| Wenn oben der Föhnsturm tost, bleibe ich lieber im unteren Stockwerk. Für meine Spazierrunde wähle ich heute den mir unbekannten Leitersteig. Heute ist es wieder herrlich im Garstnertal. Bei strahlendem Sonnenschein bilden die grünen Wiesen einen schönen Kontrast zu den schneebedeckten Bergen. Aber auf meiner vor allem südseitig ausgerichteten Runde sollte ein Schneekontakt eher unwahrscheinlich sein.
Als Ausgangspunkt wähle ich den Parkplatz in der Nähe des Gehöfts Maier im Hof (Reiterhof), einige Meter nach der Abzweigung zur Villa Sonnwend. Anfangs verläuft der Weg noch unspektakulär im dichten Fichtenforst. Der alte Hohlweg liegt im Flyschgebiet und ist entsprechend matschig. Praktischweise wurde hier 2008 jedoch ein neues Wegerl "naturspuren" angelegt, welches zwar immer noch im grausigen Fichtenforst verläuft, aber wesentlich besser zu beschreiten ist. Ok, ein paar Tannen stehen schon hier. Bei der Abzweigung zum Wurbauerkogel beginnt dann der eigentliche Leitersteig. Ein Taferl informiert mich darüber, dass ich absolut diszipliniert gehen muss ;) Na gut, dann reiße ich mich halt zusammen. Der Steig verläuft recht angenehm ansteigend und führt mich an die Südseite des Hahnbaums, wo Hauptdolomit dominiert. Der Boden ist hier wenig tiefgründig und die Fichten bestätigen dies mit Krüppelwuchs. Langsam wechselt die Vegetation und ein feiner Schneeheide-Föhrenwald macht sich breit. Zwar ist dieser hier nicht so schön ausgeprägt wie in den Schuttfluren der Polsterlucke, der nahen Steinwänd oder am Traunsee Ostufer, dafür finden sich in den naturnahen Buchenwäldern des unteren Teils Vorkommen des Kerner-Lungenkrauts (Pulmonaria kerneri) und des Bleichen Knabenkrauts (Orchis pallens). Erstere blüht erst Ende Mai, während letztere wohl in 5-6 Wochen ihre blassgelben Blüten entfalten wird. Heute blüht entlang des Weges "nur" die Schneeheide (Erica carnea), Schneerosen (Helleborus niger) und Leberblümchen (Hepatica nobilis), die endlich den Frühling verkünden. Da und dort kann ich auch einige Albino-Leberblümchen sichten. Eigentlich hätte ich hier mit einigen Exemplaren des Petergstamms (Primula auricula) gerechnet, aber ich kann keine Blattrosetten ausmachen. Vermutlich ist der brüchige Hauptdolomit nicht der optimale Untergrund für diese Pflanzenart. Dafür entdecke ich da und dort Rosetten von Jagabluat (Primula clusiana), Herzblättriger Kugelblume (Globularia cordiifolia) und des Zwerg-Buchs (Polygala chamaebuxus). Und sehr schöne Sträucher der Gewöhnlichen Felsenbirne (Amelanchier ovalis) gibt es hier auch. Scheint ja ein richtiger alpiner Kalkgarten hier zu sein. Anscheinend ist der Bereich um den Speikkogel recht ergiebig. Ende April/Anfang Mai wird's hier wohl recht bunt sein.
Am kleinen Speikkogel angekommen genieße ich die Aussicht in die Warscheneck- und Prielgruppe. Einfach fantastisch. Leider greift der Föhn immer stärker durch und es wachelt ordentlich. Da ich letzte Woche dummerweise meinen Nervus trigeminus ordentlich beleidigt habe, durchzucken mich bei jedem Windstoß unangenehme Kiefernschmerzen. Glücklicherweise habe ich zwei Hauben im Gepäck. Viel zu schnell endet der schöne Steig und ich erreiche den schneebedeckten Blosboden. Hier ist es wunderbar windstill. Daher beschließe ich meine Jausenpause etwas vorzuziehen, obwohl die Aussicht etwas zu sehr von der Fichte dominiert wird. Der Wind hat viele Flechten, vor allem Pseudevernia furfuracea, von den Bäumen geweht, die sich nun tief in den Schnee schmelzen. Unweigerlich muss hier dabei an den schweren AKW Unfall in Japan denken. Ich hoffe die Techniker bekommen das Problem in den Griff, sonst wird sich er Reaktorkern durch das Containment schmelzen, wie diese Flechte durch den Schnee. Eine Zipferlänge später wandere ich retour zur Forststraße, die auf den Kleinerberg führt. Hier tummeln sich inzwischen etliche Ausflügler. Auch für die Mountainbiker hat die Saison schon begonnen. Am sendergekrönten Gipfel entfaltet der Föhnsturm dann seine volle Kraft. An eine Pause ist gar nicht zu denken, darum flitze ich über den Wanderweg retour zum Wurbauerkogel, wo es auf der sonnigen Terrasse schon viel angenehmer ist. Und die tolle Aussicht von hier oben ist eh im ganzen Land bekannt. Als Belohnung genehmige ich mir ein äußerst knuspriges Schnitzel.
Der Abstieg ist dann eine Angelegenheit von wenigen Minuten. Ich folge zuerst dem Weg 2 neben der Rodelbahn, kürze aber dann über die alte Piste nach Norden ab, wo ich gleich wieder auf den markierten Wanderweg stoße, der mich direkt zum Ausgangspunkt führt.
Fazit: Hoppla, diese kleine 3-4h Runde ist ja richtig fesch. Sonnig, gute Aussicht und eine interessante Flora sorgen für Kurzweil. Zur Blütezeit so gegen Ende April/Anfang Mai (heuer jedoch vermutlich deutlich früher) absolut einen Besuch wert.
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