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14. August 2013

Grundlsee, Toplitzsee und Kammersee

(gepostet im Bereich Geologie)

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Als Einstimmung zu unserem Kurzurlaub im wunderschönen Ausseerland gönnen sich Sarah und ich die klassische Drei-​Seen-​Tour mit Grundl-​, Toplitz-​​ und Kammersee. Pünktlich um 1145 legen wir in Grundlsee ab und tuckern mit einem kleinen aber feinen Boot über das Steirische Meer. So eine kleine Seerundfahrt mit Spaziergang ist gerade recht, denn in der 29. Schwangerschaftswoche fordert der Nachwuchs schon erhöhte Anforderungen an die Kondition

Die drei Seen liegen entlang der so genannten Toplitzsee-​Störung, einer tektonischen Störung die in WSW/ONO Richtung ins Tote Gebirge hineinzieht. Auch die eiszeitlichen Gletscher folgten dieser Störung und schürften das Zungenbecken des Grundlsees weiter aus um es mit einem Zehnermeter hohen Endmoränenwall bei der Ortschaft Grundlsee abzudichten. Während der späten Eiszeit waren Toplitz-​​ und Kammersee noch Teil des Grundlsees. Die Bootsfahrt ist recht kurzweilig und abwechslungsreich. Es ist immer noch stark bewölkt und die Wolken wirken bedrohlich. Doch sorgt dies für eine ganz eigene Stimmung, insbesondere dann, wenn sich ein kleine Wolkenfenster auftut und die Sonnenstrahlen den hellen Plassenkalk des schroff aufragendenen Backsteins erleuchten. Der Plassenkalk wurde vor etwa 155 bis 140 Millionen Jahre (spätes Jura bis frühe Kreide) abgelagert und ist der chemisch reinste Kalkstein der nördlichen Kalkalpen. Bis auf die Trisselwand sind mir die Berge nördlich des Grundlsees unbekannt und auch südlich habe ich nur den Lawinenstein bestiegen. Apropos Südufer. Hier gibt es mit der größten Gipslagerstätte der Ostalpen auch eine geologische Besonderheit, der durch den Etagenabbau sofort ins Auge sticht. Ein Großteil dieser Gips-​ und Anhydrit-​Lagerstätte wurde während des späten Perm / frühe Trias abgelagert und ist somit fast 100 Millionen als das Gestein des Nordufers. Die Steinsalz-​Lagerstätten des Salzkammergutes (Haselgebirge) wurden übrigens während der gleichen Zeit abgelagert. Vom Abbau wird der Gips übrigens via einer 8km langen Materialseilbahn ins Rigips-​Werk in Bad Aussee-​Unterkainisch transportiert.

Nach der Landung in Gößl schlendern Sarah und ich durch den Ort entlang der Gößler Wand zum Toplitzsee. In der beeindruckenden Wand aus massigem Dachstein-​Riffkalk (Trias) befindet sich auch ein großer Klettergarten mit Routen von IV bis VIII. Nach 20minütigem Fußmarsch (man kann die Strecke auch mit der Kutsche zurücklegen) gelangen wir auch schon zum sagenumwobenen und äußerst idyllisch gelegenen Toplitzsee. Das Ostufer ist nur via Boot leicht erreichbar. Etwa alle 45 Minuten schippert hier eine motorbetriebene Plätte Touristen von der Fischerhütte zum anderen Ende des Sees. Direkt bei der Anlegestelle tummeln sich viele Fische im Wasser. "Schau, Forellen!", schreit ein Kind. Aber das geschulte Biologenauge erkennt flott, dass es sich hierbei um Karpfenfische handelt, da ihnen die für Lachsfische typische Fettflosse fehlt. Außerdem schaut ein Aitel (Leuciscus cephalus) komplett anders aus als eine Forelle (Salmon trutta) Oft kann man im seichten Gewässer auch Elritzen (Phoxinus phoxinus) beobachten, die hier einfach nur "Ritzn" genannt werden. Die Bootsfahrt über das tiefschwarze Wasser schlägt mit 8 € zu Buche und während der Fahrt unterhält der Fährmann die Gäste mit allerlei Anekdoten zur Jagd um das mysteriöse Nazigold, das hier angeblich versenkt worden ist. "Goid hot ma koans gfunden, dafiar a Kistn volla Kronkorken" Der Toplitzsee ist aus limnologischer Sicht äußerst interessant, da er nur in den obersten 20 Meter sauerstoffhaltig ist. Mit zunehmender Tiefe nimmt auch der Salzgehalt zu und beträgt bis zu 0,75%, was wohl auf gelöstes Haselgebirge zurückzuführen ist. Im Vergleich: Der Salzgehalt des Mittelmeeres beträgt rund 3,8%. Vom Ostufer führt ein kurzer Fußweg in 5 Minuten zum romantischen Kammersee. Entlang des Wegs ist gut der mit Hammer und Meißel angelegte Schwemmkanal einzusehen. Der 97m lange und 2m breite Kanal wurde bereits 1549 fertig gestellt und diente der Holztrift. Der Kammersee ist auch so ein Naturjuwel, das man gesehen haben muss. Insbesondere als Oberösterreicher, befindet sich hier ja der Traunursprung. Von allen Quellen die die Traun speisen ist diese am weitesten entfernt und somit ist die Bezeichnung durchaus gerechtfertigt. Ebenfalls bemerkenswert ist der stark schwankende Pegel dieses kleinen Sees. Nach der Schneeschmelze oder nach starken Niederschlägen ist dieser schon mal 6 Meter höher. Heute ist jedoch Niedrigwasser und Baumstämme ragen aus dem See. Während wir retour spazieren, entdecke ich tatsächlich noch eine Echte Lungeflechte (Lobaria pulmonaria), eine Zeigerflechte für absolut Reinluftgebiete kombiniert mit großen Niederschlägen. Bisher kenne ich diese Spezies nur vom Hinteren Gosausee.

Wieder am Westufer des Toplitzsees angekommen, stärken wir uns erst mal mit einer Jause bei der Fischerhütte. Hier gibt es ausgezeichnete Gerichte, wie die Erdäpfelsuppe im Brotlaib. Auch das dunkle Gösser ist gschmackig. Generell ist diese Lokalität sehr zu empfehlen. Für den Weg retour wählen wir nun den Pfad entlang des Baches, der uns wieder zur Anlegestelle führt, von wo uns das Boot wieder zurück nach Grundlsee schippert und unser erster Ausflug im Ausseerland endet.

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