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6. August 2009

Höhlen im Rettenbachtal

(gepostet im Bereich Geologie)

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Seit meinem Besuch der Unteren Schießerbachhöhle im September 2008, bin ich ja höhlentechnisch auf den Geschmack gekommen. Heute stehen vier wasserführende Höhlen im Rettenbachtal bei Bad Ischl am Programm. Das Kühlloch, /Untere und /Obere Schießerbachhöhle sowie die /T-​Höhle. Alle Höhlen befinden sich in unmittelbarer Nähe der Forststraße, wodurch der Zustieg recht leicht ist bzw. die Höhlen (trotz fehlendem GPS Empfang) gut aufzufinden sind. Als optimaler Begleiter ist Chris (ja auch Genetiker machen sich gerne schmutzig) mit von der Partie. Außerdem muss seine neue Ultrafire-​Led Lampe eingeweiht werden. Dieses kleine Trum macht die Nacht wahrlich zum Tage. Und via Internetbestellung aus China kostet diese beim Produzenten auch nur 14 USD, im Gegensatz zu 40-​70 Euro beim österreichischen Händler.

Um das Kühlloch zu befahren parken wir unser Cavemobil um 0900 bei der ersten Solewärmestube rund 2 Kilometer vom Gasthaus Rettenbachmühle entfernt. In den Solewärmestuben wurde früher die in hölzernen Leitungen dahinfließende Sole erhitzt, um das Auskristallisieren des Salzes zu verhindern. Die mit "Bergbauanlage" beschriftete Hütte ist aktuell eine Baustelle und steht immer noch im Dienste des Salzbergbaus, wovon die vielen Rohleitungen zeugen. Wir wandern etwa 5 Minuten taleinwärts und finden linkerhand den gemauerten Auslauf des Kühllochs. Der Name ist Programm: Aus dem großen Portal weht kalte Luft. Laut Literatur herrscht hier ganzjährig eine Temperatur von rund 5° C (wodurch das Kühlloch im Winter zum Warmloch wird). Wir lassen die Rucksäcke beim Portal und erkunden die anfangs rund 1 Meter hohe Höhle. Insgesamt ist die Höhle 1500 Meter lang und überwindet eine Höhendifferenz von +350 Meter. Offensichtlich herrscht Normalwasser, da der Bach rund 30 Meter nach dem Eingang im Schotter verschwindet. Da tagsüber laut Wetterbericht mit keinen Regenfällen zu rechnen ist, dringen wir tiefer in das Kühlloch vor. Bei höherem Wasserstand ist eine Höhlenfahrt sehr gefährlich. Am Anfang des Spiralgangs, der genau 360 Grad dreht und etwa 10 Höhenmeter überwindet, können wir bereits aufrecht stehen und bewundern den Bach, der über kleine Kaskaden herabstürzt. Im Schein der Stirnlampe glitzern die Wassertropfen an der Decke wie kleine Edelsteine. Mit hübschen Sinterablagerungen schauts ein bissl mager aus, aber das kann ja noch werden. Überall finden sich auch Spuren von früheren Befahrungen, wie Kerzenreste und Schrauben. In leichter Kletterei gewinnen wir kurz an Höhe und können am linken Rand ohne Wasserberührung tiefer in die Höhle eindringen. Die Bergschuhe sind zwar schon wasserdicht, aber wenn's dann schon mal oben reinläuft bringt des auch nix. Zum Stichwort Nix gibt's ja auch eine nette Geschichte: An den Höhlenwänden findet sich nun zunehmend mehr /Mondmilch (fälschlicherweise auch Bergmilch), eine weiche, schmierige Calcitablagerung. Außerhalb der Höhle, wo andere Temperatur-​ und Luftfeuchtebedingungen herrschen, zerfällt diese zu Nichts (Nix). Und Nix hindert uns auch am Überwinden der nächsten Felsstufe, kurz vor der Wasserfallhalle. Das schmierige Zeugs schafft recht rutschige Tritte. Also ist für uns hier Endstation. Dafür knipsen wir noch einige lässige Fotos. Besonders die herabtropfenden Wassertropfen im Gegenlicht schauen sehr schön aus. Wie ein Perlvorhang. Neugierig erkunden wir noch die leichter zugänglichen Bereiche der Höhle, bevor wir rund 1,5h später wieder ans Tageslicht zurückkehren. Erst an der Forststraße merken wir, dass sich inzwischen ein heißer Sommertag entwickelt hat.

Wir starten wieder unser Cavemobil, fahren rund 400 Meter taleinwärts und parken neben der zweiten Brücke. Am orographisch linken Ufer führt ein deutlich ausgeprägter Steig nach oben und rund 40 Meter höher gelangt man zur 180 Meter langen Unteren Schießerbachhöhle. Die eigentliche Attraktion ist aber sicherlich der Wasserfall direkt über bzw. vor dem Portal. Der Bach selbst stammt aus der Oberen Schießerbachhöhle, der wir ebenfalls einen Besuch abstatten. Wir kraxeln wiederum 40 Meter höher bis Steigspuren zu einer Schichtfuge oberhalb des Bachaustritts führen. Wir kriechen am Bauch durch die östliche Öffnung. Gleich nach den ersten Metern nimmt die Raumhöhe zu und der Bach begegnet uns, der durch eine sekundäre Öffnung ans Freie tritt. Das Gerinne hat sich hübsch in den Fels gefressen und teilweise schön die /Megalodonten (fossile Muscheln) freigelegt. Durch die unterschiedliche Löslichkeit der Minerale sind die Schalenreste schön erhaben. Auch findet sich hier ein netter, fast konzentrischer Strudeltopf. Wieder erkunden wir die Seitenäste. Bei einem tiefen Tümpel muss ein kleiner Wasserfall überwunden werden. Auf der rechten Wand sind auch Bohrhacken und ein Seil angebracht. Die Sache scheint recht nass zu sein ;) Ein Neopren-​ und /Schlazanzug wäre da nicht schlecht. Also kehren wir wieder um und kriechen am wieder ans Tageslicht.

Die vierte Höhle ist die T-​Höhle, welche sich kurz hinter der Messstation des Hydrographischen Dienstes des Landes OÖ befindet. Dazu fahren wir rund 600 Meter talaufwärts und parken das Cavemobil bei der Abzweigung der Grabenbachforststraße. Wir wandern hinunter zur Brücke über den Rettenbach, wo sich auch das kleine Messstationhäuschen befindet. Kaum 10 Meter hinter dem Häuschen befindet sich der niedrige Eingang zur T-​Höhle. Wieder kriechen wir bäuchlings durch die niedrige Öffnung. Und dann: Hoppla! Auch hier heißt es wieder: Der Name ist Programm. Die rund 55 Meter lange Höhle, weist ein ausgeprägtes T-​Profil auf. Das Rinnsal hat sich hier rund 2 Meter tief in den Fels gefressen und einen engen Einschnitt hinterlassen. Hierbei wurden herrlich die typischen Megalodonten des Dachsteinkalks herausmodelliert. Ich quetsche mich weiter aufwärts, während Chris weiter nach Fossilien sucht. Der Spalt wird enger, der Wasserstand höher und es plätschert wieder von oben in die Schuhe hinein. Technisch wäre ein weiterkommen nicht schwer, aber inzwischen bin ich waschlnass. Also lass ich's gut sein für heute. Um 1230 erspähen wir wieder Tageslicht.

Kurz überlegen wir noch, ob wir zum Spiegelwandcanyon aufsteigen sollen, doch wir entscheiden uns bequemerweise zu einer Einkehr bei der Rettenbachalm, wo wir mit einem gut gekühlten Bier auf unsere Erkundungstour anstoßen. Den Rest des Tages lassen wir dann noch gemütlicher am Traunsee ausklingen.

Fazit: Hui, macht Lust auf mehr. Gerade der richtige Zeitvertreib für heiße Sommertage. Gute Begleitung und genügend Licht vorausgesetzt. Ein Helm schützt vor Beulen am Kopf ;) Eine bessere Ausrüstung wäre zwar nicht schlecht, aber es klappt auch so ganz gut. Vielleicht einmal bei Niedrigwasser wieder vorbeischauen. In diesem Sinne: Glück tief.

Kommentare

der Genetiker schrieb am 07.08.2009 um 23:17

Oh mein Gott - ich hab wirklich eine gewisse Ähnlichkeit mit Gollum!

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