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5. Juli 2008

Goldbachl-Tal

(gepostet im Bereich Berg)

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Eine Wanderung durch das Goldbachl-​Tal ist Anfang bis Mitte Juli eine Attraktion für sich. Landschaftlich bereits wunderschön, kommt zu dieser Jahreszeit eine phänomenale Blütenpracht hinzu. So manch Einheimischer nennt dieses Gebiet ja "Karl-​May-​Tal". Ich nenne es lieber "Tal der 1000 Enziane". Eigentlich ist diese Tour ja aus einem Kompromiss entstanden. Den ursprünglichen Plan, mich der gipfeltreffen.at Runde über die Mölbinge anzuschließen, konnte ich aufgrund des 10jährigen Maturatreffens nicht wahrnehmen. Jedoch haben wir uns gegen die Mittagszeit bei der Hochmölbinghütte verabredet.

Zeitig um 0730 starten meine Eltern und ich am Parkplatz Schönmoos oberhalb von Wörschach. Es ist sonnig und die Luft ist noch recht kalt. Bestes Wanderwetter also. Schon ab dem Parkplatz blühen links und rechts der Forststraße Massen an Fuchs Fingerknabenkraut (Dactylorhiza fuchsii). Ich bin schon gespannt ob ich die Standorte einzelner, seltener Orchideen noch im Gedächtnis habe, da mein letzter Besuch ja auch schon wieder 3 Jahre zurückliegt. Kaum führt der Weg aus dem Fichtenforst heraus und quert die erste Forststraße, erblicke ich links einen schönen Bestand an Dactylorhiza fuchsii. Darunter auch ein rein weißes Exemplar (Dactylorhiza fuchsii var. alba), dem auch die typischen Blattflecken fehlen. Also noch alles beim Alten. Nur der Weg wurde teilweise etwas umgelegt. Vermutlich aufgrund von Forstarbeiten oder Windwurf nach Kyrill. In diesen Bereichen ist dann häufig der Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora) anzutreffen. Der Weg führt wieder in den dunklen Fichtenwald, wo rechts des Weges Orchideen wie Großes Zweiblatt (Listera ovata) und Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) wachsen. Erstere ist aufgrund ihrer grünen Blütenfarbe für das ungeschulte Auge leicht zu übersehen. Meine Mutter ist ganz erstaunt über die heimische Orchideenvielfalt.

Schließlich lassen wir den Fichtenforst endgültig hinter uns und spazieren auf einer Forststraße am Hochtausing vorbei. Die Ost-​Westüberschreitung könnte ich auch wieder einmal durchführen, wobei der Ostanstieg nach Regenfällen wirklich unangenehm schmierig sein kann. Offensichtlich wird gerade das Vieh aufgetrieben. Besonders vor dem Weiderost zur Lampoltenalm wollen die Rindviecher einfach nicht umstehen. Hui, das wäre nichts für Sarah mit ihrer Kuh-​Phobie gewesen In der Wiese um die erste Almhütte wachsen Arnika (Arnica montana), Bärtige Glockenblume (Campanula barbata) und Mücken-​Händelwurz (Gymnadenia conopsea).

Wir biegen nun rechts in den Weg hinauf zum Hochtor ein. Anfangs verläuft der Weg noch auf recht feuchtem Terrain. Dementsprechend sind hier Eisenhutblättriger Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius) und Rundblättriger Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) anzutreffen. Rund um das erste Bankerl wächst viel Türkenbund (Lilium martagon), der aber erst vermutlich in 10 Tagen aufblühen wird. Der Aufstieg verläuft schön schattig auf der Nordseite. Ein bissl frisch ist es schon, aber mein Expeditionshut leistet auch bei dieser Witterung wertvolle Dienste. Schön langsam gelangen wir in ein Hochstaudenflur. Auch hier blüht schon vereinzelt der Almrausch (Rhododendron hirstum), kombiniert mit Kugeliger Teufelskralle (Phyteuma orbiculare), Trollblumen (Trollius europaeus), Österreichischer Wolfsmilch (Euphorbia austriaca) und Wald-​Storchschnabel (Geranium sylvaticum).

Bei einem Bankerl kurz vor dem Hochtor erreichen uns wieder die wärmenden Sonnenstrahlen. Während einer kurzen Pause genießen wir die Aussicht zum Grimming, der schon wieder die Wolken um sich sammelt und hinüber ins Gesäuse zum Admonter Reichenstein. Da wir bereits auf 1700 Meter angelangt sind, müssen wir kaum noch Höhenmeter hinüber zur Liezener Hütte zurücklegen. Ab hier beginnt ja mein Lieblingsabschnitt der Wanderung. Durch lockere Zirben und Lärchenwälder spazieren wir über die Karren der Kalkfelsen. Sehr viele Narzissen-​Windrösen (Anemone narcissiflora) säumen den Weg. Normalerweise latsche ich diese Runde 10-​14 Tage später, wenn die Blütezeit schon vorbei ist. Der Zwerg-​Wachholder (Juniperus communis subsp. alpina) ist im Gebiet recht häufig und eigentlich nichts besonders. "Des is Kranawetten", meint meine Mutter. Noch nie gehört (Steht sogar in der Exkursionflora). Als Stadtkind kenne ich solche Begriffe einfach nicht. Unlängst musste mir Berni sogar erklären was Wid und a Widgoaß ist *g*

Nach gut 2h erreichen wir die saftigen Wiesen um die Liezener Hütte. Hier folgen wir wie üblich dem Goldbachl hinein ins "Tal der 1000 Enziane". Munter plätschert neben uns das Bacherl, saftige grüne Wiesen und ein paar Wolken sorgen für eine prächtige Stimmung. Urige Zirben in deren Unterholz der Almrausch blüht ergänzen die Szenerie. Erstaunlicherweise kommen hier beide Alpenrosenarten vor. Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum) mit bewimpertem Blattrand und Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) mit einer rostbraunen, unteren Blattseite. Vermutlich bildet sich hier dann auch stabile Hybridbestände (Rhododendron × intermedium). Vereinzelt sind in der Zwergstauchheide auch Pyramiden-​Günsel (Ajuga pyramidalis) und Bärwurz (Meum athamanticum) eingestreut. Nach wenigen Minuten verlassen wir den kleinen Taleinschnitt und betreten eine große Wiese mit herrlichem Blick zum Mittermöbling und Querlstein. Hier sollte man sich links halten und immer entlang der trockenen, ostseitigen Hänge wandern. Hier beginnt dieser unglaubliche Bestand an Kalk-​Glocken-​Enzian (Gentiana clusii). Die tiefblauen Blüten sind in unzählbaren Massen vertreten. Daneben blüht zurzeit auch sehr viel Alpen-​Wundklee (Anthyllis vulneraria) und auf trockeneren Mugeln die Silberwurz (Dryas octopetala). Fantastisch sage ich da nur. Leider verdecken die Wolken sehr oft die Sonne. Aufgeblitzte Bilder wirken einfach nicht besonders toll. An frisch ausgeaperten Stellen blühen sehr viele Clusius-​Primeln (Primula clusiana). Solch dichte Bestände kenne ich eigentlich nur von der Tauplitzalm. Generell sind noch einige Schneeflecken vorhanden. Glücklicherweise weiden in diesem Bereich noch nicht die Kühe.

In einer leichten Linkskurve wandern wir dann an den vielen Seelein vorbei, die sich in unterschiedlichen Stadien der Verlandung befinden. Ein See ist etwa von einem Kranz aus Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri) umgeben, den ich vor etlichen Jahren aus der Ferne für Schnee hielt. Inzwischen habe wir uns etwas aufgeteilt um nach den hiesigen Kohlröschen (Nigritella sp.) Ausschau zu halten. Das leuchtende rot dieser Orchideen kann ich leider nicht finden, entdecke jedoch andere Vertreter dieser Pflanzenfamilie: Weiße Höswurz (Pseudorchis albida) und Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride). Schließlich treffen wir wieder auf den markierten Weg 281 und wandern hinunter zur Hochmölbinghütte. Plötzlich meldet sich Paps: "I hob ans!". Tatsächlich: Das Rote Kohlröschen (Nigritella rubra) wächst hier. Kaum fünf Meter weiter dann ein Bestand von 4 Exemplaren mit wesentlich hellere Blütenfarbe und anders geformten Blütenstand. Vermutlich das Widder-​Kohlröschen (Nigritella widderi). Weiter rechts etwa 10 Meter neben dem Weg noch etliche Kohlröschen, einige erst kurz vor dem Aufblühen. Der intensive Duft nach Vanille/Kakao ist ja ganz typisch für diese Pflanzen.

Pünktlich um 1200 erreichen wir die Hütte und verputzen unsere Jause. Für mich muss es natürlich ein Steirerkasbrot & Gösser sein. Leider ist es etwas windig und ungemütlich kalt. Kurz nach 1300 trudelt dann auch die gipfeltreffen.at Runde ein, die sich heute aus Berni, Klaus, Markus, Margit, Gundi sowie Martin mit seinem Sohn zusammensetzt. Klaus begrüßt meine Eltern gleich mit: "Ahh, es sats die Oid-​Bergfexing!". Wie üblich wird viel gescherzt und gelacht. Quasi als botanischen Auftrag, hatte ich sie gebeten am Hochmölbing nach dem Dolomiten-​Mannsschild (Androsace hausmannii), der hier ein völlig isoliertes Vorkommen hat, Ausschau zu halten. Mal schauen was die Analyse von Klaus'ns Bilder zu Tage fördert

Viel zu rasch müssen wir uns von der Truppe verabschieden und wandern über den Grazer Steig, mit Blick zum Dachstein, in gut 1h30min retour. Die Feuerlilien (Lilium bulbiferum) die hier 2005 unterhalb des Weges entdeckt habe, konnte ich heuer nicht finden. Berni & Co komplettieren die Runde noch zu den Grimmingböden über die Türkenkarscharte hinunter ins Stodertal. Einen Bericht zu diesem 22 Kilometer langen Spazierer gibt es wie üblich von Berni und Markus.

Sehr gutes Timing was die Blütezeit betrifft. Selten haben wir so viele verschiedene Arten bestimmt (die komplette Liste ist doch recht arg lang). Die Almrauschblüte wird aber sicherlich erst in etwa 10 Tagen ihren Höhepunkt erreichen. Trotzdem: Diese kleine Runde ist für den Naturliebhaber unbedingt empfehlenswert.

Kommentare

mk schrieb am 07.07.2008 um 15:28

Servus Harry,
na die Tour hat sich ja gelohnt.
ein schöner Bericht mit tollen Fotos!
Meiner dauert noch etwas (ein riesiger Fotodatenberg liegt vor mir...)
Gruß Marco

Sabina schrieb am 08.07.2008 um 07:49

Ich gratulier auch herzlich zu dieser Runde - der Bericht und die Fotos sind klasse!
lg
Sabina

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