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1. April 2009

Naturschutzgebiet Fischlhamerau

(gepostet im Bereich Botanik)

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Die Fischlhamerau mit dem bekannten Entenstein ist wohl jedem Radler und Spaziergänger aus Wels wohl bekannt. Ich jedoch gestehe: Ich war noch nie dort! Also schwinge ich mich am Nachmittag auf das frisch gepflegte Bike und radle die Traun flussaufwärts. Es ist heute der erste so richtig warme Frühlingstag mit ungetrübtem Sonnenschein. So richtig optimal. Auch die Natur hat die letzte Woche hat noch einmal einen Wachstumsschub erhalten. Überall zeigen sich die Frühblüher und manche Sträucher entfalten bereits zaghaft ihre Laubblätter.

Flott strample ich entlang des Thalheimer Traunuferwegs vorbei an der Mündung des Aiterbachs. Hier hat sich regelrecht eine Monokultur des /Bärlauchs (Allium ursinum) breitgemacht. Sehr gut, dann gibt's am Abend "Bärlauchgerichte reloaded". Nach der Autobahnbrücke erreiche ich wieder eine asphaltierte Straße die zum Kraftwerk Traunleiten führt. Hier herrscht zwar Fahrverbot, was aber offensichtlich nicht für Radfahrer gilt, da unzählige Biker unterwegs sind. Am Straßenrand bis zum Kraftwerk Breitenbach fallen gelbblühende Büsche ohne grüne Blätter auf. In Oberösterreich auch als /Dirndlstrauch (Cornus mas) bekannt. Am relativ neuen Kraftwerk Breitenbach wurde eine, aus ökologischer Sicht sehr sinnvolle, Aufstiegshilfe für Fische realisiert. Natürlich wurde dies auch PR-​mäßig genutzt, was nur sinnvoll ist. So eine Anlage ist nicht gerade billig und funktioniert auch wirklich gut!

Die Straße geht in eine matschige Forststraße über, noch kurz bergauf und das Radl rollt dann hinab zum schmalen Fußweg direkt zum Entenstein, eine kleiner, mit Fichten bewachsene, Konglomeratblock. Die geologische Karte verrät auch hierzu einige Details. Die Deckenschotter wurden während der /Günzeiszeit vor 640.000 bis 540.000 Jahren abgelagert, als weite Teile des Alpenvorlands vereist waren. Teile der Endmoräne des Traun-​, Alm, Steyr-​Krems-​Gletschers findet sich etwa bei Sattledt.

Der Entenstein selbst befindet sich in einem Altarm der Traun. Dieses Gebiet von etwa 75 ha wurde 1963 unter Naturschutz gestellt und ist heute Teil des Natura 2000 Vogelschutzgebiets "Untere Traun" mit einer Fläche von 2.1000 ha. Nun könnte man doch meinen: Ein Schutzgebiet in einem Schutzgebiet? Gibt's den so was? Die Sache ist schnell erklärt. Es handelt sich hierbei quasi um zwei Paar Schuhe bzw. unterschiedliche Kategorien. Naturschutz ist in Österreich ja Landessache und wird durch Landesgesetzte verordnet. Die EU will nun anhand der /Richtlinie 92/43/EWG (landläufig auch als FFH Richtlinie bekannt) einen einheitlichen länderübergreifenden Schutz von Tiere und Pflanzen sowie deren Lebensräume fixieren. Im Falle des Vogelschutzgebietes ist dies eine so genannte SPA. Dieses Spa hat nun aber nix mit Vogel-​Wellness zu tun, sondern ist einfach die Abkürzung für Special Protected Area. Kein wunder bei 120 nachgewiesenen Vogelarten. Eine sehr eindrucksvolle /Artenliste habe ich im Internet entdeckt.

Im Naturschutzgebiet radle ich hinüber zur Landzunge zwischen Altarm und Traun. Entlang des Altarms befinden sich dichte Bestände des /Schilfs (Phragmites australis) und des /Rohrglanzgrases (Phalaris arundinacea). Zurzeit sind halt nur die Reste des Vorjahres ersichtlich. Laut Literatur gedeiht hier auch die /Sumpf-​Schwertlilie (Iris pseudacorus) und der /Blutweiderich (Lythrum salicaria). In den ruhigeren Wasserbereichen sollen auch /Seerosen (Nymphaea sp.) wachsen. Dazu vielleicht in einigen Wochen mehr.

Nach den Röhrichtflächen schließt die Weichholzau (Weiche Au) an, mit ganz markanten Pflanzen wie /Bruch-​ (Salix fragilis) und /Purpurweide (Salix purpurea) sowie viele /Grau-​Erlen (Alnus incana). Der Knospenschlüssel der Uni leistet wertvolle Dienste. Jedoch die /Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) mit ihren markanten schwarzen Endknospen konnte ich nicht entdecken, oder ich bin einfach blind. Im "Unterholz" blüht aktuell das /Gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis).

Sind die Bereiche nicht mehr regelmäßig und häufig überschwemmt, verdrängen langlebigere Harthölzer die lichtbedürftigen Weiden und es bildet sich die so genannte Hartholzau. Hier folgt noch etwas Unikram wobei /Bergahorn (Acer pseudoplatanus), /Winterlinde (Tilia cordata), /Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) und Co schnell bestimmt sind. Besonders interessant wird's dann bei den massenhaft blühenden /Blausternen (Scilla sp.). Vor einigen Jahrzehnten wurde ja entdeckt, dass sich die Pflanzen des Trauntales sich von denen des Donautales unterscheiden. Doch der Bestimmungsschlüssel ist ordentlich gefinkelt. Die Perigonblätter unterscheiden sich nur um 1 Millimeter. Zusätzlich muss noch der Durchmesser der Samen bestimmt werden, die sich nur um 0,5 Millimeter unterscheiden. Puhh Fitzelarbeit, die mich trotzdem nicht zu einem eindeutigen Ergebnis führt. Einfacher wäre es hier wohl die Chromosomen zu zählen. Der "übliche" /Zweiblatt-​Blaustern (Scilla bifolia) ist diploid, der /Traun-​Blaustern (Scilla drunensis) hat einen verdoppelten Chromosomensatz und ist somit tetraploid.

Ich latsche hinüber zum Traunufer wo sich vereinzelt /Schneerosen (Helleborus niger), viele /Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und auch der /Wald-​Gelbstern (Gagea lutea) tummeln. Weiter flussaufwärts treibt bereits der /Japanische Flügelknöterich (Fallopia japonica) aus. Eine problematische, invasive Pflanze die sich zusehends an den heimischen Flussufern ausbreitet und die hiesige Flora verdrängt. Am Westufer bildet dieser /Neophyt bereits riesige 2m hohe Bestände durch die ab dem Spätsommer ein regelrechtes überdachtes Wegsystem führt. Dort kommt allerdings noch ein zweiter Neuankömmling hinzu. Das /Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist auch hier massiv in Ausbreitung begriffen.

Inzwischen sind schon einige Stunden in der Au vergangen und ich beschließe wieder retour zu Radln. Also schwinge ich mich aufs Bike und… Klonk. Nun was ist Klonk? Klonk ist ein Geräusch, das entsteht wenn sich das linke Tretpedal verabschiedet und auf dem Boden aufschlägt. Da hat scheinbar wer heute Morgen einige Muttern nicht gründlich angezogen . Glücklicherweise habe ich meinen Bergrucksack geschultert, indem sich immer ein Leatherman befindet, mit dem ich die Mutter notdürftig anziehen kann. Leider löst sich das Teil jeden Kilometer wieder, wodurch sich die Heimfahrt recht langwierig gestaltet, was bei diesem Wetter aber auch kein Problem ist. Trotzdem: Ein sehr schönes und weitgehend naturbelassenes Gebiet, dass quasi direkt vor der Haustür liegt und viel öfter besucht werden will.

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