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9. September 2009

Similaun

(gepostet im Bereich Berg)

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Toni weckt mich um 0530. Nach einem wortkargen Frühstück (Nein, Speckoa gibt's hier oben nicht) wandern wir hinüber zum Gletscher. Der lebhafte Wind und die morgendlichen Temperaturen lassen mich sofort Haube und Handschuhe herauskramen. Anfangs gehen wir noch seilfrei, da die wenigen Spalten gut sichtbar sind. Also befinden sich auf meinem Rucksack die 50 Meter Seil. Seltsamerweise habe ich trotzdem das Gefühl, als wäre mein Rucksack zu leicht. Ständig frage ich mich ob ich nicht etwas vergessen habe. Könnte aber auch am angelegten Hüftgurt, Steigeisen und Pickel liegen.

Rasch gelangen wir in steileres Gelände und steuern direkt auf einige große Spalten und hartem Wassereis zu. Also seilen wir uns an. Sicher ist sicher. Einige Spalten entpuppen sich wirklich als bodenlose Löcher. Doch die Spalten sind flott überwunden und das Gipfelkreuz ist von weitem sichtbar. Obwohl die Steigung nicht sonderlich groß ist, stellt jeder Schritt vorwärts eine ordentliche Anstrengung dar. Wortkarg folge ich Toni und Rudi, bis wir kurz vor dem Gipfel den Schuttrucken erreichen. Kurz überlegen wir, ob wir die Rucksäcke hier lassen sollen. Falls es die Verhältnisse zulassen wollen wir aber noch den Marzellspitzen einen Besuch abstatten und tragen somit die Rucksäcke hinauf zum Gipfel. Für das letzte Stück am Firngrat zum Gipfelkreuz, seilen wir uns noch einmal an. Nach rund 2h erreichen wir dann den höchsten Punkt der Tour. Obwohl nur 600 Höhenmeter überwunden werden, bin ganz schön geschafft. Ein richtiges Gipfel-​Hochgefühl will irgendwie nicht aufkommen. Der Ausblick ist nicht schlecht, doch inzwischen wohlbekannt. In Richtung Südtirol zeigt sich bereits leichte Bewölkung. Irgendwie suche ich verzweifelt den Kamm oberhalb von Naturns, wo Sarah und ich vor zwei Jahren den Zirmtaler See besucht haben. Aufgrund der diesigen Verhältnisse kann ich aber nichts ausfindig machen. Dafür ist die Sicht hinüber zur Ortlergruppe und Weißkugel wieder ausgezeichnet. Toni und Rudi erkunden derweil einen möglichen Abstieg über die Ostflanke. Da die Verhältnisse vom Similaunjoch zum Marzellferner jedoch unbekannt sind (Toni: "Der Marzellferner is a zrissener Hund") und eine weitere Nacht auf der Martin Busch Hütte wenig reizvoll erscheint, entscheiden wir uns zu einem Abstieg über den Marzellkamm.

Die Querung des Gletschers zum Beginn des Kamms ist eigentlich unkompliziert, trotzdem unterschätze ich einmal die Breite einer Spalte und breche kurz bis zum Wadl ein. Muffensausen! Puh, das war mir eine Lehre. Sowas darf nicht mehr passieren. Wieder besten Gneis unter Füßen verstauen wir ein letztes Mal unsere Gletscherausrüstung in den Rucksäcken. Der Weg am Marzellkamm ist außerordentlich schön und aussichtsreich. Besonders als wir die schönen Krummseggenrasen erreichen, präsentiert sich der Marzellferner als klassischer Gletscher, mit Nähr-​ und Zehrgebiet. Weit trägt er das Gestein hinaus. Eine riesige Gesteins-​Zertrümmer-​Schleif-​Sortier-​Maschine. Sanft fällt der Weg ab. So kann man bei lockerem Austraben, die Landschaft noch einmal genießen. Sämtliche Pflanzen fruchten hier bereits oder haben sich schon auf den Winter vorbereitet. Nur ein Nachzügler des Bayrischen Enzians (Gentiana bavarica subsp. subacaulis) zeigt noch seine blauen Blüten. An den windverblasenen Kanten zeigen sich dichte Flechtenpölster. Die Vegetationsperiode hier oben ist quasi zu Ende. Es ist immer wieder interessant, wie sich die Natur vom Ausapern bis zum ersten Schneefall entwickelt.

Bei der Martin Busch Hütte stoßen wir mit einem kühlen Zipfer auf unsere gelungene Ötzi-​Tour an, bevor wir über die lange Forststraße retour nach Vent latschen.

Fazit: Toni hat die Tour optimal zusammengestellt. Zusammen mit Rudi waren wir wieder eine bewährte Seilschaft. Bei Traumwetter konnte ich meine erste Exkursion in die Ötztaler Alpen genießen. Spektakuläre Natur gibt es hier. Doch es bleibt auch ein bitterer Nachgeschmack. Das Preis-​Leistungs-​Verhältnis kann mich nicht überzeugen. Vielleicht sollten mal die westlichen Ötztaler Alpen inspiziert werden. Der große Berghunger ist auf jeden Fall gestillt und ich verspüre grad wenig Lust die Bergschuhe anzuziehen. Aber eine herbstliche Runde im Toten Gebirge mit Dümlern wird's schon wieder richten.

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