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8. April 2009

Rinnerberger Klamm

(gepostet im Bereich Berg)

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Weiter geht's mit Erkundungstouren in der Heimat, wobei mich es mich heute nach Leonstein in die mir unbekannte Rinnerberger Klamm verschlägt. Es gibt einfach immer noch so viele Fleckerl in Oberösterreich die besucht werden wollen. Im Gepäck sind Botanik-​Kramuri, Fotoapparate und auch ein Genetiker, der mal wieder ein bisschen Auslauf benötigt. Chris übernimmt hierbei als Ortsansässiger auch gleich die Rolle des Fremdenführers. Sein Vater deponiert uns um 1000 in der Gegend von Hambaum, bei der Brück über Rinnerberger Bach, wo wir unseren Spazierer starten. Die Schönwetterperiode hält an und somit hat sich heute wieder ein warmes, fast wolkenloses Tagerl eingestellt.

Irgendwo hier in der Nähe zwischen Brauneck-​Rinnerberg und dem Rinnerberger-​Bach soll ja eine fesche Waldwiese existieren, die im Grenzbereich Flysch-​Kalkalpen liegt und somit recht rech gegliedert ist. Von der Fläche konnten bisher 16 Orchideenarten nachgewiesen werden. Darunter auch die Herbst-​Drehähre (Spiranthes spiralis), die ab Mitte August blüht. Leider hat die Fernerkundung via Google Earth keine eindeutigen Ergebnisse gebracht und die Wiese hält sich (vorerst) versteckt. Vermutlich ist es aber das Fleckerl etwas weiter westlich bei N 47°54'11.35" E 014°11'1.80".

Nach wenigen Minuten verlassen wir die Forststraße und biegen linkerhand auf ein Wanderwegerl ab, das bergauf zu einer Felswand führt. Unterwegs blüht zwischen Massen an Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Frühlingsknotenblumen (Leucojum vernum) auch der Hohlknollige Lerchensporn (Corydalis cava). Auch die Felswand hat einen üppigen Bewuchs zu bieten, der vorwiegend aus Farnen und Moosen besteht. Besonders die Unterseite der Farnwedel ist von Interesse, da sich hier die Sori befinden. Es finden sich die unterschiedlichsten Formen. Von länglichen Sori der Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) bis zu kugelrunden Häufchen des Gewöhnlichen Tüpfelfarns (Polypodium vulgare). Bei den Moosen kenne ich dafür überhaupt nicht aus. Nur Neckera crispa ist wohl bekannt und schnell identifiziert. Das Wegerl verläuft etwas luftig schön der Wand entlang bis zur Bärenhöhle mit Bankerl. Unter uns hat sich der Rinnerberger-​Bach schon tief ins Gestein eingeschnitten und bildet eine Klamm. Leider ist die geologische Karte des Gebiets noch nicht verfügbar und ich tappe über die örtlichen Begebenheiten im Dunklen.

Wir verlieren wieder etwas an Höhe und erreichen einen Waldschlag. Durch die fehlenden Bäume und die damit einhergehende Beschattung haben sich flott neue Pflanzen eingefunden. Professor Heiselmayr würde jetzt vermutlich das Thema Sukzession vertiefend erläutern. In dem Gewirr aus Brombeeren (Rubus sp.), die hier für einen unangenehmen Stolperstacheldraht sorgen, sind besonders die dicht behaarten Blattrosetten der Königskerze (Verbascum sp.) auffällig, auf denen sich glänzende, fast kugelrunde Wassertropfen bilden, fast wie bei einem Lotusblatt. Hierzu gilt es anzumerken, dass der Lotuseffekt eher als Nebenprodukt entdeckt wurde. Eigentlich wollte man ja feststellen ob die Oberflächenstrukturen von Blättern als Merkmal für systematische Verwandschaftsverhältnisse taugen. Tja Grundlagenforschung ist halt doch nicht umsonst.

Unterhalb des Schlags führt der Weg wieder zum Bach der hier aus der Klamm tritt. Durch den engen Felsspalt sprudelts ganz ordentlich. Im Sommer wäre es lässig hier mal durchzuwandern, aber bei den aktuellen Wassertemperaturen ist's wohl kein großes Vergnügen. Chris fischt wie üblich nach Steinen im Bach und findet, wie üblich, wieder irgendein Fossil. Schön langsam wird er mir unheimlich. Ich finde nie was.

Am rechten Ufer wandern wir querfeldein bis zu einer markant überhängenden Felswand, in der in 10 Meter Höhe ein rotes (Reep)Schnürl zu sehen ist. Schaut auf jeden Fall nach einem klettertechnischen Utensil aus. Tatsächlich finden sich sogleich auch die erwarteten Bohrhacken, im nassen, glitschigen Felsen. Also wer hier raufklettert muss schon ein Freak sein. Als wir den Bach wieder queren entdecken mitten im Wald einen Sessel, der aus einem Baumstumpf gesägt wurde. Quasi Motorsägenfeinarbeit Scheinbar gibt es hier verschiedene Arten von Freaks

Beschaulich verläuft der Weg durch Monokulturen von Frühlingsknotenblumen bis zu einer Metallstiege um eine Geländestufe zu überwinden. Der Bach nutzt hier die Gelegenheit um den imposanten Rinnerberger Wasserfall zu erschaffen. Wirklich recht fesch. Am Bachufer grapsche ich mir zwischen Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) und Hohen Schlüsselblumen (Primula eliator) noch die Bach-​Pestwurz (Petasites hybridus). Ein weiterer Herbarbeleg für die Uni. Und wie immer im Gebiet wächst hier auch das Ausdauernde Silberblatt (Lunaria rediviva). Die alten Früchte funkeln fesch im Sonnenlicht. Viel zu schnell verlassen wir den schönen Schluchtwald und latschen dann auf Straßen zur Schmiedleithen, mit schönen Häusern aus der Blütezeit der Sengsenindustrie. Besonders das Neue Herrenhaus ist sehr schön Instand gesetzt und erinnert an eine Zeit vor Motormähwerken (wäre da nicht die Satellitenschüssel). Unterwegs erfährt man auf etlichen Schautafeln viel Wissenswertes.

Retour über den Radweg, eigentlich die alte Bahntrasse, erreichen wir wieder Chris Elternhaus. Fazit: Kleiner, feiner Spazierer zur Erkundung der Heimat gespickt mit eindrucksvoller Natur und etwas Kultur & Geschichte.


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