun eine kleine Ebene, durch die sich malerisch das Bacherl windet. Hier findet der Eisenhutblättrige Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius) optimale Bedingungen und gedeiht in entsprechend dichten Beständen. Dazu gesellen sich noch Wald-​Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Trollblumen (Trollius europaeus) und Weißer Germer (Veratrum album), die uns alle bis zur Hüfte reichen. Bei der kleinen Notunterkunft der Bergrettung lädt ein neues Bankerl zum Bestaunen dieser Pracht ein.

Ohne eine Pause einzulegen steigen wir 250 Höhenmeter hinauf zur Neukarscharte. War der Aufstieg noch warm und schweißtreibend, empfängt uns hier starker Wind. Aber dafür gibt es hier erstmals einen Blick auf die Glocknergruppe. Doch unbekannt sind mir die frisch angezuckerten Gipfel. Nur im Süden können wir eindeutig den Großglockner ausmachen. Interessant wäre zu welchem Berg diese breite Ostwand gehört. Vermutlich zur Hohen Dock. Am Grat wandern wir südwärts und passieren eine erste, mit Stahlseil versehene, Kletterpassage. Das Gestein wird zusehends brüchiger. Um das nächste Stahlseil zu erwischen, muss eine recht lose und sehr steile Schotterrinne queren. Berni ist die ganze Sache nicht ganz geheuer. Er beschließt umzukehren und wartet dann am See auf mich. Die Sicherungen verlaufen nun oberhalb eines Schneefeldes und führen in einen kaminartigen Felsspalt. Es sind eigentlich gute Griffe vorhanden, nur sind viele Vorsprünge von Dolomitschotter bedeckt. Einige Sicherungen leisten hier wertvolle Dienste. Rasch endet diese Passage und Gehgelände führt mäßig steil hinauf zum Gipfel.

Nun kann ich mich wieder mehr auf die Aussicht und natürlich die Botanik konzentrieren. Nur wenige Blütenpflanzen finden zwischen Geröll und in Felsspalten ihren Lebensraum. Aber scheinbar hab ich es wieder einmal optimal erwischt. Alle stehen sie in Blüte. Von den hiesigen Steinbrecharten entdecke ich: Blattloser Steinbrech (Saxifraga aphylla), Blaugrüner Steinbrech (Saxifraga caesia), Moschus-​Steinbrech (Saxifraga moschata) und den wunderschönen, rot blühenden Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga oppositifolia). Im Geröll wächst ein einsamer Buschen Alpen-​Leinkraut (Linaria alpina) der nur mehr aus violetten Blüten zu bestehen scheint. Aus der Fraktion der polsterbildenden Pflanzen sind hier Stängelloses Leimkraut (Silene acaulis) und Zwerg-​Miere (Minuartia sedoides) zu erwähnen. Dazwischen hat sich noch die Hochlagenrasse des Bayrischen Enzian (Gentiana bavarica var. subacaulis) und Einblüten-​Hornkraut (Cerastium uniflorum) eingenistet. Manche Felsspalten werden auch von Vertretern der Zwerg-​Gänsekresse-​Gruppe (Arabis pumila agg.) besiedelt. Eine genaue Artbestimmung ist aber mangels Lupe nicht möglich.

Kurz vor 1100 erreiche ich dann den ersten Gipfelaufbau mit Behälter für das Gipfelbuch. Die Aussicht ist atemberaubend. Die Gletscher von der Hochalmspitze bis zur Glocknergruppe präsentieren sich in makellosem Weiß. Nach Norden Hochkönig, Hagen-​ und Tennengebirge, Gosaukamm und Dachstein. Garniert mit den dunklengrünen Almflächen der niederen Tauern. Fantastisch sag ich da nur. Ein sehr schwaches Lüfterl weht am einsamen Gipfel. So lässt es sich auch kurzärmlig aushalten. Aber sollte hier nicht ein Gipfelkreuz stehen? Tatsächlich am Nordgipfel liegen Metallteile am Boden. Ein kurzer Abstecher muss schon sein. So entsteht ein etwas anderes Gipfelfoto Um Berni nicht allzu lange warten zu lassen, beginne ich nach 15 Minuten Pause wieder mit dem Abstieg. In der Neukarscharte sehe schon sein rotes Leiberl bei der Bergrettungsunterkunft. Hat er sich's doch am Bankerl schön gemütlich gemacht. Mit 1,5h Verspätung treffe ich ein. Berni hat sich natürlich schon Sorgen gemacht und versucht mich am Händi zu erreichen, das ich aber im Gebirge meist ausgeschaltet habe.

Sogleich nehmen wir auch den nächsten Gipfel in Angriff. Wir wandern über einen wohl selten genutzten Weg hinauf zum Graikopf, wo wir eine karge Karstfläche erreichen. Verflixt, das Mosermandl ist scheinbar noch ein ganzes Stückchen entfernt. Am letzten Wegweiser war 2 Stunden bis zum Gipfel angegeben. Die Temperaturen haben nun wieder ganz schön zu gelegt und die Vegetation wird immer spärlicher. Eine regelrechte Kalkwüste, die aber ihren ganz eigenen Reiz ausübt. Dieser Abschnitt erinnert mich irgendwie an den nordseitigen Aufstieg am Hochkönig. Ganz lässige dünne Kalkplatten gibt es hier, die beim Zerbrechen wie Glasscherben klingen. Nachdem wir einige Schneefelder gequert haben, erreichen wir endlich die Weggabelung in der Nähe des Windischkopfes. Ich brauche endlich mal eine gröbere Pause. Die 1400 Höhenmeter machen sich schon sehr bemerkbar. Glücklicherweise kann ich Berni noch eine schmackhafte Landjäger abluchsen. Der monotone Geschmack der Müsliriegel macht mich auf die Dauer nicht besonders glücklich. Berni latscht schon etwas voran. Ich brauche einfach noch ein Verschnauferli.

Die letzte Steilstufe mit etwa 80 Höhenmeter überwinden wir in einem teilweise gesicherten Spalt. Eigentlich sehr gutes Kraxelgelände, wären da nicht einzelne Neuschneereste. Lässig finde ich auch einen sehr engen Spalt zwischen zwei Platten, wo ich grad noch durchpasse. Mühsam erreiche ich erschöpft den Gipfel des Mosermandl. Das inzwischen bekannte Panorama lässt die Strapazen aber wieder schnell vergessen. Hier ergeben sich zusätzlich sehr schöne Tiefblicke ins Riedingtal. Unter uns eine kleine Lacke mit extremer Türkisfärbung. Bei prächtigem Sommerwetter genieße ich das Gipfelerlebnis in vollen Zügen.

Der sehr steile Abstieg erfolgt über die Südseite, ist aber vom Gipfel nicht komplett einsehbar. Durch den brösligen Wettersteindolomit ist der Weg unangenehm schottrig. Nach einigen Sicherungen im obersten Teil ist dann höchste Konzentration verlangt. Plötzlich tritt Berni einen 30 cm großen Stein los und warnt mich noch rechtzeitig. Verdammt! Welchen Weg wird der Brocken, der direkt auf mich zukommt, einschlagen? Ich weiche in letzter Minute nach links aus. Der Brocken "verhüpft" sich nach rechts und purzelt in die Tiefe. Puuh, anständiger Adrenalinkick. Das stark steinschlaggefährdete Gebiet ist aber schnell passiert und über einen lockeren Schotterhang erreichen wir wieder sanfte Wiesen. Im obersten Teil der Wiese wurden mit hellen Kalksteinen einige Ornamente in den Rasen gelegt. Berni winkt herüber. Was gibt's denn da so interessantes? Tja, er hat offensichtlich bereits eine Kohlröserl-​Spürnase entwickelt und einen Fleck mit locker über 100 Gewöhnlichen Kohlröserl (Nigritella rhellicani) entdeckt. Auch wenn ich mich wiederhole: Aber so was habe ich überhaupt noch nie gesehen ;) Überhaupt ist dieses Fleckerl noch einmal sehr genial. Eine perfekte Liegewiese mit Aussicht lädt zu einem kleinen Nickerchen aus. Direkt vor uns erheben sich die abweisenden Wände des Weißeck. Am Wegesrand blühen Grasblatt-​Teufelskralle (Phyteuma hemisphaericum) und Zwerg-​Seifenkraut (Saponaria pumila).

Langsam, doch recht wenig anstrengend spazieren wir zur Jakoberalm, wo uns eine anständige Mahlzeit in Form einer guten Kaspressknödelsuppe erwartet. Dazu gut gekühltes Murauer-​Bier. Sowas päppelt Bergfexing Harry sofort wieder auf Da der Wetterbericht für morgen bereits wieder Regen meldet, genießen wir noch die späte Nachmittagssonne. Der letzte Wegabschnitt über die Forststraße fällt dann in die Kategorie: "Lockeres Austraben". Um 1800 erreichen wir wieder den Ausgangspunkt.

Fazit: Was für ein exzellentes Wandergebiet. Auf engstem Raum in vielerlei Hinsicht extrem abwechslungsreich. Tolle Geologie und Flora. Besonders von der kombinierten Kalk-​ und Silikatflora bin ich total begeistert. Dazu Wander-​ und Kraxelgelände. Dazwischen laden wieder riesige Almflächen zu einer Rast ein. Die Radstädter Tauern zählen ab sofort zu einem meiner Lieblingsgebiete. Berni hat die Tour optimal geplant und organisiert. Da sag hier gleich nochmal: Danke. Auch für das lustige geocachen. Wer weiß, vielleicht brauch ich auch noch ein GPS Gerät Insgesamt haben wir eine Strecke von 37 km zurückgelegt und waren Brutto etwa 17 Stunden unterwegs. Ein Anstieg von rund 3000 Höhenmeter ist auch recht sportlich. Wie immer gibt es auch einen feinen Bericht sowie genaue GPS Daten + Google Earth Route auf Berni's Blog.


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