| Um 0940 wandern wir vom Hotel Kornock entlang des Ostufers des Turrachsees hinauf zum Schoberriegel. Gottseidank lassen wir Forststraßen und Schipiste rasch hinter uns. Ein schmaler Pfad führt dann am Nordwestrücken des Schoberriegels hinauf zum Gipfel. Hat man etwas an Höhe gewonnen und blickt von den Tauern bis zu den Karawanken, schaut die Welt ganz anders aus. Die Einrichtungen für den Wintertourismus sind vergessen. Sarah und ich genießen die Bergwelt. Leider hat sich der Wind immer noch nicht gelegt. Komplett eingepackt mit Jacke, Haube und Handschuhe pfeift uns mit 80 Km/h der Wind um die Ohren. Aber irgendwie ist dadurch die Szenerie so richtig rau und hinterlässt tiefe Eindrücke.
Nach vielen Fotopausen erreichen wir nach 1h30min den Gipfel des Schoberriegels. Die Aussicht auf die umliegenden Nockberge ist herrlich. Irgendwie würde mich die Überquerung zum Eisenhut schon reizen, aber bei diesem Wind friert bereits die Nase und die Finger sind klamm. So ein stundenlanger Spazierer am Rücken zwischen 2000 und 2400 Meter wäre schon fein. Und sicher ist Route auch eine geniale Schi/Schneeschutour, wobei man mit den Schi etwas flotter im Tal ist ;) Südlich unterhalb des Gipfels erblickt man ein altes Landefeld aus dem Zweiten Weltkrieg. Schaut etwas kurz aus. Keine Ahnung wie da ein Flugzeug landen konnte.
Mit Rückenwind spazieren wir zur nahen Gruft, wobei ich wirklich wissen will, wie der Gipfel diesen Namen erlangt hat. Hier an den Windkanten gedeiht ein teilweise knöchelhoher Teppich aus /Rentierflechten (Cladonia rangiferina), den ich dieser Ausprägung in Österreich noch nicht entdeckt habe. Diese sanfte "Hügellandschaft" ist wirklich faszinierend. Diese sanften und begrünte Kuppen stehen in krassem Gegensatz zu den oft steilen Kalkwänden im Toten Gebirge. Und im Naturschutzgebiet gibt es auch keine Pisten und Lifte. Wirklich schön, auch wenn man aus sportlicher Sicht hier nur unschwere Spazierer unternehmen kann.
Kurz überlegen wir ob wir gleich südseitig absteigen sollen. Da wir aber nicht einmal 2h unterwegs sind, beschließen wir den Weg 153 zur Bretthöhe zu nehmen. Der Pfad ist wirklich sehr aussichtsreich mit der Schwierigkeit eines Kurgartenwegerls, nur halt ohne Bäume. Darum weht der Wind hier oben auch recht heftig. So steigen wir zwischen Kaserhöhe und Hoazhöhe unmarkiert direkt nach Süden ab. Kaum verlässt man den Kamm und befindet sich auf der Leeseite, wird es schön warm. Jack, Haube und Handschuhe können wieder im Rucksack verstaut werden. Die Almwiesen sind hier ungewohnt mit vielen Flechten durchsetzt, die bei jedem Schritt knacken, sorgen jedoch auch für eine lässige Dämpfung. Flott erreichen wir den Hochkaser, wo wir ein sonniges und windgeschütztes Almhüttenbankerl vorfinden. Ein perfekter Platz für eine Jausenpause.
Ab dem Hochkaser führt dann ein Forstweg retour zum Turrachsee. Bei der Oberen Vastlhütte kehren wir noch kurz für einen Tankstopp ein. Wie wir erfahren gehört die Hütte zum Hotel Hochschober, es werden jedoch auch Zigeuner wie wir bedient ;) Wie Michael uns erzählt muss er noch kurz ins Hotel, da für Gäste die Möglichkeit besteht das Abendessen auf der Hütte mit schönem Ausblick zu genießen. Natürlich mit Küchenchef. So sitzen Sarah und ich um 1500 komplett allein bei der sonnigen Hütte. Sehenswert: Der Klothron. Und sollte die Hütte mal nicht bewirtschaftet sein, so können Hochschober-Gäste mit der Schlüsselkarte die sogenannte "Schatzkiste" öffnen, in der sich köstliche Getränke befinden. Nette Idee wie wir finden. Und /Schleppe-Bier schmeckt wirklich gut herb. Prädikat: Sehr lecker.
Der Weg retour verläuft nun in leichtem Gefälle zum Grünsee und weiter zum Turrachsee. Im Kornock gönnen wir uns noch den obligaten Schwitzer in der finnischen Sauna. An Wandern und anschließendem Saunieren könnte ich mich wirklich gewöhnen.
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